„Greaves kann an ihrem Tag wirklich jeden schlagen“ – Fünf Frauen schreiben im Alexandra Palace 2026 Geschichte

PDC
Mittwoch, 10 Dezember 2025 um 11:00
Beau Greaves (2)
Die Darts WM 2026 verspricht spektakuläre Erstundenpartien, doch ein Match sticht schon vor Beginn besonders hervor: Beau Greaves gegen Daryl Gurney. Die junge Engländerin, dreifache Weltmeisterin bei den Frauen, trifft auf den Nordiren, der 2017 den World Grand Prix gewann und 2025 gemeinsam mit Josh Rock den World Cup of Darts holte. Es ist ein Duell zwischen Vergangenheit und Zukunft – zwischen einer aufstrebenden Ausnahmespielerin und einem etablierten Routinier, der sich zurück in die Weltspitze kämpfen will.

Auslosung der Damen bei der Darts-Weltmeisterschaft

Lisa AshtonvMichael Smith
Fallon SherrockvDave Chisnall
Noa-Lynn van LeuvenvPeter Wright
Gemma HaytervJosh Rock
Beau GreavesvDaryl Gurney
Sky-Analystin und PDC-Spielerin Laura Turner hält die Begegnung für ein Schlüsselspiel der ersten Runde. Für beide sei das Los anspruchsvoll, betont sie, doch sie traut ihrer Landsfrau eine Überraschung zu. Greaves habe mehrfach bewiesen, dass sie auch gegen Topspielerinnen und -spieler bestehe. Wer die 21-Jährige in den letzten Monaten beobachtet hat, weiß, dass diese Einschätzung keine Übertreibung ist.

Greaves’ Formkurve zeigt steil nach oben

Seit ihrem Debüt in der PDC Women’s Series 2023 hat Beau Greaves die Szene im Sturm erobert. Mit konstanten Erfolgen und einer mentalen Reife, die weit über ihr Alter hinausgeht, spielt sie sich immer tiefer in das Rampenlicht der Darts-Welt. Besonders beeindruckend: ihre Leistungen bei den großen PDC-Turnieren, wo sie längst nicht mehr nur mithält, sondern Spitzenprofis wie Michael van Gerwen oder Gary Anderson ernsthaft fordert.
Beim Grand Slam of Darts zeigte sie ihr bislang wohl reifstes Turnier. In der Gruppenphase zwang sie sowohl Van Gerwen als auch Anderson zu Höchstleistungen – mit hohen Averages, starker Doppelquote und einem Selbstverständnis, das man sonst nur von gestandenen TV-Stars kennt. Es war ein weiterer Beweis dafür, dass Greaves mehr ist als ein Hoffnungsträger: Sie ist auf dem Weg, eine feste Größe in der PDC zu werden. Laura Turner unterstreicht das: „Beau bringt die Topspieler dazu, alles abrufen zu müssen. Wer das schafft, gehört nicht mehr zur Außenseiterin-Riege – sie ist längst auf Augenhöhe.“

Von der Krise zur Konstanz

Dass Greaves heute so gefestigt auftritt, ist keine Selbstverständlichkeit. Noch vor einigen Jahren kämpfte sie mit einer der unangenehmsten Phasen, die ein Dartprofi durchstehen kann – dem berüchtigten „Darteritus“. Jede Bewegung, jeder Wurf fühlte sich plötzlich fremd an. Statt zu zerbrechen, nahm sie sich Zeit. Sie arbeitete geduldig an Technik, Kopf und Vertrauen – Schritt für Schritt, ohne überhastete Erwartungen.
Turner hebt genau das hervor: „Sie hat ihr Spiel ruhig wieder aufgebaut. Kein schneller Ruhm, kein Risiko – einfach stetige Arbeit. In einer Ära, in der Talente wie Luke Littler schlagartig durchstarten, hat Beau ihren eigenen Weg gewählt – und der funktioniert hervorragend.“
Dieser beharrliche Aufbau hat sie an die Spitze des Frauensports geführt. 86 Siege in Serie bei der Women’s Series, Titel auf der Development und Challenge Tour, die Qualifikation für den Grand Slam und ein starkes UK-Open-Abschneiden, bei dem sie sogar Weltmeister Luke Humphries gefährlich wurde – Greaves’ Bilanz lässt kaum Raum für Zweifel.Ein besonderes Ausrufezeichen setzte sie mit ihrem Sieg über Luke Littler im Halbfinale der Jugendweltmeisterschaft – einem packenden 6:5-Krimi, in dem sie Nervenstärke und Präzision bewies. „Wer Littler schlägt und Humphries an den Rand bringt, ist bereit für den Ally Pally“, so Turner.

Gurney meldet sich im großen Stil zurück

Doch ihr Gegner wird ihr alles abverlangen. Daryl Gurney befindet sich nach Jahren der Unsicherheit wieder im Aufwind. Der Gewinner großer Majors und langjährige Top-10-Spieler zeigt 2025 einen deutlichen Leistungssprung. Mit dem Triumph beim World Cup of Darts an der Seite von Josh Rock feierte er sein sportliches Comeback und spielt wieder mit der Energie und Zielstrebigkeit vergangener Tage.
„Gurney war nie wirklich weg“, sagt Turner. „Er hatte schwierige Phasen, aber nun ist er wieder konstant. Er weiß, wie man auf der großen Bühne Spiele gewinnt – und das macht ihn brandgefährlich, gerade in der ersten Runde.“Seine jüngsten Auftritte bei den Majors bestätigen das. Mit stabilen Finishes, erhöhter Doppelquote und einer spürbaren mentalen Gelassenheit spielt „Superchin“ befreit auf – ein Spieler, der wieder daran glaubt, große Namen zu schlagen.

Das Satzformat als mögliche Wendechance

Ein entscheidender Faktor könnte das spezielle WM-Format sein. Statt eines durchgehenden Legs-Systems wird im Ally Pally in Sätzen gespielt – ein Modus, der Spielern erlaubt, nach kurzen Rückschlägen neu anzusetzen. Laura Turner sieht darin einen möglichen Vorteil für Greaves: „Satzspiele geben dir immer wieder die Chance, neu zu starten. Du kannst nach einem schlechten Satz sofort wieder Druck machen. Das kommt Spielern entgegen, die Rhythmus brauchen – und Beau ist genau so eine Spielerin.“
Gerade weil sie in kurzen Abschnitten stark ins Spiel findet, könnte das Format ihr helfen, sich früh festzubeißen. Doch auch Gurney kennt die Dynamik von Satzspielen auswendig – und nutzt sie oft, um Momentum zu brechen oder zu erzwingen.

Mehr Frauen, mehr Aufmerksamkeit, mehr Chancen

Der Auftritt von Greaves steht sinnbildlich für den Wandel im professionellen Darts. Mit Fallon Sherrock, Lisa Ashton, Noa-Lynn van Leuven, Katie Sheldon und Beau Greaves werden erstmals fünf Frauen bei der Weltmeisterschaft vertreten sein – ein neuer Meilenstein für den Sport. Turner sieht darin mehr als nur einen symbolischen Fortschritt: „Diese Entwicklung zeigt, dass Darts nicht mehr von Geschlechtergrenzen bestimmt wird. Die Spielerinnen bringen Qualität, Professionalität und mentale Stärke mit – und sie inspirieren damit die nächste Generation.“
Sherrock, die 2020 Geschichte schrieb, als sie als erste Frau ein WM-Spiel gewann, trifft diesmal auf Dave Chisnall. Auch dort riecht es nach Spannung: Chisnalls Formschwäche auf TV-Bühnen könnte Sherrock eine unerwartete Chance eröffnen. Turner glaubt: „Fallon ist Spielerin genug, um das auszunutzen. Wenn sie ihr Timing findet, ist alles möglich.“
Dass nun gleich fünf Frauen in London antreten, symbolisiert die tiefgreifende Veränderung im Darts. Längst sind sie keine Showelemente mehr, sondern feste Bestandteile des sportlichen Wettbewerbs. Und Beau Greaves steht an der Spitze dieser Bewegung – talentiert, fokussiert, mental stark. Wenn sie am Eröffnungsabend gegen Daryl Gurney ans Board tritt, wird nicht nur ein Erstrundenspiel entschieden. Es ist ein Aufeinandertreffen zweier Geschichten – die Rückkehr des alten Kämpfers und der Aufstieg einer neuen Generation.
Falllon Sherrock straalt op het podium
Fallon Sherrock trifft in der ersten Runde auf Dave Chinsall

Andere Frauen im Turnier

Neben Greaves und Sherrock nehmen noch drei weitere Damen an der Weltmeisterschaft teil.
  • Lisa Ashton wird auf Michael Smith treffen, der im Jahr 2025 unberechenbar ist. Turner sieht Chancen: „Es kommt darauf an, welcher Michael Smith auftaucht. Lisa hat schon einmal bewiesen, wozu sie fähig ist."
  • Gemma Hayter spielt gegen Josh Rock, laut Turner "die schwerste Auslosung von allen fünf Frauen". Rock ist einer der Top-Favoriten in diesem Turnier.
  • Noa-Lynn van Leuven trifft auf den zweimaligen Weltmeister Peter Wright. Turner: „Noa-Lynn hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Sie kann hohe Zahlen werfen. Aber sie muss beständig sein. Es bleibt abzuwarten, welchen Wright wir zu sehen bekommen werden."

Fazit: Kann Beau Greaves gegen Gurney gewinnen?

Alles deutet darauf hin, dass Greaves nicht nur in der Lage ist zu gewinnen, sondern tatsächlich eine sehr reelle Chance hat. Ihre jüngsten Leistungen, ihre mentale Stärke, ihre beeindruckende Form und ihr Talent machen sie zu einer der gefährlichsten ungesetzten Spielerinnen des gesamten Teilnehmerfeldes.
Aber Gurney ist keine leichte Aufgabe. Es ist, wie Turner es ausdrückt: „Es kann wirklich in beide Richtungen gehen".
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