Triple Crown im Darts erklärt: Was sie bedeutet – und warum sie umstritten ist

FAQ
durch Nic Gayer
Sonntag, 03 August 2025 um 17:30
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In der schnelllebigen Welt des modernen Profidarts gibt es kaum ein Thema, das so viele Diskussionen entfacht wie die sogenannte Triple Crown. Der Begriff ist zwar inoffiziell, doch unter Fans und Spielern gilt er längst als Synonym für den ultimativen Erfolg im PDC-Zirkus.
In den Fokus rückte die Triple Crown zuletzt erneut durch Luke Littler. Der Youngster verwies nach seinem Triumph beim World Matchplay stolz auf den Dreifach-Erfolg – und löste damit eine hitzige Debatte aus. Besonders die Rolle der Premier League sorgt für Reibung: Denn anders als die anderen beiden Turniere handelt es sich hierbei um ein Einladungsevent ohne Einfluss auf die Weltrangliste.
Bleibt also die Frage: Ist die Triple Crown ein historisch gewachsener Maßstab – oder ein aufgeblähter Fantasietitel, der vor allem in der medialen Wahrnehmung existiert?
In diesem Artikel liefern wir Ihnen alle Informationen, die Sie zur Diskussion um die Triple Crown benötigen:
1. Was ist die „Triple Crown“ im Darts?
2. Warum ist die Triple Crown umstritten?
3. „Es ist eine Showveranstaltung“ – Warum Fans gegen die Premier League sind
4. Die Rolle der PDC in der Diskussion
5. Wer hat die schwer fassbare „Triple Crown“ gewonnen?
6. Was denken die Spieler?
7. Sollte die Premier League Teil der „Triple Crown“ sein?
8. Alternative Sichtweisen auf die „Triple Crown“
9. Die Diskussion zusammengefasst

1. Was ist die „Triple Crown“ im Darts?

Die Triple Crown im Darts beschreibt den Gewinn von drei der renommiertesten Events der Professional Darts Corporation (PDC):
  • Darts WM: Jedes Jahr rund um den Jahreswechsel im legendären Alexandra Palace in London. Es ist das Event des Dartsports – mit dem höchsten Preisgeld, der größten medialen Reichweite und einer einzigartigen Atmosphäre.
  • World Matchplay: Das prestigeträchtige Sommerturnier in den altehrwürdigen Winter Gardens in Blackpool. Bekannt für sein traditionelles Leg-Format, hohe Dramatik und den Status als Klassiker im Kalender.
  • Premier League Darts: Ein über Wochen gestreckter Wettbewerb mit Stopps in ganz Europa. Die besten Spieler der Welt treten in ausverkauften Arenen gegeneinander an. Kein K.-o.-Modus, sondern ein Marathon an Konstanz, Nervenstärke und Form.
Wer es schafft, diese drei Titel – sei es innerhalb einer Saison oder über die Karriere hinweg – zu gewinnen, hat im PDC-Darts das höchste erreicht, was man sportlich erreichen kann. So jedenfalls die weitverbreitete Ansicht.

2. Warum ist die Triple Crown umstritten?

Während sowohl die Weltmeisterschaft als auch das World Matchplay als vollwertige Majors gelten – offen für ein großes Teilnehmerfeld und mit direktem Einfluss auf die Weltrangliste –, sieht das bei der Premier League anders aus.
Die Premier League ist ein reines Einladungsturnier. Nur acht bis zehn Spieler werden jährlich nominiert – basierend teils auf der Order of Merit, teils aber auch auf Popularität und Vermarktungspotenzial. Hinzu kommt: Die Premier League zählt nicht zur PDC Order of Merit, hat also keinen Einfluss auf das Ranking der Spieler.
Zudem hat das Turnier über die Jahre zahlreiche Formatänderungen durchlebt – von Hin- und Rückrunde über Playoff-Systeme bis hin zu Miniturnieren an einzelnen Abenden. Diese Eigenheiten führen immer wieder zu der Frage, ob ein Einladungsturnier mit Showcharakter überhaupt denselben Stellenwert wie zwei echte Majors haben kann.
Die Diskussion entzündet sich also nicht an der sportlichen Qualität der Teilnehmer – sondern an der strukturellen Sonderstellung der Premier League innerhalb des Turnierkalenders.
Der WM-Pokal - auch genannt "Sid-Waddell-Trophy" gilt als wichtigste Trophäe der Darts-Welt
Der WM-Pokal - auch genannt "Sid-Waddell-Trophy" gilt als wichtigste Trophäe der Darts-Welt

3. „Es ist eine Showveranstaltung“ – Warum viele Fans die Premier League ablehnen

In den Augen vieler traditioneller Dartfans ist die Premier League Darts weniger ein sportlicher Wettkampf als vielmehr ein Showformat. Für sie steht nicht der sportliche Wettbewerb im Vordergrund, sondern Werbung, Unterhaltung und Reichweitensteigerung.
Tatsächlich wurde die Premier League ursprünglich ins Leben gerufen, um die Popularität des Dartsports zu steigern. Eine Tournee durch große Städte, mit spektakulären Inszenierungen und regelmäßig ausverkauften Arenen – die Premier League war von Beginn an als mediales Aushängeschild gedacht, nicht als klassisches Ranglistenturnier.
Diese ursprüngliche Intention ist für viele der Grund, warum sie das Event nicht auf eine Stufe mit der Weltmeisterschaft oder dem World Matchplay stellen wollen. In ihren Augen bleibt die Premier League – so hochklassig sie sportlich auch ist – letztlich eine Ausstellung.

4. Die Rolle der PDC in der Debatte

Offiziell hat die PDC den Begriff Triple Crown nie definiert oder anerkannt. Dennoch taucht er regelmäßig im Umfeld der PDC auf – vor allem in den TV-Übertragungen und im Kommentarbereich der offiziellen Broadcaster. Dort wird die Premier League häufig gleichrangig mit den großen Majors genannt.
Kein Wunder: Der Marketingwert des Events ist enorm. Millionen Zuschauer, ausverkaufte Hallen und wöchentliche Aufmerksamkeit machen die Premier League zu einem kommerziellen Giganten im Darts-Kalender.
Doch genau dieser wirtschaftliche Stellenwert sorgt für Kritik. Viele Fans – und auch einige Spieler – hinterfragen, ob reine Einschaltquoten und Showeffekte ausreichen, um einem Turnier den Status eines Major-Titels zu verleihen. Für sie bleibt die Premier League ein wichtiges, aber sportlich nicht gleichwertiges Event.

5. Wer hat die schwer fassbare Triple Crown gewonnen?

Bislang haben es nur fünf Spieler geschafft, alle drei Turniere der inoffiziellen Triple Crown zu gewinnen – ein exklusiver Kreis:
  • Phil Taylor
  • Michael van Gerwen
  • Gary Anderson
  • Luke Humphries
  • Luke Littler
Jeder von ihnen prägte das Spiel auf seine Weise – zu unterschiedlichen Zeiten, unter unterschiedlichen Bedingungen und in teils stark veränderten Turnierformaten. Eines ist jedoch gewiss: Sie alle zählen zum elitären Kreis der größten Dartspieler aller Zeiten.
Zuletzt sorgten gleich zwei neue Mitglieder für Aufsehen: Luke Humphries gewann in diesem Jahr erstmals die Premier League und komplettierte damit seine Triple Crown. Kurz darauf zog Shootingstar Luke Littler nach – und wurde im Alter von nur 18 Jahren zum jüngsten Spieler, dem dieses Kunststück gelang.

6. Was denken die Spieler?

Auch unter den Profis ist die Premier League Darts ein kontroverses Thema – insbesondere, wenn es um ihren Stellenwert innerhalb der Triple Crown geht.
Jonny Clayton, Sieger der Ausgabe 2021, bezeichnet seinen Triumph als einen der größten Momente seiner Karriere. Für ihn steht die Premier League sportlich auf Augenhöhe mit den Majors. Andere hingegen – darunter auch erfahrene Topspieler – sehen die traditionellen Ranglistenturniere wie die Weltmeisterschaft oder das World Matchplay deutlich weiter vorne, wenn es um sportliches Prestige und historischen Wert geht.
Trotz der unterschiedlichen Einschätzungen herrscht in einem Punkt weitgehend Einigkeit: Die Premier League ist ein bedeutender Bestandteil des modernen Dartsports. Sie bringt wöchentliche Präsenz in den Medien, sorgt für konstant hohe Zuschauerzahlen und füllt die Arenen mit zehntausenden Fans. Auch wenn der sportliche Stellenwert nicht unumstritten ist – in puncto Sichtbarkeit und wirtschaftlicher Bedeutung spielt die Premier League eine zentrale Rolle im PDC-Kalender.

7. Sollte die Premier League Teil der Triple Crown sein?

Die Frage, ob die Premier League Darts zur prestigeträchtigen Triple Crown zählen sollte, sorgt seit Jahren für hitzige Debatten. Während einige das Turnier längst als gleichwertigen Major betrachten, sehen andere in ihm eher ein Showevent ohne sportlich ausreichende Legitimation.
Argumente für die Aufnahme:
  • Reichweite & Preisgeld: Die Premier League erreicht jährlich Millionen von Zuschauern und ist – hinter der Weltmeisterschaft – das höchstdotierte Turnier der PDC.
  • Elite-Turnier: Nur die besten Spieler der Welt werden eingeladen. Das Teilnehmerfeld ist durchweg hochklassig, die Konkurrenz entsprechend groß.
  • Tradition & Bedeutung: Seit fast zwei Jahrzehnten ist die Premier League fester Bestandteil des PDC-Kalenders – mit enormer medialer und kommerzieller Strahlkraft.
Argumente gegen die Einbeziehung:
  • Fehlende Qualifikation: Die Teilnahme erfolgt ausschließlich per Einladung – ein sportlicher Zugang durch Turnierleistung ist nicht möglich.
  • Keine Ranglistenrelevanz: Die Premier League fließt nicht in die Order of Merit ein und beeinflusst weder Setzlisten noch Qualifikationen.
  • Inkonstantes Format: Durch regelmäßige Änderungen im Spielmodus (z. B. Knockout-Phasen, Ligasysteme) ist eine historische Vergleichbarkeit erschwert.
Fazit: Die Premier League ist zweifellos eines der größten Turniere der Szene – aber ob sie auch sportlich auf einer Stufe mit Weltmeisterschaft und World Matchplay steht, bleibt Auslegungssache.
Sollte die Premier League auf eine Stufe mit der Darts WM und dem World Matchplay gestellt werden?
Sollte die Premier League auf eine Stufe mit der Darts WM und dem World Matchplay gestellt werden?

8. Alternative Ansichten zur "Triple Crown"

Nicht alle Fans und Experten unterstützen die gängige Definition der Triple Crown. Einige fordern eine Version, die ausschließlich auf offiziellen Ranglistenturnieren basiert – um mehr Fairness und sportliche Chancengleichheit zu gewährleisten.
Aus dieser Perspektive würde die Premier League als Einladungsturnier wegfallen. Stattdessen werden häufig Turniere wie die UK Open oder der Grand Slam of Darts als besser geeignete Alternativen genannt. Beide Events zeichnen sich durch offene oder breit gestreute Qualifikationsverfahren aus und besitzen einen hohen sportlichen Stellenwert innerhalb der PDC-Struktur.

9. Die Diskussion zusammengefasst

Die Triple Crown im Dartsport bleibt ein umstrittenes Konstrukt – eine Mischung aus Faszination, Mythos und Marketing. Unbestritten ist: Wer die Weltmeisterschaft, das World Matchplay und die Premier League gewinnt, gehört zu den größten Spielern der Ära.
Doch ebenso klar ist: Die Premier League ist kein Ranglistenturnier, sondern ein Einladungsevent mit Showcharakter – was regelmäßig Zweifel an ihrer Legitimität innerhalb der Triple Crown aufkommen lässt.
Während der Dartsport weiterhin global wächst und sich weiter professionalisiert, dürfte diese Diskussion an Relevanz gewinnen. Ob der Begriff Triple Crown eines Tages offiziell definiert – oder gar umgestaltet – wird, bleibt vorerst offen. Bis dahin bleibt sie das, was sie ist: ein Titel, der für manche alles bedeutet – und für andere nur ein PR-Konstrukt ist.
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