Mike De Decker hat sich am Sonntagnachmittag beim World Matchplay 2025 eindrucksvoll zurückgemeldet. In einem von Spannung und Wendungen geprägten Duell setzte sich der Belgier mit 10-7 gegen Dave Chisnall durch und zog zum ersten Mal in die zweite Runde des prestigeträchtigen Turniers in Blackpool ein.
Zufrieden, aber selbstkritisch zeigte sich De Decker gegenüber Dartsnews.de in einer Pressekonferenz nach dem Match. „Höhen und Tiefen, gute Phasen und schlechte Phasen – so ist das Spiel ein bisschen gelaufen“, fasste er zusammen. „Aber ich bin froh, dass ich in den Momenten, in denen es zählte, da war.“
Trotz Umzug und wenig Training – De Decker liefert ab
Die Vorbereitung auf das Turnier war alles andere als ideal. Aufgrund eines Umzugs konnte De Decker zuletzt kaum trainieren. Umso mehr freute ihn seine Leistung auf der Bühne: „Gerade weil ich wenig trainieren konnte, fühlt es sich gut an, in den entscheidenden Momenten solche Finishes zu treffen. Das gibt Selbstvertrauen.“
Mit geringen Erwartungen angereist, wollte der 28-Jährige vor allem eines: gut spielen. „Vielleicht klingt das verrückt, aber für mich war es zweitrangig, ob ich gewinne oder verliere. Ich wollte eine gute Leistung zeigen. Dass am Ende auch noch der Sieg rausspringt, ist ein Bonus.“
Erlebte im Jahr 2024 seinen Durchbruch in die erweiterte Weltspitze: Mike De Decker
Formsuche nach dem Grand Prix-Coup – und Selbstkritik nach der WM
Mit dem Gewinn des World Grand Prix hatte De Decker im vergangenen Jahr für eine der größten Überraschungen der Saison gesorgt. Doch an diese Form konnte er seither nur phasenweise anknüpfen. „Beim Grand Slam und bei den Players Championship Finals war ich zufrieden“, sagte er. „Aber bei der Weltmeisterschaft lief es überhaupt nicht. Das war enttäuschend.“
Vor allem die Niederlage gegen Luke Woodhouse in Runde eins habe ihn getroffen. „Aber Luke ist ein phänomenaler Spieler. Ich wusste, dass ich gut spielen muss – und das habe ich nicht. Er schon. Deshalb war ich enttäuscht, aber nicht überrascht.“
Ein Materialwechsel im Anschluss – neue Flights und Shafts nach dem Ausrüster-Wechsel zu Mission – erschwerte die Konstanz zusätzlich. „Die letzten sechs Monate waren ein Auf und Ab“, so De Decker offen. „Ich versuche jetzt, mein Selbstvertrauen Schritt für Schritt zurückzuholen.“
„Der Druck kommt vor allem von euch“ – über Erwartung, Realität und Medien
Nach dem Grand-Prix-Sieg rückte De Decker in den Fokus der Öffentlichkeit – und mit der Aufmerksamkeit kam auch der Erwartungsdruck. Für ihn keine einfache Situation: „Ich glaube, ich bin von der Form, die ich damals hatte, noch ein Stück entfernt. Es ist eine Herausforderung“, sagte er.
Ob der Druck von außen dabei eine Rolle spielt? „Vielleicht. Aber der kommt hauptsächlich von euch, den Medien“, erklärte er mit einem Lächeln. „Ihr sagt: 'Er ist ein Major-Sieger, er muss sich beweisen.' Aber ich mache einfach das, was ich immer mache.“
Unerwarteter Anruf – Einladung zur World Series in Down Under
Einen besonderen Motivationsschub erhielt De Decker vor Kurzem abseits des Matchplay-Geschehens: eine Einladung zu den World Series Events in Australien und Neuseeland. Für ihn völlig überraschend. „Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Jeder weiß, wie ich über die World Series in den Niederlanden oder die Premier League denke. Aber ich freue mich riesig darauf.“
Die Art und Weise, wie er davon erfuhr, war typisch für die oft humorvolle Dartswelt. „Ich war gerade auf der European Tour in Kiel, als mein Manager mich anrief. Er sagte zuerst: 'Ich habe schlechte Nachrichten.' Ich dachte: Oh nein, was jetzt? Dann sagte er: 'Du fährst nach Australien und Neuseeland.' Das hat mir echt Auftrieb gegeben.“
Für De Decker ist die Einladung nicht nur eine Ehre, sondern auch eine Anerkennung seiner Leistungen. „Dass ich dorthin eingeladen werde, zeigt, dass die PDC sieht, was ich letztes Jahr erreicht habe.“
Ob seine früheren kritischen Äußerungen über die World Series eine Rolle gespielt haben könnten? „Wenn sie mich nicht eingeladen hätten, wäre das ihre Entscheidung gewesen. Aber ich stehe zu dem, was ich damals gesagt habe. Und jetzt werde ich die Erfahrung genießen. Es ist eine schöne Gelegenheit für die nächste Etappe.“