Kranker Chris Dobey übersteht die Auftaktrunde bei der Darts WM 2026: „Ich will nicht einfach nur wieder ins Halbfinale. Ich will den Titel“

PDC
Mittwoch, 17 Dezember 2025 um 11:00
Chris Dobey (2)
In einem heißen Alexandra Palace hat Chris Dobey einen wichtigen ersten Schritt bei der Darts WM 2026 gemacht. Der Engländer bezwang in der Auftaktrunde den chinesischen Qualifikanten Xiaochen Zong mit 3:1 in Sätzen. Es war kein brillanter Auftritt, aber ein Erfolg, der viel über seine mentale Stärke verriet. Trotz Krankheit, wackeligen Doppeln und dem Druck des frühen Turnierstarts fand er einen Weg zum Sieg.
„Natürlich ist es großartig, hier zu gewinnen“, sagte Dobey nach dem Match. „Ich wusste, was mich erwartet. Viele hatten Xiaochen unterschätzt, aber ich habe ihn wie jeden anderen Gegner behandelt. Er hat sich seinen Platz hier verdient – in den Ally Pally kommst du nicht zufällig.“

Respekt vor dem Gegner

Zong, der sich über den asiatischen Circuit qualifizierte, trat zu Beginn mutig auf. Vor allem in den ersten beiden Sätzen hielt er stark dagegen und zeigte, dass er zu Recht auf der größten Bühne des Sports steht. Dobey gab zu, dass er von ein paar ausgelassenen Chancen seines Gegners profitierte. „Er hatte frühe Doppel, die er verpasst hat – und ich habe das ausgenutzt“, erklärte der Engländer. „Er hätte auch 2:0 führen können. Aber so ist Darts: Du musst die Momente nehmen, die sich dir bieten.“
Chris Dobey in Aktion auf der Bühne im Alexandra Palace
Chris Dobey steht in der zweiten Runde der Darts WM 2026
Dobey punktete mit konstant starken Scores, doch das Timing auf die Doppel blieb ein Problem. Ein vertrautes Muster beim Weltranglistenachten, der häufig zwischen explosiven Phasen und unnötigen Fehlern schwankt. „Das ist typisch für mich“, sagte er mit einem Lächeln. „Mein Scoring war gut, aber auf die Doppel habe ich liegen lassen.“

Krank zur schlechtestmöglichen Zeit

Dass der 33-Jährige nicht in Topform auftrat, hatte einen triftigen Grund: Ein Virus hatte ihn nur 24 Stunden vor dem Match erwischt. „Ich habe mich gestern Abend und heute Morgen miserabel gefühlt“, berichtete Dobey. „Eine Magen-Darm-Grippe. Der Zeitpunkt hätte kaum ungünstiger sein können – direkt vor einem der größten Spiele meiner Karriere.“
Die Krankheit machte die Vorbereitung fast unmöglich. „Ich wollte heute Morgen gar nicht aus dem Bett“, gestand er offen. „Aber du musst dich zwingen. Hier gibst du nicht auf.“ Dobey biss sich durch, auch wenn man ihm anmerkte, dass die Kräfte schwanden. „In den letzten beiden Sätzen wollte ich einfach nur von der Bühne. Man hat gesehen, dass mir die Energie fehlte. Aber entscheidend ist: Ich habe das Match zu Ende gebracht.“
In den kommenden Tagen plant Dobey, sich komplett zu erholen, bevor er wieder ins Training einsteigt. „Ich fahre nach Hause, kuriere mich aus und will dann mein bestes Spiel in die nächste Runde mitbringen.“
Trotz der schwierigen Umstände schöpft Dobey Zuversicht aus seinen vergangenen Erfolgen auf der WM-Bühne. In den letzten Jahren spielte er mehrfach stark im Alexandra Palace, im Vorjahr erreichte er sogar das Halbfinale. „Wenn du dich für die WM nicht motivieren kannst, hast du hier nichts verloren“, stellte er klar. „Das ist es, wovon alle träumen: Hier zu spielen, Weltmeister zu werden – das ist der große Antrieb.“
Besonders rund um die Feiertage ist die Motivation bei ihm hoch. „Wenn du an Weihnachten nicht mehr im Turnier bist, ist das Fest gelaufen“, sagte Dobey mit einem Grinsen. „Das hier ist das größte Turnier überhaupt. Jeder will diesen Titel holen.“

Andrew Gilding wartet

In der zweiten Runde trifft Dobey nun auf Andrew Gilding – einen Gegner mit einzigartigem Stil und dem Status eines Major-Siegers. Der Engländer gewann 2023 sensationell die UK Open und gilt trotz unauffälliger Auftritte als gefährlicher Gegner. „Andrew ist anders als viele denken“, analysierte Dobey. „Er wird oft unterschätzt, aber ein Major-Titel spricht für sich.“
Dobey betont, dass er sich nur auf sich selbst konzentrieren will. „Ich spiele nie den Mann, immer das Board“, erklärte er. „Wenn du anfängst, über den Gegner nachzudenken, verlierst du deinen Rhythmus. Du musst deinen eigenen Plan durchziehen – und manchmal bedeutet das, sich einen Moment extra zu nehmen, bevor du an die Oche trittst.“
Dobeys Saison verlief wechselhaft. Auf der European Tour zeigte er starke Leistungen, in Minehead spielte er sich bis ins TV-Finale. Doch bei den großen Majors blieb der ganz große Wurf aus. „Ich habe gut gespielt, aber oft die falschen Momente verloren“, resümierte er. „Das kann frustrierend sein, aber wenn du weißt, dass dein Spiel stimmt, musst du das Vertrauen behalten.“
Der Engländer hat gelernt, Rückschläge schneller abzuhaken. Niederlagen wie gegen Rob Cross, als er eine klare Führung verspielte, sieht er heute als Lehrmoment. „Du darfst nicht in der Vergangenheit leben“, sagte er überzeugt. „Wenn du zu lange grübelst, verlierst du an Boden im Ranking. Im Januar fängt alles wieder bei null an.“

Träume von der Sid Waddell Trophy

Die Ziele für dieses Turnier sind eindeutig. Halbfinals oder Premier-League-Plätze sind für Dobey längst kein Maßstab mehr – er will die Sid Waddell Trophy in den Händen halten. „Ich will nicht einfach nur wieder ins Halbfinale. Ich will den Titel“, stellte er klar. „Es geht mir nicht ums Preisgeld, sondern um die Trophäe. Genau dafür spielst du.“
Zunächst aber gilt für Dobey: regenerieren, fokussieren, performen. „Ich denke nicht über die Zukunft hinaus“, betonte er. „Das nächste Match zählt – und sonst nichts.“
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