"Humphries auspfeifen? Er ist die Nummer eins der Welt, es sollte nicht passieren" - Gian van Veen mit Überraschung in der ersten Runde des World Matchplay
Gian van Veen sorgte eindrucksvoll für den größten Sieg seiner Karriere, indem er den Titelverteidiger und Weltranglistenersten Luke Humphries in der ersten Runde des World Matchplay 2025 besiegte. In einem fesselnden Match in den kultigen Winter Gardens in Blackpool setzte sich "GVV The Giant" mit 10-8 durch.
"Das bedeutet mir alles", sagte van Veen sichtlich bewegt zu Dartsnews.com. "Als ich heute den Veranstaltungsort betrat, dachte ich sofort an das letzte Jahr zurück. Damals habe ich fünf oder sechs Matchdarts gegen Rob Cross vergeben. Aber heute habe ich mich auf der Bühne entspannt gefühlt. Dieser Sieg bedeutet mir wirklich alles. Luke zu schlagen, den Weltranglistenersten und Titelverteidiger - das ist ein tolles Gefühl."
Der Schmerz der Niederlage von 2024 verfolgte ihn noch während des Spiels. "Besonders das erste Mal, als ich das Bullseye verfehlte, dachte ich an das letzte Jahr zurück. Damals habe ich auch eine Chance auf dem Bull verpasst - und die war weit daneben. Dieses Jahr war mein erster Versuch mit 161 auch nicht annähernd so gut. Ich dachte: 'Jetzt geht's wieder los'. Aber der zweite war schon besser, und als die Doppelvier fiel... was für eine Erleichterung."
Van Veen gab zu, dass sogar sein Selbstvertrauen auf die Probe gestellt wurde. "Normalerweise bin ich sehr zuversichtlich, was mein Finish angeht, aber bei der Doppel 4 dachte ich nur: 'Bitte, geh rein'. Als das passierte, fiel wirklich eine Last von meinen Schultern."
Sportlichkeit des Weltmeisters
Trotz des Schmerzes über die Niederlage zeigte Humphries seine Klasse. "Luke kam sofort auf mich zu und sagte: 'Du hast diesen Sieg wirklich verdient. Ich hoffe, du kommst im Turnier weit". Das ist typisch für ihn. Er ist nicht umsonst die echte Nummer eins der Welt - ein toller Kerl."
Bescheidener Ehrgeiz
Auf die Frage, ob er nun an den Turniersieg glaubt, blieb van Veen gelassen: "Nicht wirklich, zumindest noch nicht. Der Sieg gegen Luke ist fantastisch, aber es ist nur ein Spiel. Ich brauche noch vier weitere, um das Turnier zu gewinnen. Ich schaue nur auf meinen nächsten Gegner: Danny Noppert, ein guter Freund von mir. Das wird ein schöner Pott."
Danny Noppert
Sein bisher größter Sieg
Für van Veen gibt es keinen Zweifel: Das war der größte Sieg seiner bisherigen Karriere: "Ich habe Michael van Gerwen bei der European Championship geschlagen, das war mein bisheriger Höhepunkt. Aber das übertrifft alles - Humphries beim Matchplay zu schlagen, nachdem ich diese Chance im letzten Jahr verpasst habe... das ist unglaublich."
Er fügte hinzu: "Wenn ich die Doppel 4 verpasst hätte und Luke auf 9-9 herangekommen wäre und trotzdem gewonnen hätte, weiß ich nicht, ob ich nächstes Jahr mit einem guten Gefühl hierher zurückgekommen wäre. Jetzt habe ich dieses Gefühl wieder. Es ist ein Meilenstein in meiner Karriere."
Mentaler Vorteil
Van Veen sah, wie Humphries in der Schlussphase des Matches Anzeichen von Frustration zeigte: "Als ich 8-7 führte und mit einer 140 und dann einer 180 begann, sah ich, wie Luke irritiert zum Board ging. Das gab mir das Gefühl: Bleib ruhig, du schaffst das schon. Momente wie dieser helfen wirklich, an ein gutes Ende zu glauben."
Kein leichtes Los - oder doch?
Die Auslosung der ersten Runde schien zunächst schwierig zu sein. "Um ehrlich zu sein, dachte ich: 'Das ist eine beschissene Auslosung'. Ich hatte auf einen leichteren Gegner gehofft, um hier endlich meinen ersten Sieg zu holen. Aber vielleicht war das genau die richtige Gelegenheit. Wenn man gegen die Nummer eins der Welt gewinnt, ist das Turnier plötzlich offen."
Das Jahr 2025 läuft für den 23-jährigen Niederländer sehr gut: "Zu Beginn des Jahres lag ich irgendwo auf Platz 28, 29 der Rangliste. Ich wollte unter die ersten 16 kommen. Ich habe ein Players Championship gewonnen, das war schon schön. Aber ich habe mir keine strengen Ziele gesetzt. Ich will mich einfach weiter verbessern."
Er setzt sich selbst kaum unter Druck. "Wenn ich 18. oder 19. werde, ist das auch in Ordnung. Ich will einfach zeigen, was ich kann - und das habe ich heute getan."
Lernen, mit Druck umzugehen
Obwohl van Veen unter Druck reifer wirkte, gab er zu, dass er in dieser Hinsicht noch wächst.
"Letztes Jahr habe ich eine ähnliche Gelegenheit verpasst, und dann wurde der Druck zu groß für mich. Diesmal habe ich die Spannung auch gespürt, aber es lief besser. Mit solchen Erfahrungen wächst man natürlich."
Erster Sieg als Katalysator
Sein erster Matchplay-Sieg fühlte sich wie ein Durchbruch an.
"Der erste Sieg auf dieser Etappe ist immer etwas Besonderes. Aber gegen den amtierenden Champion zu gewinnen? Etwas Besseres kann man sich nicht wünschen."
Er freut sich bereits auf seinen nächsten Auftritt in den Winter Gardens: "Es ist so ein kultiger Ort. Ich hoffe, dass ich hier noch viele Male spielen kann."
Gian van Veen
Vom unsicheren Talent zum etablierten Namen
Van Veen betont, wie sehr er seit seinem Debüt gewachsen ist.
"Letztes Jahr war alles neu - das Hotel, der Proberaum, die Bühne. Jetzt fühlt es sich vertraut an. Das macht wirklich einen Unterschied. Ich bin als Spielerin gewachsen, aber auch mental viel stärker geworden."
Auf die Frage, ob er dieses Duell auch im letzten Jahr gewonnen hätte, antwortete er ehrlich: "Nein. Damals war ich zu nervös. Heute habe ich diese Anspannung auch gespürt, aber ich konnte damit umgehen. Das ist der Unterschied."
Neues Haus, neues Kapitel
Van Veen ist auch privat gut im Geschäft.
"Meine Freundin und ich haben erst vor ein paar Tagen ein Haus gekauft. Hoffentlich ist alles geregelt, wenn ich nach Hause komme!", lachte er.
"Letztes Jahr fühlte sich alles noch wie neu an. Jetzt fühle ich mich zu Hause - hier auf dieser Bühne, in dieser Welt. Und das ist ein großer Unterschied."
Nächster Gegner: Danny Noppert. Der nächste Test für van Veen wird ein Duell mit seinem Landsmann Danny Noppert sein. Eine neue Chance, seine beeindruckende Form fortzusetzen - und beim World Matchplay erneut Geschichte zu schreiben.