Nach vier Jahrzehnten auf der Bühne hat
Vincent van der Voort nun endgültig den Schlusspunkt hinter seine Profi-Karriere gesetzt. Der 49-jährige Niederländer aus Purmerend entschied sich wenige Tage vor dem Start der Darts WM gegen eine Rückkehr in den Tour-Alltag. Ausschlaggebend waren anhaltende körperliche Beschwerden und die Erkenntnisse aus mehreren jüngsten Exhibition-Auftritten. Gemeinsam führten sie zu dem Entschluss, nicht mehr auf die große Bühne zurückzukehren.
Nach der vergangenen Saison verlor Van der Voort seine Tour Card und nahm sich bewusst eine Auszeit. Ursprünglich wollte er erst Ende 2025 entscheiden, ob er 2026 ein Comeback wagen würde. Doch der Tod seiner Schwester im Sommer 2024 hinterließ tiefe Spuren, und auch sein Körper sendete immer deutlichere Warnsignale. Rücken, Knie und Nacken bereiteten ihm dauerhaft Schmerzen, Training und Wettkampf wurden zunehmend zur Qual.
Die endgültige Entscheidung fiel während einer Serie von Showturnieren in den vergangenen Wochen. Dort wollte Van der Voort testen, ob ein Comeback realistisch wäre. Doch die Antwort kam schnell – und deutlich. „Ich habe gemerkt, dass die Schmerzen im Rücken, in den Knien und im Nacken sofort zurückkamen, obwohl ich mich viel ausgeruht habe. Dann sieht man, ob man es noch aushält, aber ich habe keine Lust mehr, mit Schmerzen zu spielen“, sagte er gegenüber De Telegraaf.
Zwar ist seine langjährige Gicht-Erkrankung inzwischen medikamentös besser kontrollierbar, doch andere Einschränkungen blieben bestehen. „Ich hatte gehofft, zurückkehren zu können, aber offenbar ist der Körper zu wackelig. Ich bin zwei Meter groß, und wenn man wirklich stehen will, verdreht sich die Hüfte, die jedes Mal einrastet. Man kann also nicht normal stehen.“
Während der Exhibitions wurde Van der Voort endgültig bewusst, dass er nicht mehr auf höchstem Niveau antreten kann. Zunächst vertraute er sich seinem engsten Umfeld an. „Ich sagte es meiner Frau und Michael van Gerwen, der auch dabei war. Er hat gesehen, wie sehr ich leide. Es tut ihm natürlich leid, aber es ist nicht anders. Es ist so.“
Der Entschluss fällt ihm dennoch schwer. Schließlich widmete Van der Voort sein gesamtes Erwachsenenleben dem Dartsport. „Es ist nicht die einfachste Entscheidung. Ich habe es mein ganzes Leben lang gemacht. Vierzig Jahre lang bin ich es gewohnt, unter Druck zu stehen und Matches zu spielen. Die Erkenntnis, dass ich für immer aufgehört habe, muss vielleicht noch etwas nachwirken – aber ich bin damit im Reinen.“
Van der Voort gehört zu jener niederländischen Generation, die Mitte der 2000er-Jahre zur PDC wechselte. 2007 schloss er sich unter anderem Michael van Gerwen und Jelle Klaasen an und verließ die BDO. Gleich bei seinem ersten großen TV-Turnier, den UK Open, erreichte er das Finale und unterlag dort Raymond van Barneveld – ein Durchbruch, der ihn international bekannt machte.
Vincent van der Voort konnte in seiner Karriere mehrere PDC-Titel gewinnen, darunter einen auf der European Tour
Insgesamt bestritt Van der Voort 22 Weltmeisterschaften und stand dreimal in einem WM-Viertelfinale. Seinen größten Titel auf PDC-Ebene gewann er 2014 mit dem Triumph bei den Austrian Darts Open. Damit prägte er über viele Jahre den niederländischen Dartsport – mit schnellem Spiel, offensivem Stil und einer offenen, oft erfrischend direkten Art.
Auch sein Walk-on Song mit „Baby give it up“ war bei den Fans sehr beliebt. Ganz verschwinden wird „The Dutch Destroyer“ allerdings nicht. Fans dürfen sich weiterhin auf seine deutlichen Worte freuen: Im Podcast Darts Draait Door meldet sich Van der Voort wöchentlich zu Wort – nun als Legende im Ruhestand.