„Gegen Gabriel Clemens nach Weihnachten wird man das nicht mehr sehen“ – Luke Humphries kündigt Bestform für Drittrundenduell an

PDC
durch Nic Gayer
Dienstag, 23 Dezember 2025 um 11:00
Luke Humphries (1)
Luke Humphries hat bei der Darts WM 2026 ohne Umwege die dritte Runde erreicht. Der amtierende Weltmeister setzte sich mit 3:0 Sätzen gegen Publikumsliebling Paul Lim durch, doch das klare Ergebnis spiegelte den Charakter dieses Duells nur bedingt wider. Das Match vereinte Respekt, Geschichte und persönliche Entwicklung. Humphries dominierte die ersten beiden Sätze nahezu nach Belieben und bewies anschließend bewusst, dass er auch dann erfolgreich bleibt, wenn nicht jedes Leg auf absolutem Topniveau verläuft.
„So planst du es dir natürlich im Kopf“, sagte Humphries nach dem Match mit einem Lächeln gegenüber Medien wie Dartsnews (YouTube). „Du denkst: drei Sätze gewinnen, kein Drama, keine unnötige Spannung. Aber wie Paul angefangen hat, mit der 180 im ersten Leg, da fühlte es sich sofort wie ein echtes Spiel an. Das hat mir geholfen, direkt wach zu sein.“

Dominanz ab Dart eins

Humphries legte einen Start hin, der kaum Raum für Zweifel ließ. Ein 12-Darter im ersten Leg und ein Average von deutlich über 108 Punkten über die ersten beiden Sätze nahmen Lim früh jede Möglichkeit, ins Match zu finden. „Ich habe gut gescored, gut gecheckt und ihm eigentlich keine Chance gegeben, richtigen Druck aufzubauen“, analysierte Humphries. „Das war sehr klinisch.“
Luke Humphries trifft in der dritten Runde der Darts WM 2026 auf Gabriel Clemens
Luke Humphries trifft in der dritten Runde der Darts WM 2026 auf Gabriel Clemens
Im dritten Satz ließ die Schärfe etwas nach. Humphries gewann weiterhin die entscheidenden Momente, doch das zuvor dominante Gefühl stellte sich nicht mehr ein. Unruhe oder Frust verspürte er dabei nicht. „Das stört mich nicht“, erklärte er ruhig. „Wenn dich dein Gegner nicht wirklich pusht, kann es manchmal sogar schwieriger sein. Du entspannst dich vielleicht ein bisschen zu sehr. Genau das ist hier passiert.“
Für Humphries ist das kein Warnsignal, sondern Ausdruck von Kontrolle. „Wenn mich jemand richtig unter Druck setzt und ich keine Sätze mit 3:0 gewinne, dann weißt du, dass es ein großer Kampf ist“, sagte er. „Aber hier fühlte ich mich komfortabel – vielleicht sogar etwas zu komfortabel. Gegen Gabriel Clemens nach Weihnachten wirst du das nicht mehr sehen.“

Respekt für eine Legende

Die Partie gegen Paul Lim war für Humphries mehr als nur ein weiteres WM-Spiel. Sie bedeutete auch ein Wiedersehen mit einem Spieler, der fünf Jahre zuvor einen entscheidenden Einfluss auf seine Karriere hatte. 2021 unterlag Humphries Lim bei der Weltmeisterschaft – eine Niederlage, die sich im Rückblick als Wendepunkt entpuppte.
„Paul ist eine absolute Legende“, betonte Humphries. „Und er ist genau so, wie man ihn sich vorstellt: unglaublich nett und respektvoll. Es war eine Ehre, wieder mit ihm auf dieser Bühne zu stehen.“
Auch die Atmosphäre im Alexandra Palace beeindruckte den Weltmeister nachhaltig. „Das Publikum war fantastisch. Ehrlich gesagt hatte ich erwartet, dass es deutlich feindseliger wird, aber sie waren sehr fair“, sagte Humphries. „Die Art, wie sie Paul unterstützt haben – ich weiß nicht, ob ich so etwas hier schon einmal erlebt habe. Und zu Recht, denn er verdient das.“
Humphries hofft daher, dass Lim auch künftig auf der großen Bühne zu sehen ist. „Ich hoffe, wir sehen ihn nächstes Jahr wieder hier und vielleicht auch bei der World Series of Darts in Bahrain und Saudi-Arabien. Er kann auf diesem Niveau immer noch mithalten.“

Eine Niederlage, die alles veränderte

Die Erinnerungen an die WM 2021 waren für Humphries präsent. „Ich bin nicht mehr derselbe Spieler wie damals“, sagte er offen. „Diese Niederlage hat mich verändert. Sie hat mir gezeigt, dass ich Dinge anpassen musste – meine Fitness, meine Disziplin, meine Hingabe.“
Vor allem der körperliche Zustand spielte damals eine entscheidende Rolle. „Ich führte mit 2:0 Sätzen und merkte plötzlich, wie müde ich wurde“, erinnerte sich Humphries. „Lange Matches, lange Distanzen – ich konnte das nicht durchziehen. In dem Moment dachte ich: Wenn ich keine 25 Legs spielen kann, werde ich nie Weltmeister. Da habe ich beschlossen, abzunehmen und meinen Körper ernst zu nehmen.“
Diese Entscheidung zahlte sich aus. Humphries wurde konstanter, körperlich stärker und mental stabiler. „Diese Erfahrung hilft dir heute, mit allem besser umzugehen – mit dem Publikum, mit dem Druck, mit dem Moment.“
Gerade ein Duell mit Paul Lim im „Ally Pally“ verlangt emotionale Kontrolle, etwas, das Humphries inzwischen bewusst steuert. „Es ist leicht, sich von der Atmosphäre und dem Respekt für den Gegner mitreißen zu lassen“, sagte er. „Aber das ist die Weltmeisterschaft. Du bist hier, um sie zu gewinnen.“
Diese Haltung half ihm, fokussiert zu bleiben. „Ich habe inzwischen genug Erfahrung, um den Moment zu genießen, ohne dass er mein Spiel beeinflusst.“
Auch die lange Pause zwischen seinem ersten und zweiten Match stellte kein Problem dar. „Das ist meine neunte WM“, erklärte Humphries. „Ich kenne das, dass man manchmal sieben oder acht Tage warten muss. Das stört mich nicht mehr.“

„Heutzutage kann jeder jeden schlagen“

Humphries beobachtete die vielen Überraschungen im Turnierverlauf aufmerksam. Zahlreiche große Namen schieden früh aus, was für ihn die Realität des modernen Darts widerspiegelt. „Sind das wirklich Schocks?“, fragte er. „Heutzutage kann jeder jeden schlagen. Wenn du nicht scharf bist, bist du raus.“
Genau deshalb denkt er nicht weit voraus. „Die Leute sagen schnell: ‚Das Finale wird Humphries gegen …‘“, sagte er. „Aber so funktioniert das nicht. Mein Weg ist hart, und jeder Gegner kann dich aus dem Turnier werfen.“
Auch zur Dominanz von ihm selbst und Luke Littler äußerte sich Humphries realistisch, aber selbstbewusst. „Wir sind die beiden besten Spieler der Welt, das ändert sich nicht nach einem Turnier“, stellte er klar. „Aber es liegt an den anderen, das zu durchbrechen. Gian van Veen zum Beispiel kann uns beide schlagen – das hat er schon gezeigt.“
In den kommenden Tagen kehrt Humphries nach Hause zurück. Zusätzliche Trainingseinheiten plant er nicht. „Ich werde nicht plötzlich mehr spielen als sonst“, sagte er. „Heiligabend sowie am ersten und zweiten Weihnachtstag spiele ich vielleicht eine Stunde oder anderthalb. Das reicht.“
Mit einem Schmunzeln ergänzte er: „Du kannst Weihnachten feiern, wenn du Weltmeister bist. Allerdings koche ich dieses Jahr selbst das Weihnachtsessen – also fällt das Training vielleicht ein bisschen kürzer aus.“
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