Charlie Manby bleibt eine der positiven Überraschungen der
Darts WM 2026. Der junge Engländer zog
mit einem überzeugenden 3:0-Sieg gegen
Adam Sevada in die dritte Runde ein – und tat das auf eine Art, die sein sportliches Wachstum, seine mentale Reife und seinen bemerkenswert nüchternen Blick auf den Sport unterstrich. Hohe Effizienz auf die Doppel, kaum abgegebene Legs und eine auffallend ruhige Ausstrahlung zeigten deutlich, dass Manby sich bei seinem WM-Debüt nicht von der
großen Bühne im Alexandra Palace einschüchtern lässt.
„Ja, ich bin hier wirklich sehr zufrieden damit“,
sagte Manby nach dem Match gegenüber Medien wie Dartsnews (YouTube). „Ich denke, ich habe in den richtigen Momenten das Richtige gemacht. Darum geht es am Ende im Darts. Also ja, ich genieße es wirklich.“
Effizienter und reifer Auftritt
Die nackten Zahlen sprachen eine klare Sprache. Manby traf 47 Prozent seiner Doppel und gab im gesamten Match lediglich ein Leg ab. Eine Leistung, die gerade bei einer WM-Premiere Eindruck hinterließ. Trotzdem blieb der Engländer bewusst bodenständig. „Manchmal schauen die Leute nur auf das Niveau des Gegners und sagen dann: Er hat nicht sein bestes Spiel gezeigt“, erklärte er. „Aber im Darts gibt es immer Schlüsselmomente. Und dann musst du da sein. Ich denke, das habe ich gut gemacht.“
Charlie Manby trifft in der dritten Runde der WM Darts 2026 auf Ricky Evans
Genau diese Fähigkeit, in entscheidenden Situationen präsent zu sein, zeichnete Manby aus. Während sein erstes WM-Spiel gegen Cameron Menzies ein emotionales, intensives Duell war, entwickelte sich diese Partie völlig anders. Sevada fand nie wirklich in sein Spiel, doch Manby blieb aufmerksam. „Du musst immer im Hinterkopf behalten: Das kann ganz schnell kippen. Ein Leg kann alles verändern. Also konzentrierst du dich auf diese wichtigen Momente und versuchst, nachzulegen.“
Nach Weihnachten wartet mit
Ricky Evans in der dritten Runde ein komplett anderes Szenario. Evans ist für sein hohes Tempo bekannt und wird das Publikum mitreißen. Manby bleibt davon unbeeindruckt. „Mein Selbstvertrauen ist groß“, sagte er. „Vielleicht ist mir noch nicht ganz bewusst, was hier alles passiert, aber ich fühle mich gut. Ich spiele gut. Und dieses Jahr fühlt sich für mich wie eine freie Chance an.“
Diese Aussage steht sinnbildlich für seine Haltung. Manby betrachtet seine WM-Teilnahme nicht als Pflicht oder Drucksituation, sondern als Belohnung für ein starkes Jahr. „Es ist mein erstes Jahr, in dem ich alles auf diesem Niveau erlebe. Und ehrlich gesagt denke ich, dass ich es ziemlich gut gemacht habe.“
Abstand zu sozialen Medien
Auffällig ist der bewusste Umgang Manbys mit äußeren Einflüssen, insbesondere mit sozialen Medien. Während viele junge Spieler sich von Reaktionen und Meinungen treiben lassen, hält er gezielt Abstand. „Nein, ich schaue eigentlich kaum auf Social Media“, sagte er offen. „Die Leute wollen dort doch oft negativ sein.“
Vor seinem ersten WM-Auftritt ging er sogar komplett offline. „Ich war eine Woche nicht auf Social Media, habe mein erstes Match gewonnen, einen Tag reingeschaut und bin dann wieder offline gegangen“, erklärte er. „Es hilft mir einfach nicht.“
Dieser Ansatz zahlt sich aus. Statt sich von Erwartungen oder Kritik beeinflussen zu lassen, richtet Manby den Fokus vollständig auf sein eigenes Spiel und seine Entwicklung. „Ich will einfach über Darts sprechen und darüber, was ich auf der Bühne zeige. Das ist als Debütant schon schwierig genug.“
Von der Development Tour in den Ally Pally
Der Weg auf die Bühne des Alexandra Palace war kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit. Manby belegte Platz vier auf der Development Tour und sicherte sich damit sein WM-Ticket. „Es war ein langes Jahr“, blickte er zurück. „Aber all die harte Arbeit hat sich ausgezahlt. Das sieht man jetzt.“
Dass er nach Weihnachten noch im Turnier steht, fühlt sich für ihn wie eine klare Bestätigung an. „Die dritte Runde zu erreichen, ist einfach ein großartiges Gefühl“, sagte Manby. „Und das Spiel gegen Ricky ist für uns beide eine große Chance.“
An Preisgeld oder mögliche Konsequenzen denkt er bewusst nicht. „Das Geld bedeutet mir wirklich nichts“, stellte er klar. „Ich will einfach mitspielen, konkurrieren und mich mit den besten Spielern messen. Und ich spüre, dass ich das dieses Jahr getan habe.“
Höhepunkt reiht sich an Höhepunkt
Die Weltmeisterschaft ist vorerst der Höhepunkt einer Karrierephase, in der für Manby vieles zusammenpasst. Bereits vor seinem Ally-Pally-Abenteuer gewann er die MODUS Super Series – ein bedeutender Meilenstein in seiner noch jungen Karriere. „Ja, es ist alles ziemlich viel“, sagte er lachend. „Ich bin schon ein bisschen im Flow. Aber ich weiß auch, dass ich irgendwann wieder mit beiden Füßen auf dem Boden stehen muss.“
Bemerkenswert ist, dass Manby Nervosität nicht vermeidet, sondern gezielt sucht. „Vor diesem Match wollte ich mich eigentlich etwas nervöser fühlen als in der ersten Runde“, erklärte er. „Ich mag diese Spannung. Sie treibt mich an.“
Neben dem Dartsport ist Manby auch in einer Tanzakademie in seiner Heimatstadt aktiv. Für die Jugendlichen dort wirkt sein WM-Auftritt beinahe surreal. „Das ist wirklich mit nichts zu vergleichen“, sagte er. „Auf dieser Bühne zu stehen, mit 4.000 Menschen im Saal – das ist etwas völlig anderes als im Schlafzimmer oder in einer lokalen Halle zu spielen.“
Gerade daraus zieht er eine wichtige Erkenntnis. „Das ist der Ort, an dem du sein willst. Aber es bleibt wichtig, sich daran zu erinnern, woher man kommt.“
Keine großen Veränderungen
Für die Feiertage kehrt Manby zunächst nach Hause zurück. An seiner Routine will er nichts ändern. „Ich will einfach chillen“, sagte er. „Alles so machen, wie ich es sonst auch mache. Weihnachten mit meiner Familie feiern. Das ändert sich nicht wegen eines Turniers.“
Diese Bodenständigkeit hilft ihm auch im Umgang mit der wachsenden Aufmerksamkeit. „Nach meinem ersten Sieg war es wirklich seltsam, nach Hause zu kommen. Alles fühlte sich anders an“, erklärte er. „Aber meine Familie und Freunde sehen mich einfach als Charlie. Und das ist gut. Das hält mich auf dem Boden.“
Mit dem Einzug unter die letzten 32 hat Charlie Manby seine eigenen Erwartungen bereits übertroffen. Und doch wirkt es, als stehe er erst am Anfang. Gedanken an eine mögliche Publikumsunterstützung für Ricky Evans schiebt er beiseite. „Es ist mir egal, ob sie für mich oder für ihn sind“, sagte er. „Ich werde es einfach wieder annehmen und genießen. Genau das habe ich bisher getan – und das hat mich hierher gebracht.“