„Ich würde sogar die Beerdigung auslassen“ – Cameron Menzies reist mit schwerem Herzen, aber klarer Mission zur Darts WM

PDC
Dienstag, 09 Dezember 2025 um 9:00
Cameron Menzies (4)
Cameron Menzies kehrt in dieser Woche mit einem Rucksack voller Emotionen und einer klaren Mission in den Alexandra Palace zurück. Der 36-jährige Schotte will die Tränen des Vorjahres vergessen machen und gleichzeitig seinem kürzlich verstorbenen Onkel die Ehre erweisen. Für ihn ist die Darts WM 2026 weit mehr als nur ein Turnier – es ist ein persönlicher Neustart und eine Hommage an einen Menschen, der ihn über Jahre begleitet hat.

Ein Jahr danach – und ein noch schmerzhafteres Kapitel

Vor zwölf Monaten brach Menzies nach seiner Niederlage gegen Leonard Gates vor laufenden Kameras in Tränen aus. Damals lag sein Vater Ricky in kritischem Zustand im Krankenhaus, eine Belastung, die ihn komplett aus der Spur brachte. Doch nun ist die Situation noch schwerer: Zur selben Zeit wurde auch sein Onkel Gary „Budgie“ Eagle eingeliefert – schwer krank und ohne Aussicht auf Genesung.
„Mein Onkel kam ungefähr zur gleichen Zeit wie mein Vater ins Krankenhaus“, erzählt Menzies. „Als mein Vater wieder nach Hause durfte, blieb er dort. Sein Zustand wurde schlimmer und schlimmer.“ Während sein Vater inzwischen stabil ist, endete der Kampf für seinen Onkel anders. Eagle, einst selbst aktiver Spieler und in der schottischen Szene äußerst beliebt, verstarb Anfang des Monats. Für Menzies war es nicht überraschend – aber zutiefst erschütternd.

Ein letzter Blick, ein letzter Moment

Das letzte Wiedersehen fand während eines Players Championship-Wochenendes statt. „Er war in Somerset, und weil wir dort in der Nähe spielten, bin ich hingefahren. Ich bin so froh darüber“, sagt Menzies leise. „Er konnte nicht mehr sprechen, war ans Bett gefesselt, aber er warf mir einen Blick zu. Vier Tage später war er weg.“ Menzies glaubt, dass sein Onkel bewusst gewartet hat: „Ich war wohl das, was einem Sohn am nächsten kam.“
Der Kontrast zu früher könnte größer kaum sein. „Er war dabei, als ich mein erstes Juniorenturnier gewann. Er begleitete mich nach Lakeside. Aber seit Covid ging alles bergab – Diabetes, Demenz… Es war steinhart.“ Zur Erinnerung hängt das gerahmte Somerset-Hemd seines Onkels nun bei Menzies zu Hause an der Wand.

Ein emotionales Dilemma steht bevor

Die Trauer begleitet ihn nach London – und sie führt zu einer schweren Entscheidung. Gewinnt Menzies sein Auftaktspiel, fällt die Beerdigung auf den Tag seiner möglichen zweiten Runde.
„Natürlich will ich dabei sein“, sagt er. „Aber ich würde sie ohne Zweifel auslassen, um im Turnier zu bleiben. Und ich weiß, dass er das genauso gewollt hätte. Er war ein riesiger Dartfan.“

Sportlich spricht viel für Menzies

Sein erstes Spiel bestreitet er gegen Charlie Manby – mit einem guten Gefühl. Nicht nur die Form stimmt, auch das Turnier lockt mit Rekordprämien. „Eine Million Pfund Preisgeld – das ist unglaublich“, sagt Menzies mit einem kleinen Lächeln. „Ich war dieses Jahr zweimal im Major-Viertelfinale. Wenn ich das hier wiederhole, kommt einiges aufs Konto.“
Doch Geld ist nicht alles. „Bei der Weltmeisterschaft kannst du ein schlechtes Jahr retten. Sie zählt einfach mehr als jedes andere Turnier.“
Für Menzies ist es ohnehin sein bestes Jahr, was die Platzierung betrifft – doch er weiß, wie schnell das verpuffen kann. „Du kannst Titel holen, aber wenn du bei der WM in Runde eins rausgehst, fühlt es sich an, als sei das Jahr gescheitert.“

Rangliste im Turbo-Modus

Besonders betont er die dynamische Weltrangliste: „Wenn jemand auf Platz 40 steht und das WM-Halbfinale erreicht, springt er direkt Richtung Platz 12. Das System ist explosiv.“ Er selbst ist aktuell die Nummer 26. Ein tiefer Lauf könnte sogar die Premier League ins Gespräch bringen. „Man muss Halbfinals erreichen, aber das kann bei der WM über Nacht gehen.“

Mehr Ruhe als im Vorjahr – aber Respekt vor dem Auftakt

Erstaunlich: In diesem Jahr ist Menzies deutlich entspannter. „Letztes Jahr war ich psychisch völlig durch. Mit meinem Vater im Krankenhaus… alles war schwer. Dieses Jahr bin ich ruhiger. Vielleicht, weil es nicht schlimmer werden kann.“ Trotzdem bleibt eine gewisse Nervosität. „Ich habe eine harte erste Runde. Aber ich fühle mich erfahrener und stabiler.“
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