„Es gab einen Punkt, an dem ich dachte: Ich verliere sowieso“ – Dimitri Van den Bergh ist bereit für die Darts-WM

PDC
Montag, 08 Dezember 2025 um 14:00
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Nur noch wenige Tage bis zur Darts WM im Alexandra Palace – und Dimitri Van den Bergh blickt seiner Erstrundenpartie am 14. Dezember erstaunlich gelassen entgegen. Der 31-Jährige aus Antwerpen hat eines seiner schwierigsten Jahre seit seinem Durchbruch hinter sich. Doch inzwischen spürt er, dass sich das Blatt wendet. Mit neuer Motivation, intensiven Trainingswochen und einem klaren Kopf hofft er, das Jahr 2025 positiv abzuschließen.
Vor kurzem stand Van den Bergh erneut im Rampenlicht: Bei der dritten Ausgabe von Top of Darts in Affligem sorgten fast 2.000 Fans für eine elektrisierende Atmosphäre. Gerwyn Price, Jonny Clayton, Mike De Decker und Andy Baetens gehörten zu den weiteren Stars des Abends. Clayton gewann das Turnier im Finale gegen Van den Bergh, doch der Belgier stahl mit jedem Walk-on die Show.
Das überraschte kaum, denn die Dartwelt musste 2025 oft ohne ihn auskommen. Seine zweimonatige Auszeit kostete ihm mehrere große Turniere – ein ungewohnter Zustand für jemanden, der jahrelang auf nahezu jeder PDC-Bühne präsent war.
„Es hat wirklich wehgetan, diese Majors zu verpassen“, sagte er dem Het Nieuwsblad. „Ich war es gewohnt, immer dabei zu sein. Zuhause auf der Couch zu sitzen und Turniere zu verfolgen, an denen ich normalerweise teilnehme – das war hart. Aber ich bin eben auch Fan. Und gleichzeitig hatte ich nur einen Gedanken: Fokus auf die Weltmeisterschaft.“

Intensive Vorbereitung statt Bühnenlicht

Seit Ende Oktober hat Van den Bergh kein offizielles Spiel mehr bestritten. Ruhig ging es dennoch nicht zu. Im Haus der Familie Van den Bergh wurde trainiert wie selten zuvor.
„Seit Anfang Oktober trainiere ich fünf Tage die Woche – mindestens“, berichtet er. „Oft sogar doppelt, mehrere Stunden täglich, zusammen mit meinem kleinen Bruder Xanti.“ Wettkämpfe könne Training nicht ersetzen, sagt er, aber er spüre, wie viel Arbeit er in sich investiere. „Ich bin vorbereitet.“
Ein kleiner Meilenstein gab ihm zusätzlich Auftrieb: Gemeinsam mit seinem Freund Glenn gewann er ein lokales Doppelturnier. „Das klingt vielleicht wenig, aber mental war das ein Sieg. Selbstvertrauen aufzubauen ist genauso wichtig wie Technik.“

Ein Jahr, das schwer auf den Schultern lag

2025 war für Van den Bergh ein Jahr voller mentaler Herausforderungen. Im April verließ er während eines Players Championship Turniers sogar kurzfristig den Spielort – der Druck war zu groß, der Spaß verschwunden. Die Folge: zwei Monate Pause.
„Ich hatte eine Menge mentaler Probleme. Ich bin auch nur ein Mensch“, erklärt er. „Die Unterstützung der Fans und der Spieler bedeutete mir enorm viel.“
Besonders bewegten ihn die Worte von Weltmeister Luke Humphries: „Er sagte, ich hätte eine kluge Entscheidung getroffen und dass nicht immer alles einfach ist. Wenn so jemand das sagt, dann berührt dich das.“
Dabei hatte das Jahr eigentlich stark begonnen: Halbfinale bei den World Masters, ein Neun-Darter gegen Michael van Gerwen – sein sportlicher „Erzfeind“. Doch nach der Pause fiel es schwer, an dieses Niveau anzuknüpfen.
„Frustrierend – bis heute“, gesteht Van den Bergh. „Ich wollte einfach nur gewinnen. Aber irgendwann kamen Gedanken wie: ‘Es ist egal, gegen wen ich spiele, ich verliere sowieso.’ Da wusste ich: Das ist nicht gesund. Ich musste Abstand gewinnen.“
Gewann 2024 die UK Open: Dimitri van den Bergh
Gewann 2024 die UK Open: Dimitri van den Bergh

Neue Ruhe, neuer Fokus

Im Nachhinein war die Auszeit der richtige Schritt. Sie gab ihm Raum, seine mentale und körperliche Verfassung neu auszurichten.
„Ich begann mich zu fragen: Wie fühle ich mich wirklich? Heute kann ich sagen, dass ich mich seit Langem nicht mehr so positiv gefühlt habe. Ich mache mir viel weniger Sorgen. Und das nehme ich mit in den Ally Pally.“

Blick auf London – und weit darüber hinaus

In Runde eins der Darts-WM wartet der Schotte Darren Beveridge – kein leichter Auftakt, aber Van den Bergh wirkt unbeirrt.
„Ich reise mit einem leeren Kopf nach London, mit dem Gefühl: Ich habe alles getan, was ich tun konnte. Ich bin vorbereitet und glaube wieder an mich.“
Der „DreamMaker“ hat ein hartes Jahr hinter sich, aber er ist entschlossen, 2025 mit einem starken Auftritt zu beenden.
„Ich werde niemals aufgeben“, sagt er zum Schluss. „Wenn ich ein Spiel beginne, dann immer mit Vollgas. Und diese Weltmeisterschaft fühlt sich wie ein Neuanfang an.“
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