"Bitte helft uns Asiaten" – Hong Kong zieht mit starker Teamleistung ins Viertelfinale ein – und sendet eindringlichen Appell über die Hürden des Profisports
Die Sensation lebt: Hong Kong steht im Viertelfinale des World Cup of Darts 2025! Mit einem überzeugenden 8-4-Erfolg gegen Schweden haben sich Man Lok Leung und Lok Yin Lee in der Frankfurter Eissporthalle eindrucksvoll unter die letzten Acht gespielt – und träumen nun davon, ihren Platz in den Geschichtsbüchern ihres Landes weiter auszubauen. Wenige Augenblicke nach der Partie sprachen die beiden Landsmänner in einer Pressekonferenz gegenüber Dartsnews.de über ihren Viertelfinaleinzug.
Nach dem Match war vor allem Man Lok Leung sichtlich erleichtert – und dankbar: „Als ich gestern ins Bett gegangen bin, dachte ich mir: Ich muss morgen besser spielen. Ich habe es ihm (Lok Yin) auch versprochen. Ich bin also sehr glücklich, dass er weiterhin an mich geglaubt hat und mir so viel Unterstützung gibt. Danke an Hong Kong und alle Asiaten, die uns live zuschauen, um uns zu unterstützen. Vielen, vielen Dank!“
Doppel-Disziplin als Stärke: „Ich will meinen Teamkollegen nicht enttäuschen“
Teamkollege Lok Yin Lee zeigte sich ebenfalls überglücklich – und betonte, wie sehr ihm das Doppel-Format liegt: „Ich glaube, das war für mich der beste Tag meiner bisherigen Karriere, ja. Ich liebe es, im Doppel zu spielen. Ich glaube, dass uns dieser Team-Spirit sehr gut tut. Sobald ich im Doppel spiele, bin ich total fokussiert, weil ich nicht möchte, dass mein Teamkollege sich für mich schämen muss oder von mir enttäuscht ist. Jetzt bin ich einfach total glücklich, dass wir Schweden geschlagen haben – und jetzt müssen wir uns voll und ganz auf morgen konzentrieren!“
Begeistern die Eissporthalle in Frankfurt mit ihrem einzigartigen Spirit: Man Lok Leung und Lok Yin Lee
Auf die mögliche Viertelfinalpaarung angesprochen – es könnte gegen Wales oder die Philippinen gehen – reagierten beide gelassen: „Vielleicht werden es aber auch die Philippinen!“, witzelte Leung lachend. „Wir unterstützen die Asiaten!“ Lok Yin Lee ergänzte: „Egal wer es wird – wir werden in das Spiel gehen und bereit sein!“
Beide Hongkonger machten in den letzten Jahren auch auf der WM-Bühne im Alexandra Palace auf sich aufmerksam – eine Erfahrung, die sie offenbar noch enger zusammengeschweißt hat. „Damals haben wir für uns selbst gekämpft – hier kämpfen wir für uns als Team, nicht nur für uns. Wir kämpfen füreinander, ich liebe es, so zu spielen“, sagte Lok Yin Lee. Und Man Lok Leung ergänzte: „Wenn ich eine Single-Partie spiele und ein Feld verfehle, werde ich nervös. Aber jetzt, wenn ich vorbeiwerfe, vertraue ich total in meinen Teamkollegen. Er unterstützt mich total – also ist ein großer Unterschied zwischen diesem Turnier hier und dem Ally Pally.“
Profikarriere? „Bitte helft uns Asiaten“
Obwohl sie aktuell zu den Überraschungsteams des Turniers gehören, ist für beide Spieler der Weg zur Profikarriere noch weit – auch aus finanziellen Gründen. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könnten, die Q-School zu spielen, reagierte Leung offen und ehrlich: „Ich bin nicht bereit, die Q-School zu spielen oder eine Tour Card zu gewinnen. Ich habe einen normalen Job zu Hause in Hong Kong – es ist schwierig für uns Asiaten, weil die Reisekosten so teuer sind. Bitte helft uns – unterstützt uns!“ – schickt er mit einem breiten Grinsen einen Appell in die Kamera.
Lok Yin Lee ergänzt: „Beim letzten Mal im Ally Pally wurde mir klar, wie schwierig es für uns Asiaten ist, die Q-School zu spielen. Weil man das Geld dafür haben muss – das ist wichtig. Das Geld hilft uns, unseren Traum zu verwirklichen. Wenn du das Geld hast, kannst du dich sehr glücklich schätzen.“
Neben aller Ernsthaftigkeit präsentierte sich das Duo wie gewohnt auch locker und charmant – etwa bei der Frage nach Lees Markenzeichen, dem Handtuch im Nacken. „Weil mir sehr, sehr heiß ist“, lachte der 25-Jährige und wischte sich das Gesicht ab. Leung konterte: „Im Hotel, die Klimaanlage… sie ist so, so kalt eingestellt – furchtbar!“ Auch das zeigt: Dieses Team funktioniert – auf und neben der Bühne.
Mit dem Einzug ins Viertelfinale ziehen sie übrigens mit dem bislang erfolgreichsten Hong Kong-Team (Royden Lam & Scott McKenzie) gleich – doch sie haben Größeres vor. „Ich möchte einen neuen Rekord für Hong Kong aufstellen. Royden Lam und Scott McKenzie sind auch ins Viertelfinale eingezogen – also müssen wir einen neuen Rekord aufstellen und sie übertreffen… die neue Generation!“, sagte Man Lok Leung entschlossen.
Und Lok Yin Lee? Der fühlt sich der Geschichte verpflichtet – aber auch motiviert: „Royden ist mein Lehrer, ich folge in seinen Spuren – aber jetzt versuche ich, ihn zu überholen.“