Jochen Graudenz macht seit geraumer Zeit von sich Reden, da er auf der
SDC-Tour neben
Stefan Bellmont und
Marcel Walpen zu den Spitzenspielern gehört.
Anfang des Jahres spielte Graudenz auch die
Q-School mit, jedoch reichte es nicht für eine Tour Card. Dieses war unter anderem einer Knie-OP verschuldet, der er sich kurz vorher hat unterziehen lassen müssen.
Da er sein Glück bei der Q-School versucht hat, ist der Deutsche zur Teilnahme an der
Challenge Tour berechtigt. Eine Option, die er auch wahrnimmt. Aktuell steht er in der Challenge Tour
Order of Merit auf Platz 181. Wirklich unzufrieden mit dieser Platzierung ist der Baden Württemberger aber nicht, kennt er doch die Gründe, die seiner Meinung nach für die große Kluft in den Leistungen verantwortlich sind.
"Der Dartsport ist ein richtig dreckiger Sport", eröffnet Graudenz das Gespräch mit dartsnews.de. "Wenn du da ganz hoch hinaus willst, da hast du von den Topstars gefühlt 70 Prozent Alkoholiker. Ich habe die Jugend-Nationalmannschaft gespielt und bei mir hat es zum Glück 'Klick' gemacht."
"Mir sind meine Gesundheit und meine Familie mit das Wichtigste", begründet der Deutsche, dass er weder beim Dartspiel noch privat keinen Tropfen Alkohol anrührt. Doch warum wird beim Dart so oft zum Alkohol gegriffen?
"Dart ist ja 95 Prozent Kopf. Wenn du zu Hause in deiner gewohnten Umgebung spielst, spielst du tolles Dart. Gehst du zu einem Turnier, spielst du wahrscheinlich kein tolles Dart mehr, weil: 'Alles fremd hier, ich bin nervös, ich spiele gegen jemanden...' Und wie kriegt man das Problem am besten gelöst? Indem man sich einfach betrinkt. Und damit komme ich absolut nicht klar."
"Viele junge Leute kommen zu mir und es ist echt schwierig, mit denen auf der mentalen Schiene zu arbeiten. Die sind schon in irgendeinem Club drin. Da ist dann ein guter Spieler und der junge Kerl sieht bei dem, dass er trinkt. Was macht der junge Kerl früher oder später? Er trinkt auch! Weil er denkt, er wird damit besser. Auf kurze Zeit gesehen ist das bestimmt auch so, aber das Problem ist, es macht gesundheitlich was mit dir. Irgendwann geht es körperlich bergab."
Graudenz brachte einige Beispiele von PDC-Spielern, bei denen es erkennbar ist, was passieren kann. Das ärgste Beispiel, das er anführte, war ein Spieler, der eine Leberzirrhose hat. Dem betroffenen Spieler wurde nahegelgt, das Trinken dranzugeben, doch als er die Finger vom Alkohol ließ, sank er in der Order of Merit ab. "Inzwischen trinkt er wieder", wusste Graudenz zu berichten.
Auch auf den Alkoholkonsum auf der Challenge Tour kam Graudenz zu sprechen. Hier kam es zu einem Match, wo der Baden Württemberger sein Match trotz eines Average von 96 mit 5-4 verlor.
"Max (Hopp) meinte zu mir: 'Ist doch nicht so schlimm. Guck mal zu dem Tisch da rüber. Hey, was die da wegbechern!' Das nächste Mal spielte er (Graudenz vorheriger Gegner, Anm. d. Red.) keine 70 mehr und verliert 5-0. Das tut dann, wenn du relativ viel dafür tust, schon weh."