"Als erste Niederländerin dort zu stehen, ist für mich der ultimative Mittelfinger" - Noa-Lynn van Leuven darf sich auf Debüt bei der Darts WM vorbereiten

PDC
Montag, 21 Oktober 2024 um 13:00
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Noa-Lynn van Leuven ist die erste Transfrau, die sich für die Darts Weltmeisterschaft im Alexandra Palace qualifiziert hat. Van Leuven wurde Zweite bei der PDC Women's Series und kann damit ihr Ticket nach London buchen.
Van Leuven hat dennoch ein ereignisreiches Jahr bei der Women's Series hinter sich. Vor einiger Zeit verlor sie bei einem Turnier gegen Lorraine Hyde, was zu spontanem Beifall führte. "Das war so demütigend", sagt sie im Gespräch mit NU.nl. "Ich dachte: Jetzt verliere ich und es ist trotzdem nicht gut. Eigentlich verliere ich immer, egal ob ich gewinne oder nicht."
Gegenwind
Danach legte sich der Sturm um van Leuven nicht mehr, ganz im Gegenteil. Zunächst erklärten Anca Zijlstra und Aileen de Graaf, dass sie nicht mehr für die niederländische Mannschaft spielen wollten, solange van Leuven einberufen wurde. Deta Hedman ging sogar noch einen Schritt weiter und weigerte sich jedes Mal, gegen van Leuven zu spielen, wenn sie ausgelost wurde. Hedman findet es zum Beispiel ungerecht, dass Transfrauen nicht menstruieren. "Aber es gibt Pillen, die diese Menstruationssymptome unterdrücken", sagt van Leuven. "Das ist so gefragt. Ich höre auch: 'Du hast längere Arme, also bist du näher an der Platte'. Haben Sie jemals die Arme von Phil Taylor (dem erfolgreichsten Dartspieler aller Zeiten, Anm. d. Red.) gesehen? Die sind halb so lang wie meine."
Kurz vor Beginn des WDF World Cups (bei dem van Leuven mit dem niederländischen Team Gold gewann und auch das Paarturnier für sich entschied) wurde auf einer Mitgliederversammlung beschlossen, dass Transfrauen bei künftigen WDF-Turnieren nicht mehr willkommen sind. Es ist allerdings noch nicht ganz klar, wann diese Regel in Kraft treten wird.
Wütend
Van Leuven reagierte wütend in den sozialen Medien und postete ein Bild von sich mit einem großen roten Kreuz durch ihr Gesicht. "Ich dachte, die Welt sollte es wissen", sagte sie. "Das ist Diskriminierung. Wir sind mit dem Dartsport 40 Jahre zurückgeworfen worden."
Noa-Lynn van Leuven
Noa-Lynn van Leuven
Auf der Damentour bekommt van Leuven auch positive Reaktionen, vor allem von jüngeren Spielerinnen: "Sie sagen mir insgeheim, dass sie die Aufregung nicht verstehen. Aber es gibt auch eine Menge konservativer, giftiger Zicken auf der Damentour. Die sehen mich als Bedrohung."
Van Leuven wird auch dafür kritisiert, dass sie früher als Mann kein großes Talent war, jetzt aber bei den Frauen ganz oben mitspielt. "Ich werfe jetzt gut, weil ich mich wohler fühle", sagt sie. "Es geht darum, Geld und Stunden zu investieren. Nicht viele Frauen tun das, aber ich tue es. Ich habe bewiesen, dass ich auch gegen Männer gewinnen kann."
Auswirkung
Aber auch abseits des Dartsports hat all die Kritik einen ziemlichen Einfluss auf van Leuvens Leben gehabt: "Die Leute schicken die schrecklichsten Nachrichten und bereiten dann weiter ihre Pasta zu. Sie haben keine Ahnung, welche Auswirkungen das auf mein Leben hat. Ich habe mich mehrere Wochen lang nicht auf die Straße getraut und hatte Panikattacken. Es hat einige Zeit gedauert, bis die Angst verschwunden war."
Van Leuven freut sich derweil schon auf die Teilnahme an der Darts WM. Aber hat sie nicht auch Angst, dort abzufackeln? "Das werden wir sehen. Es ist mir egal. Dort als erste Niederländerin zu stehen, ist für mich schon der ultimative Mittelfinger."

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