„Frauen sind nicht dazu da, die Zahlen zu verbessern" - Inspiriert von Luke Humphries bereitet sich Gemma Hayter auf ihr Debüt bei der Darts WM vor

PDC
Dienstag, 21 Oktober 2025 um 13:30
Gemma Hayter 2
Gemma Hayters Rückkehr in den Dartsport zählt zu den beeindruckendsten Entwicklungen der Saison 2025. Nach einer mehrjährigen Auszeit meldet sich die Werferin aus Portsmouth nicht nur zurück – sie etabliert sich wieder an der Spitze, mit einem torlosen Beharren, professioneller Einstellung und einer großen Portion Inspiration.
Vor allem der Erfolg von Luke Humphries, der 2024 die Weltmeisterschaft holte, war für sie ein Katalysator: „Als ich sah, wie Luke den Titel gewann, hat mich das inspiriert, zurückzukommen.“ Diese Worte offenbaren, wie eng der persönliche Antrieb und die äußeren Impulse miteinander verflochten sind – und sie geben zugleich Einblick in Hayters Mentalität: Beobachten, lernen, anwenden.

Der Weg zurück – nur 18 Monate zur Qualifikation

Hayter begann ihre Karriere als talentierte Nachwuchsspielerin, spielte auf County-Ebene unter anderem mit Luke Humphries. Doch sie zog sich zurück, weil sie – wie sie selbst sagt – das Gefühl hatte, dass der Frauenbereich zu wenig Perspektive biete. Nun hat sie sich binnen anderthalb Jahren die Qualifikation für die Darts WM gesichert.
Gemma Hayter (2)
Hayter feierte dieses Jahr ihr Debüt im Alexandra Palace
„Ich habe mir eine Auszeit genommen, weil ich das Gefühl hatte, dass es für die Frauen nicht viel gibt“, sagte sie im Gespräch mit Darts World, nachdem ihr Startplatz im Alexandra Palace gesichert war. „Als ich sah, wie Luke den Weltmeistertitel gewann, hat mich das motiviert, wieder zurückzukehren.“ Mit Unterstützung von Sponsoren und ihrem Management konnte sie Schritt für Schritt zurück in Form finden und sich von Erfolg zu Erfolg hangeln.
Seit ihrer Rückkehr Anfang 2024 zeigt Hayter eine beeindruckende Entwicklung: Zwei Siege in der PDC Women’s Series, ein starkes Debüt beim Women’s World Matchplay – und nun die Krönung mit der Qualifikation für das Major-Turnier. Ihren Platz sicherte sie sich als Fünfte in der Order of Merit der Women’s Series 2025.
„Ich habe es noch gar nicht richtig begriffen“, gestand sie. „Ich bin erst gestern um 23 Uhr aus Wigan nach Hause gekommen und musste um 5 Uhr morgens arbeiten – ich hatte kaum Zeit, das alles zu verarbeiten. Das ist für mich enorm wichtig. Ich habe erst im Januar wieder angefangen zu spielen. Es war eine echte Achterbahnfahrt. Das ist der größte Erfolg, den ich je hatte. Es ist gewaltig.“
Der entscheidende Moment kam im Finale von Event 23. Während Beau Greaves und Lisa Ashton über andere Wege qualifiziert waren, konnte Hayter ihre engste Konkurrentin, Kirsi Viinikainen, hinter sich lassen.
„Ich war zuversichtlich, nachdem ich in Selsey gewonnen und gut gespielt hatte“, erklärte sie. „Ich spürte den Druck, denn viele erwarteten ein gutes Ergebnis von mir, nachdem ich in der Women’s Series erfolgreich war. Aber diese Titel haben mir Rückenwind gegeben, genau zur richtigen Zeit.“

Druck, Verletzung und der finale Push

Hayters Qualifikationsplatz stand auf Messers Schneide. Im letzten Block der Women’s Series lag Viinikainen nur 500 £ hinter ihr – und gleichzeitig spürte sie eine alte Schulterverletzung, die immer wieder aufflackerte.
„Ich wusste, was gebraucht wurde“, sagte sie. „Vor dem letzten Wochenende spürte ich etwas Druck. Kirsi lag zu Beginn nur 500 £ hinter mir, also war klar: Ich musste vor ihr bleiben. Am Samstag lag ich nur 300 £ hinter Noa-Lynn auf Rang 3 – da konnte ich etwas ruhiger spielen.“
Doch es war das Erreichen des Finales gegen Beau Greaves, das ihr den entscheidenden Schub verschaffte. Trotz Schmerzen in der Schulter, die sich am Sonntag bemerkbar machten, blieb Hayter fokussiert.
„Gegen Beau ins Finale zu kommen, war entscheidend für meine Qualifikation. Die Schulter hat wieder wehgetan, aber ich habe gekämpft. Wir haben es geschafft.“
Dieser Lauf ist eingebettet in eine starke Formkurve: Neben ihren Erfolgen in der PDC Women’s Series gewann Hayter auch die WDF-Titel bei den English Masters und den English Classic – Belege dafür, dass sie auf unterschiedlichen Bühnen und in variierenden Formaten bestehen kann.

Lektionen aus Blackpool

Das Debüt bei der Weltmeisterschaft mag für sie neu sein, doch öffentliche Bühne hat Hayter bereits gespürt – beim Women’s World Matchplay in Blackpool. Dort lag sie nach drei Legs mit 0:3 hinten gegen Fallon Sherrock, kämpfte sich aber zurück, zwang ein Entscheidunglegs. Letztlich unterlag sie 3:4.
„Am Tag vor dem Matchplay hatten wir einen Medientag. Da wir nicht oft solche Tage haben, war ich ein wenig überwältigt“, erklärte sie. „Als wir den Austragungsort sahen, war das schon beeindruckend. Am Tag des Spiels wartete ich darauf, nervös zu werden – aber ich war es nicht. Ich war froh, dass ich mich von 0:3 zurückgekämpft habe und gezeigt habe, was möglich ist.“
Diese Erfahrung und die Gelassenheit, die sie auf der Bühne in den Winter Gardens zeigte, könnten ihr helfen, wenn die Scheinwerfer im Alexandra Palace noch heller werden.
„Vor Publikum, unter Lichtern, auf einer richtigen Bühne zu spielen, ist etwas Besonderes. Wenn ich das in Blackpool schon erlebt habe, sollte mir das helfen.“
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Hayter hofft, dass sie ihre Erfahrungen in den Winter Gardens im Dezember positiv nutzen kann.

Der Traum wird Wirklichkeit

Während Hayter sich in die finale Phase der Vorbereitung begibt, wirkt sie manchmal selbst überrascht von ihrem Aufstieg: „Ich war noch nie dort“, lacht sie über ihre erste Teilnahme im Ally Pally. „Ich würde gerne vorher hingehen und die Atmosphäre aufsaugen – das wäre schön. Allein der Gedanke, dort zu sein, ist überwältigend.“
Sie scherzt sogar über mögliche Gegner: „Es wäre spannend, gegen einen großen Namen zu ziehen – oder gegen Adam Lipscombe, falls er sich qualifiziert. Wir sind sehr gute Freunde!“
Doch hinter dem Charme dieser Träume verbirgt sich ein klarer Anspruch: Der Auftritt im Alexandra Palace ist für sie nicht nur ein Sportereignis, sondern auch eine Botschaft.
„Ich werde unglaublich stolz sein, dort zu stehen. Ich möchte einfach mein bestes Spiel zeigen. Wir wollen zeigen, dass Frauen nicht nur zur Ergänzung herhalten, sondern auf höchstem Niveau Dart spielen können. Es ist unsere Chance zu demonstrieren, dass es einen Weg gibt.“
Der sogenannte „Littler-Effekt“ – benannt nach einem jungen männlichen Spieler – brachte Aufmerksamkeit für die Jungen, aber weniger für Mädchen. Hayter betont: „Es ist wichtig, dass wir zeigen können, dass wir spielen.“

Wegweiserin für die nächste Generation

Mit dem Rückhalt durch das Modus-Management und Sponsoren reflektiert Hayters Fortschritt die zunehmende Professionalität im Frauendart. Sie wird sichtbar als Vorbild – eine gezielte Kraft, die das Interesse und die Teilnahme von Frauen am Sport weiter stärkt.
Ihr Aufstieg – beginnend als Beobachterin von Luke Humphries’ Triumph bis zur eigenen großen Bühne – zeigt, dass Ausdauer und Fokus über Erfolg entscheiden. „Ich bin stolz, eine der fünf Frauen im Turnier zu sein.“ Dieser Satz knüpft an einen größeren Gedanken: Es geht nicht mehr darum, lediglich „dabei zu sein“ – sondern darum, zu bestehen.
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