Vorschau auf die Darts-WM 2026: Favoriten, Außenseiter – und alles, was Sie wissen müssen

Die beste Darts-Zeit des Jahres steht vor der Tür. Vom Donnerstag, 11. Dezember, bis Samstag, 3. Januar, kämpfen 128 Spieler bei der Darts WM im Alexandra Palace um den WM-Titel. Das Turnier wurde im Vergleich zu den Vorjahren spürbar aufgewertet. Das Teilnehmerfeld umfasst nun 128 Starter, also 32 mehr als bisher. Zudem wurde das Preisgeld erhöht: Insgesamt fließen 5 Millionen Pfund, davon 1 Million an den neuen Weltmeister.

Wie in jeder Ausgabe seit 2008 findet die Darts-WM im Alexandra Palace im Norden Londons statt. Zwischenzeitlich sah es so aus, als könnte diese Ausgabe die letzte im „Ally Pally“ sein. Doch ein neuer Vertrag widerlegte diese Befürchtungen klar. Der ikonische Austragungsort bleibt mindestens bis 2031 die Bühne des größten Turniers des Jahres. Ab kommendem Jahr zieht die WM innerhalb des Komplexes in eine andere Halle um, was deutlich mehr Zuschauer ermöglicht. Kurzum: Eine Ausgabe, auf die man sich freuen darf – und wir blicken wie gewohnt mit unserer großen Vorschau darauf. Wir teilen die Auslosung in acht Abschnitte und analysieren jede Sektion im Detail.
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Die Voraussetzungen waren gut, dass Luke Littler seine Jagd auf den nächsten WM-Titel als Weltranglistenerster fortsetzen würde. Doch es dauerte länger als erwartet, bis „The Nuke“ Luke Humphries an der Spitze der Order of Merit ablöste. Erst nach dem Grand Slam of Darts erfüllte er seine Mission und wurde offiziell zur Nummer eins der Welt. Damit rückte er automatisch an die Spitze seines WM-Achtels. Und ein Blick auf seine Auslosung zeigt: Der 18-Jährige erwischte wohl den für ihn günstigsten Abschnitt. Denn in seinem Teil des Draws finden sich weder formstarke Gegner noch Spieler, die ihm über ein längeres Format gefährlich werden könnten.

Joe Cullen, Damon Heta und Rob Cross sind die weiteren Gesetzten in diesem Turnierteil. Alle drei zeigten 2025 nur selten starke Leistungen auf der TV-Bühne. Damit steigt die Chance, dass Littler im Achtelfinale auf einen überraschenden Namen trifft. Raymond van Barneveld könnte Damon Heta durchaus schlagen. Zudem ist Rob Cross keineswegs sicher durch, da er sowohl gegen Cor Dekker als auch gegen den Sieger des Duells zwischen Ian White und Mervyn King Probleme bekommen könnte. Joe Cullen gewann zwar zwei Pro-Tour-Titel im Jahr 2025, zeigte jedoch insgesamt sehr wechselhafte Leistungen. In den vergangenen beiden Jahren stand er zudem sowohl gegen Gerwyn Price als auch gegen Luke Humphries jeweils im Sudden-Death-Leg – verlor aber beide Male.

Für Van Barneveld ist diese Auslosung eine emotionale Herausforderung. „Barney“ zeigte 2025 zwar einige starke Auftritte auf großer Bühne, doch eine mögliche Neuauflage des Achtelfinal-Duells gegen Littler erinnert an vergangene Rückschläge. Gleichzeitig wissen wir, dass Van Barneveld bei einer Darts-WM meist stärker spielt als bei anderen Turnieren. Es wäre also keine Überraschung, wenn Littler – wie vor zwei Jahren – wieder auf den niederländischen Rekordspieler trifft. Und auch wenn er es nicht offen aussprechen würde: Für Van Barneveld wäre allein dieser Einzug ins Achtelfinale bereits ein Erfolg.

Ein spannender Abschnitt der Auslosung, dessen Sieger im Viertelfinale mit großer Wahrscheinlichkeit auf Luke Littler trifft. Gerwyn Price geht mit den besten Chancen ins Rennen, doch die Konkurrenz ist stark und unberechenbar.

Auch Chris Dobey zählt dazu. Der Engländer liefert im Alexandra Palace seit Jahren Top-Leistungen ab und erreichte bei den letzten drei Ausgaben jeweils mindestens das Viertelfinale. Im vergangenen Jahr schaffte es „Hollywood“ sogar bis ins Halbfinale, nachdem er Price in der Runde der letzten Acht ausgeschaltet hatte. Doch seine Auslosung ist alles andere als einfach. Xiaochen Zong sollte zum Auftakt machbar sein, aber danach könnte der gefährliche Andrew Gilding warten. In Runde drei droht zudem ein Duell mit Luke Woodhouse. „The Shed“ zeigte 2025 deutliche Fortschritte auf der Tour und hat die Qualität, Dobey zu schlagen.

Deutlich angenehmer verlief die Auslosung für Price. Zunächst wartet Adam Gawlas, anschließend Lukas Wenig oder Wesley Plaisier. Keine Selbstläufer, aber auch keine Gegner, die „The Iceman“ grundsätzlich fürchten muss. Ein möglicher Stolperstein ist jedoch Ryan Joyce, der in der dritten Runde auf Price treffen könnte. „Relentless“ ist bekannt dafür, Doppel nahezu mühelos zu treffen. Und wenn Joyce einen Tag erwischt, an dem auch das Scoring stimmt, kann er jeden Topspieler der Welt ernsthaft unter Druck setzen. Letztes Jahr war Joyce der einzige Spieler, der Littler an den Rand einer Niederlage brachte. Sollte er dieses Niveau erneut abrufen, könnte er Price vor ernsthafte Probleme stellen.

In diesem Abschnitt ist Stephen Bunting der höchstplatzierte Spieler. Ob er die Runde jedoch übersteht, ist keineswegs sicher. „The Bullet“ startet gegen Sebastian Bialecki, der in dieser Saison überraschend ein Players-Championship-Turnier gewonnen hat. Danach könnte Richard Veenstra warten, der gegen Nitin Kumar klar favorisiert ist.

Doch Veenstra ist nicht der einzige Niederländer, der Bunting gefährlich werden kann. Auch Dirk van Duijvenbode ist ein möglicher Gegner in der Runde der letzten 32. Für „Aubergenius“ wäre das eine durchaus angenehme Aufgabe. Bunting passt mit seinem hohen Tempo gut zu Van Duijvenbodes Spielstil und sorgt für ein sauberes Match ohne Eskapaden. Wenn Van Duijvenbode seine 180er zuverlässig trifft, hätte er gegen Bunting sicherlich eine realistische Chance.

Weitere starke Spieler in diesem Abschnitt sind Martin Schindler und Ryan Searle. Besonders Searle überzeugt seit Jahren mit einer beeindruckenden WM-Bilanz: sieben Teilnahmen und jedes Mal mindestens die dritte Runde. Eine Konstanz, die ihm großen Respekt einbringt. Die Auftakthürden sollten für beide normalerweise machbar sein, weshalb vieles auf ein direktes Duell in der Runde der letzten 32 hindeutet. Schindler kämpft aktuell zwar etwas mit seiner Form, doch Stephen Burton sowie Keane Barry oder Tim Pusey sollten für ihn dennoch lösbare Aufgaben sein. Erst danach wartet mit Ryan Searle der erste echte Härtetest.

Dieser Abschnitt gehört zu den offensten Teilen der Auslosung. Einen klaren Viertelfinal-Tipp kann man kaum abgeben. Auf dem Papier ist Jonny Clayton der Favorit, doch Papier gewinnt keine Darts-Partien. Clayton zeigte zu Beginn der Saison starke Leistungen, erreichte das Finale der World Masters und gewann die Dutch Darts Championship in Rosmalen. In den vergangenen Wochen geriet sein Motor jedoch ins Stocken. „The Ferret“ bangt sogar um seine Premier-League-Teilnahme – ein Gedanke, der ihn bei einer Darts-WM erfahrungsgemäß eher hemmt.

Einer, der davon profitieren könnte, ist Michael Smith. Der Weltmeister von 2023 ist in der Order of Merit deutlich zurückgefallen, zeigt aber klare Anzeichen einer Trendwende. Beim Grand Slam of Darts erreichte „Bullyboy“ das Viertelfinale und machte einen stabilen Eindruck. Verletzungen hatten ihn in den letzten Jahren immer wieder gebremst. Doch zuletzt deutete er an, dass er dank medizinischer Behandlung erstmals seit Langem wieder schmerzfrei in eine Darts-WM gehen kann.

Zu den weiteren prominenten Namen in diesem Abschnitt gehören Ross Smith, Dave Chisnall und Ricardo Pietreczko. Der Deutsche hat bei seinen letzten beiden WM-Auftritten gezeigt, dass er auf der großen Bühne keine Angst kennt und erreichte im Vorjahr sogar das Achtelfinale. Chisnall kämpft seit einem Jahr mit seiner Form und gewinnt im TV kaum noch Matches. Ross Smith hingegen ist stark, aber extrem schwankend, was ihn schwer einzuschätzen macht.

Nach eigener Aussage fühlt sich Luke Humphries derzeit sogar besser als vor zwei Jahren, als er im Herbst nahezu jedes große Turnier gewann. Diese Form wird er gut gebrauchen können, denn sein Abschnitt der Auslosung ist alles andere als einfach. Die ersten beiden Runden sollte „Cool Hand Luke“ noch souverän meistern. Danach droht jedoch ein mögliches Duell mit Wessel Nijman. Das Potenzial des Niederländers ist unbestritten, doch er hat bislang Schwierigkeiten, seine Topform bei Majors abzurufen. Wenn bei Nijman jedoch alles zusammenläuft, kann er Humphries durchaus fordern. Allerdings hat auch Nijman ein schweres Los erwischt: Er trifft zunächst auf Karel Sedláček und anschließend möglicherweise auf Gabriel Clemens oder Alex Spellman.

Zu den weiteren Anwärtern in diesem Abschnitt gehören Nathan Aspinall und Mike De Decker. Aspinall verlor zu Jahresbeginn zwar Plätze in der Weltrangliste, blickt aber dennoch auf eine starke Saison zurück. Er gewann drei Titel auf der European Tour und erreichte das Finale der Players Championship Finals. In den letzten Wochen kletterte er wieder von Platz 23 auf Rang 15 der Order of Merit. Für einen Premier-League-Platz 2026 wird das wohl noch nicht reichen, doch mit einem guten WM-Auftritt kann der bei den Fans beliebte Engländer weiteres Terrain gutmachen.

Möglicherweise trifft „The Asp“ bereits in der dritten Runde auf Mike De Decker. Der Belgier startet sein Turnier gegen David Munyua, den ersten kenianischen Spieler überhaupt im Ally Pally – eine bemerkenswerte Premiere, aber sportlich ein gutes Los für „The Real Deal“. Danach könnte ein spannender Schlagabtausch mit Kevin Doets warten, der bei der vergangenen Darts-WM überraschend die vierte Runde erreichte. Doch auch für Doets bietet diese Auslosung durchaus Chancen, um erneut tief ins Turnier vorzudringen.

In diesem Abschnitt treffen mit James Wade, Ricky Evans, Cameron Menzies, Gian van Veen, Man Lok Leung, Cristo Reyes und Dimitri Van den Bergh gleich mehrere interessante Namen aufeinander. Wenn alles nach Setzliste läuft, kommt es im Achtelfinale zu einem Duell zwischen James Wade und Gian van Veen. Betrachtet man die aktuelle Form und die Auslosung, stehen die Chancen dafür durchaus gut.

Wade hat zwar bei den vergangenen drei Weltmeisterschaften jeweils sein Auftaktmatch verloren, doch Ryusei Azemoto sollte für ihn normalerweise keine Gefahr darstellen. Danach ginge es gegen den Sieger aus Evans gegen Leung. Dabei bleibt offen, ob Man Lok Leung an das überraschend starke Niveau anknüpfen kann, das er vor zwei Jahren zeigte. Cameron Menzies hat 2025 deutliche Fortschritte gemacht, seinen zweiten PDC-Titel gewonnen und beim World Grand Prix das Viertelfinale erreicht. Dennoch wirkt er bei den Majors weiterhin anfällig und wenig berechenbar.

Gian van Veen ist möglicherweise der erste Spieler in den Top 10, der diese Position erreichte, ohne je ein WM-Match gewonnen zu haben. In den vergangenen beiden Jahren scheiterte er erst an Leung und dann an Ricardo Pietreczko. Nun wartet mit Cristo Reyes ein erfahrener Gegner, der nach sechs Jahren sein WM-Comeback gibt. Grundsätzlich hat Van Veen aber das Potenzial, bei dieser WM erstmals durchzustarten und mindestens das Viertelfinale zu erreichen.

Und was ist mit Dimitri Van den Bergh? Der Belgier ist zweifacher Major-Sieger und erreichte vor drei Jahren das WM-Halbfinale. 2025 verlief für ihn jedoch enttäuschend, auch wegen mentaler Herausforderungen, die er offen angesprochen hat. In den letzten Wochen der Pro-Tour-Saison kehrte etwas Zuversicht zurück. Der Druck ist gering, und genau das könnte ihm helfen. Vielleicht gelingt Van den Bergh von dieser Ausgangslage aus ein positiver Start in das neue Dartsjahr.

Als Nummer drei der Welt startet Michael van Gerwen in die Darts-Weltmeisterschaft. Zum ersten Mal seit vielen Jahren gilt „Mighty Mike“ in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr als einer der Topfavoriten. Dennoch bleibt der Mann aus Vlijmen ein brandgefährlicher Außenseiter. Nicht ohne Grund stand Van Gerwen im Vorjahr erneut im Finale dieses Turniers.

Zum Auftakt trifft der dreimalige Weltmeister auf Mitsuhiko Tatsunami, eine lösbare Aufgabe. Ist Van Gerwen in Normalform, sollten auch William O’Connor oder Krzysztof Kciuk in der zweiten Runde kein ernsthaftes Hindernis darstellen. In Runde drei warten voraussichtlich Peter Wright oder Kim Huybrechts. Beide haben ihre besten Tage hinter sich, verfügen aber weiterhin über genügend Klasse, um große Namen zu überraschen. Wright bewies das erst im vergangenen Jahr, als er Luke Humphries unerwartet aus dem Turnier warf. Zwar liegen zwei wackelige Saisons hinter ihm, doch Wright ist weiterhin überzeugt, dass ein dritter WM-Titel möglich ist – nur glauben inzwischen die wenigsten noch daran.

Der untere Teil dieses Abschnitts verspricht viel Spannung. Dort finden sich Gary Anderson, Jermaine Wattimena und der exzentrische Scott Williams. Williams erreichte vor zwei Jahren sensationell das Halbfinale und muss dieses Ergebnis nun in der Weltrangliste verteidigen. Wattimena spielt eine herausragende Saison und hat gute Chancen auf eine starke WM. Doch um weit zu kommen, muss er voraussichtlich in der dritten Runde an Gary Anderson vorbei. Anderson ist zwar der höher platzierte Spieler, doch Wattimena zeigte 2025 die deutlich größere Konstanz. Sollte der Niederländer den zweifachen Weltmeister tatsächlich schlagen, stehen die Chancen gut, dass es im Achtelfinale zum rein niederländischen Duell kommt.

Nach vier Halbfinalteilnahmen bei Major-Turnieren und sogar fünf, wenn man den World Cup of Darts mitzählt, wird Danny Noppert seinen „WM-Fluch“ auch diesmal nicht brechen können. In den vergangenen Jahren entwickelte sich dieses Ergebnis fast zu einem Muster. Doch Danny Noppert 2.0 spielt so gut wie nie zuvor. Mit dieser Auslosung ist es „The Freeze“ seinem Anspruch und seiner Weltranglistenposition schuldig, mindestens das Achtelfinale zu erreichen.

Besonders viel Aufmerksamkeit gilt in diesem Abschnitt Beau Greaves, der besten Spielerin der Welt. Bei den Damen ist sie nahezu unschlagbar, und auch bei den Herren feiert sie immer mehr Erfolge. 2025 gewann Greaves Turniere sowohl auf der Challenge Tour als auch auf der Development Tour. Zudem hinterließ die 21-Jährige bei ihren Auftritten bei den UK Open und beim Grand Slam of Darts einen starken Eindruck.

Ihre Auslosung hätte allerdings leichter sein können. Stattdessen wartet Daryl Gurney – und auch der Nordire wird mit diesem Los nicht glücklich sein. „Superchin“ kämpft seit einiger Zeit mit seinem Material, schaffte es im Herbst aber dennoch zweimal ins Viertelfinale großer Majors. Seine Form bleibt unbeständig, doch gefährlich ist er immer.

In diesem Abschnitt stehen zudem Josh Rock, Niko Springer und Callan Rydz im Fokus. Rydz erreichte im vergangenen Jahr bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere das Viertelfinale der WM. Bereits in der 2. Runde könnte es zum Duell zwischen Niko Springer und Josh Rock kommen. Rock gewann 2025 seinen ersten großen TV-Titel und festigte damit endgültig seinen Platz in der Weltspitze. Mit einer möglichen Premier-League-Einladung im Blick wird auch Rock bei dieser WM alles daransetzen, eine starke Leistung abzuliefern.

Wenn unsere Vorhersagen zutreffen, können wir uns auf einen wunderbaren Tag am Neujahrstag freuen, an dem die Niederländer im Viertelfinale dominieren. Und das ist sicherlich kein unrealistisches Szenario, wenn man die Form der letzten Majors betrachtet, denn die Niederländer haben 2025 in allen Bereichen sehr gut abgeschnitten.

Aber das war auch oft das Problem des niederländischen Dartsports in dieser Saison. Regelmäßig standen ein oder mehrere niederländische Spieler in den Viertelfinalen oder sogar unter den letzten Vier, aber das war auch schon alles. Ausnahmen waren die Titel von Michael van Gerwen bei den World Series Finals und Gian van Veen bei der European Darts Championship.

Die wichtigste Frage wird sein, ob sechs der acht Viertelfinalisten dem mit Spannung erwarteten Finale zwischen Luke Littler und Luke Humphries ausweichen können. In knapp zwei Jahren haben die beiden Lukes bereits sechs große Endspiele gegeneinander bestritten. Und das naheliegendste Szenario ist, dass sich die Nummer eins und die Nummer zwei der Welt im WM-Finale am 3. Januar erneut gegenüberstehen werden.