Während einer gut besuchten Modus Exhibition Night in Wrexham sprach
Luke Humphries offen mit Online Darts über seine aktuelle Form, seinen entspannten Blick auf die Rangliste und seine Ambitionen für den Rest der Saison. Der Engländer, der in diesem Jahr sowohl Weltmeister als auch Weltranglistenerster ist, wirkt gefestigt wie selten zuvor – mit einer neuen, deutlich gelasseneren Einstellung.
„Das ist wirklich eine tolle Bühne hier, ehrlich gesagt. Die Stimmung ist fantastisch, und es sind viele Leute da. Ich freue mich einfach auf heute Abend“, begann Humphries begeistert. Für ihn sind die Modus-Events längst mehr als Showabende. „Wir sind sehr glücklich, Teil von Modus zu sein. Es ist die perfekte Vorbereitung auf die großen Turniere – für mich und Jonny (Clayton) ein richtig gutes Training.“
Nach einer ruhigeren Phase nach der Weltmeisterschaft hat Humphries seine Form offenbar wiedergefunden. „Die World Series Finals waren schon besser, und letzte Woche fühlte ich mich wieder richtig in meiner Zone – viel flüssiger und selbstbewusster“, erklärte er. „Ich hatte am Sonntag zwei großartige Spiele, und das gibt mir jetzt wirklich Selbstvertrauen. Ich glaube, ich kann für den Rest der Saison gefährlich werden.“
„Es geht jetzt um das Erbe“
Mit dem
World Grand Prix steht das nächste große Major bevor – jenes Turnier, bei dem Humphries 2023 seinen Durchbruch feierte. „Das ist ein riesiges Event. Es war das Turnier, mit dem meine Karriere richtig begann. Jetzt zurückzukehren, fühlt sich besonders an, aber ich bin völlig entspannt.“
Über den Druck seinen Platz als Nummer 1 der Weltrangliste verteidigen zu müssen sagte er nur: „Ich bin nicht hier, um über die Rangliste zu grübeln. Ich will einfach genießen, was ich erreicht habe, und so viele Majors wie möglich gewinnen – das ist mein einziger Fokus.“
Der Engländer hat in kurzer Zeit fast alles gewonnen – nur die UK Open fehlen ihm noch. „Ich war Weltmeister, ich war die Nummer eins, und ich habe die großen Majors gewonnen, die ich wollte. Jetzt geht es darum, ein Vermächtnis zu schaffen. Wie viele Majors kann ich noch holen? Wie viele Weltmeistertitel?“
Humphries denkt längst in größeren Dimensionen. „Ich möchte einmal zu den fünf besten Spielern aller Zeiten gehören – gemessen an Major- und WM-Titeln. Das ist jetzt das Ziel: ein Vermächtnis für mich und meinen Namen.“
Locker, fokussiert, gefährlich
Das neue, entspannte Auftreten fällt auf. Humphries lacht wieder, spielt befreit – und genau das macht ihn gefährlich. „Wenn man Weltmeister und Nummer eins ist, lastet riesiger Druck auf einem. Manchmal vergisst man, das Ganze zu genießen“, sagt er. „Jetzt, wo ich weiß, dass ich die Nummer eins bald verlieren könnte, ist das sogar befreiend. Wenn das passiert, ist es nicht das Ende der Welt. Ich habe so viel erreicht – und kann es jederzeit wiederholen.“
Der Kampf um die Spitze
Mit Michael van Gerwen ist ein alter Rivale wieder in Topform – er gewann zuletzt die World Series of Darts Finals in Amsterdam. Humphries zeigt sich beeindruckt. „Nicht wirklich überraschend – Michael kommt immer dann zurück, wenn es niemand erwartet. Als er Josh (Rock) schlug, dachte ich schon: Okay, jetzt wird’s ernst. Und als er Luke (Littler) im Finale besiegte, war das der alte van Gerwen.“
Ein Problem sieht Humphries jedoch in der Konstanz. „Er spielt ein starkes Major und fällt dann wieder ab. Das weiß er selbst. Wenn er zwei oder drei richtig gute Majors nacheinander spielt, ist er wieder ganz oben – denn da gehört er hin.“
Der Blick bleibt nach vorn
Obwohl viele schon über die Weltmeisterschaft im Alexandra Palace sprechen, bleibt Humphries gelassen. „Ehrlich gesagt ist das leicht zu ignorieren. Wir sind noch weit davon entfernt. Wenn man schon jetzt an die WM denkt, übersieht man die vier großen Majors davor.“
Er betont, wie wichtig Fokus ist. „Ich denke erst an die WM, wenn die Players Championship Finals vorbei sind. Bis dahin gilt meine volle Konzentration dem Grand Prix. Wer zu weit nach vorne schaut, verliert.“
Das fehlende Puzzlestück
Neben den UK Open fehlt Humphries noch ein Titel in seiner Sammlung: die European Darts Championship. „Ich setze mich da nicht besonders unter Druck, aber ich weiß, was auf dem Spiel steht. Wenn ich dieses Turnier gewinne, bleibt nur noch eines offen, um die Reihe der Ranglisten-Majors zu vervollständigen.“
Ein Triumph bei der EDC hätte für ihn besonderen Wert. „Wenn ich nur eines der Finalturniere in diesem Jahr gewinnen könnte, dann dieses – einfach, weil ich es noch nicht habe. Natürlich will ich sie alle gewinnen. Wenn ich vor der WM ein oder zwei Majors holen kann, gehe ich mit riesigem Selbstvertrauen in den Ally Pally.“
Ein komplettes Set aller Ranglisten-Majors wäre außergewöhnlich. „Das wäre schon etwas Besonderes. Es fehlen auch noch die World Series Finals, aber die zählen nicht zur Rangliste. Ich will das Set der Ranking-Majors voll machen – das wäre ein schönes Kapitel meines Vermächtnisses.“