Denkt man an die Entwicklung des Dartssports in Deutschland, so werden wohl viele zuerst an Max Hopp denken. Doch nur wenigen ist bekannt, dass schon vor dem Maximiser drei weitere Deutsche im Besitz einer PDC Tour Card waren.
Neben Tomas "Shorty" Seyler, der so manchem auch durch die Sport1-Übertragungen diverser Dartturniere in der Vergangenheit ein Begriff ist, waren auch Jyhan Artut und Andree Welge im PDC Circuit aktiv. Diesen beiden deutschen Spielern gelang es beim World Cup of Darts 2013 deutsche Dartsgeschichte zu schreiben, als sie Deutschland zur Begeisterung des Publikums in Hamburg ins Viertelfinale brachten. Etwas, das das zuvor noch keinem Deutschen gelungen war.
Das deutsche Team schloss die Gruppenphase mit vier Punkten als Führende ab, nachdem es Finnland (Jani Haavisto und Jarkko Komula) mit 5-3 und die USA (Darin Young und Larry Butler) ebenfalls mit 5-3 hat besiegen können.
Im Achtelfinale trafen Artut und Welge auf die Polen Krzysztof Ratajski und Krzysztof Kciuk. Die beiden Teams lieferten sich ein Match mit vielen Höhen und Tiefen.
Das 1-0 sicherte sich Artut auf der Doppel 16, bevor Welge für das deutsche Team zum 2-0 breakte, nachdem Kciuk Tops zum Ausgleich verfehlt hatte.
Das nun folgende Leg war voller Tücken. Hatte Deutschland bereits nach neun Darts mit 155 ein Finish stehen, so konnte es diesen tollen Einstieg in das Leg einfach nicht nutzen. Nach der fünften Aufnahme hatte Polen mit 60 Rest ebenfalls ein Finish stehen, und nachdem Deutschland nach insgesamt 24 Darts weiterhin keinen Leggewinn hat verbuchen können, verwandelte Kciuk seinen zweiten Darts auf die Doppel 8 zum Rebreak.
So langatmig das dritte Leg war, so schnell war das vierte Leg im Kasten. Nach neun Darts hatte Deutschland ein 122er Finish stehen, das Welge über Single 18, Triple 18 und Bullseye löschte, um mit diesem Break in 12 Darts den alten Abstand wieder herzustellen. Mit einem 22-Darter zog Deutschland anschließend auf 4-1 davon und brauchte nun nur noch ein Leg zum Sieg.
Doch nun machte sich anscheinend Nervosität bei den Spielern breit. Zwar hatte das deutsche Team erneut nach neun Darts ein Finish stehen - dieses Mal waren es 121, die es noch zu löschen galt - und damit im Leg der Polen einen guten Vorsprung, jedoch konnte Welge dieses Finish nicht löschen. Er traf zwar die Triple 20, jedoch ging sein zweiter Dart ins Bullseye statt ins 25er Segment. Aufgrund dessen konnte er nur noch ein Finish für Artut stellen. Die Doppel 4 sollte es sein. Diese aber erwies sich als eine unlösbare Aufgabe. Zwar konnte Artut auf 4 Punkte reduzieren, aber diese standen zwei Aufnahmen später nach wie vor auf der Anzeigetafel. Nachdem Ratajski und Kciuk also insgesamt neun Matchdarts der Deutschen überstanden hatten, kam Polen in einem Leg in 23 Darts bei eigenem Anwurf auf 4-2 heran.
Was nun folgte, war das komplette Gegenteil vom sechsten Leg und dürfte so manchen Zuschauer in Staunen versetzt haben. Das deutsche Team stieg mit zwei 180ern in das Leg ein und mit einem tollen 12-Darter ging der Sieg und damit der Einzug ins Viertelfinale des World Cup of Darts nach Deutschland.
In der Runde der letzten Acht unterlag Deutschland übrigens Finnland, also dem Land, das es in der Gruppenphase noch hat besiegen können, mit 1-2. Artut konnte Haavisto mit 4-1 besiegen, jedoch unterlag Welge dem Finnen Komula mit 2-4. So musste das Doppel entscheiden, das mit 4-3 nur knapp zugunsten der Finnen ausging.
Artut schaffte es in seiner Profi-Karriere von 2011 bis 2016 bei der PDC noch einmal bis in das Viertelfinale des World Cup of Darts, als er 2015 zusammen mit Hopp bei diesem einzigartigen Länderturnier antrat. Hier unterlag das deutsche Team England, vertreten durch Phil Taylor und Adrian Lewis, mit einem glatten 0-2.
Video YouTube: Polen gegen Deutschland World Cup of Darts 2013<br>