Mervyn King hat Ende 2023 seine PDC Tour Card verloren. Für den 59-jährigen Engländer, der über zwei Jahrzehnte zu den konstantesten Spielern der Dartswelt gehörte, begann damit eine neue Phase seiner Karriere. Ohne Tour Card, aber mit ungebrochener Entschlossenheit, arbeitet King nun über die
Challenge Tour an seinem Comeback. In einem offenen Gespräch mit Online Darts spricht er über das Älterwerden, persönliche Rückschläge, seine unerschütterliche Leidenschaft und die Zukunft des Sports.
Zurückschlagen ohne PDC Tour Card
„Ja, nicht schlecht, Kumpel“, antwortet King trocken, als er gefragt wird, wie es läuft. „Ich beginne mich langsam daran zu gewöhnen, keine PDC Tour Card zu haben. Das ist kein schönes Gefühl, aber ich habe keine Wahl. Ich versuche, auf der Challenge Tour gut genug zu spielen, um die Karte zurückzuholen.“
Die letzten Monate verliefen wechselhaft. „Am letzten Challenge-Tour-Wochenende hatte ich einen schlechten Lauf“, gibt King offen zu. „Aber es sind noch vier Turniere übrig, und wenn ich so spiele, wie ich es dieses Jahr schon gezeigt habe, kann ich es schaffen.“
Doch der Körper erinnert ihn immer häufiger daran, dass die Jahre nicht spurlos vorbeigehen. „Das Älterwerden macht sich bemerkbar. Mein gutes Spiel kommt nicht, wenn ich es will – sondern wann es will. Ich hoffe, dass es im richtigen Moment wieder da ist.“
„An einem guten Tag kann ich immer noch jeden schlagen“
Selbstzweifel? Fehlanzeige. „Auf jeden Fall gehöre ich noch auf dieses Niveau“, sagt King entschlossen. „An einem guten Tag kann ich jeden schlagen. Früher konnte ich immer einen Gang zulegen, wenn der Gegner stärker wurde – heute suche ich manchmal nach diesem Gang. Wenn er funktioniert, bin ich gefährlich. Wenn nicht, dann reicht es einfach nicht.“
Diese Ehrlichkeit zeichnet ihn aus. King hat im Laufe seiner Karriere unzählige Viertel- und Halbfinals gespielt, stand in Major-Endspielen und galt lange als Inbegriff der Konstanz. Doch er weiß auch: „Wenn du spürst, dass dein Niveau sinkt und du nichts dagegen tun kannst, ist das ein schreckliches Gefühl.“
Persönliche Kämpfe und Loyalität
Neben sportlichen Herausforderungen kämpft King auch privat. Anfang des Jahres musste er Insolvenz anmelden. „Ich versuche, alles gemeinsam mit meinen Hunden zu schaffen“, sagt er offen. „Die Leute, mit denen ich es zu tun habe, sind nicht besonders hilfreich. Aber es ist, wie es ist. Wir werden da irgendwie durchkommen.“
King war nie jemand, der schnell aufgibt. „Ich war schon immer ein Kämpfer – auf und neben dem Board. Aber ehrlich: Es gab Momente, in denen ich dachte, jetzt reicht’s. Doch ich bin immer noch hier. Ich werde weiter kämpfen.“
Die Zukunft des Sports: „Spieler brennen schneller aus“
Über den Zustand des Dartsports spricht King mit der Erfahrung eines Mannes, der alles gesehen hat. „Die Spieler werden zu sehr beansprucht“, warnt er. „Für junge Leute ist das noch okay, aber irgendwann merken sie, dass sie nicht mehr alles schaffen. Die PDC muss lernen, auf alle Spieler zu achten – nicht nur auf die Stars. Jeder verdient Respekt und Fürsorge. Sonst brennen Talente aus, bevor sie ihr Potenzial ausschöpfen.“
Sollte er seine Tour Card zurückerobern, will King seinen Kalender bewusster gestalten. „Ich werde nicht mehr zu allem ‚Ja‘ sagen. Ich wähle Turniere aus, die für mich Sinn ergeben. Manchmal ist es einfach zu viel.“
„Tu, was für dich und deine Familie richtig ist“
Zum Abschluss richtet King einen Appell an die Spieler: „Am Ende des Tages machst du das nicht für Fans oder Verbände, sondern für dich und deine Familie. Tu, was richtig für dich ist – nur das zählt.“
So endet das Gespräch, wie es begann: ehrlich, direkt, unverblümt. Mervyn King bleibt der Inbegriff von Leidenschaft und Widerstandskraft. Ein Mann, der alles erlebt hat – Siege, Rückschläge, persönliche Kämpfe – und dennoch weitermacht.
Ob er seine Tour Card zurückgewinnt, steht in den Sternen. Doch eines ist sicher: Solange Mervyn King einen Dart in der Hand hält, wird er kämpfen – für Punkte, Stolz und die Liebe zum Spiel.
„Wir sind immer noch hier und wir werden weiter kämpfen“, sagt er zum Schluss. „Das habe ich immer getan – und das werde ich auch weiterhin tun.“