INTERVIEW: Rowby-John Rodriguez vor seiner Rückkehr zum Grand Slam of Darts: "Ich möchte mir mein Selbstvertrauen auf der Bühne zurückholen"

PDC
durch Nic Gayer
Donnerstag, 07 November 2024 um 10:00
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Rowby-John Rodriguez erlebt das vermeintlich schwerste Jahr seiner Profi-Karriere. Der Österreicher konnte sich in dieser Saison für kein European Tour-Event qualifizieren, droht die Darts WM zu verpassen und muss um seine Tour Card bangen. Dank eines sensationellen Final-Einzugs beim World Cup of Darts kehrt Rodriguez am Wochenende allerdings zum prestigeträchtigen Grand Slam of Darts zurück.
Bevor Little John am Samstagabend in Wolverhampton in das Turnier startet, spricht der 30-Jährige im Exklusiv-Interview mit Dartsnews.de über seine Ambitionen beim Grand Slam of Darts 2024. Rodriguez gibt außerdem Einblicke in eine Saison voller Rückschläge, äußert sich zu einem möglichen Tour Card-Verlust und schickt eine Kampfansage an seine Konkurrenz.  
Herr Rodriguez, Sie sind als Spieler bekannt, der die großen Bühnen liebt, mit den Fans interagiert und gerne für etwas Show sorgt. In diesem Jahr waren Sie allerdings nur bei zwei TV-Turnieren vertreten - kommt dadurch im Vorfeld des Grand Slam of Darts etwas mehr Nervosität auf?
Rowby-John Rodriguez: Definitiv, je öfter man auf der Bühne spielt, umso leichter fällt es einem und umso sicherer fühlt man sich auch. Ich habe in diesem Jahr nur den World Cup of Darts (und die UK Open, Anm. d. Red.) auf der Bühne gespielt, dort hatte ich aber den Mensur im Hintergrund, der mir den Rücken stärkt. Es wird definitiv anders sein, ich habe nicht die beste Saison gespielt. Aber für mich ist das Turnier ein Bonus und ich werde es genießen, wieder auf der Bühne zu stehen. Ob ich so viel Show mache wird sich dann an diesem Tag herausstellen - je nachdem wie gut ich mich fühle und wie das Einspielen läuft. Das ist alles nicht geplant sondern kommt dann ganz spontan.
Sie haben den World Cup of Darts als eines der wenigen Major-Highlights Ihrer Saison bereits angesprochen. Sowohl ihr Doppel-Partner Mensur Suljovic als auch Sie selbst erleben einen komplizierten Karriereabschnitt. Wie ist es Ihnen beiden gelungen, sich trotz dieses Formtiefs in ein Major-Finale zu spielen?
Wir können uns aufeinander verlassen und kennen das Spiel des jeweils anderen in- und auswendig. Wir wissen, wie wir uns in bestimmten Situationen mit wenigen Worten helfen können - das geht nur, wenn man sich über Jahrzehnte kennt. Es war ja bereits unser zweites World Cup-Finale, wodurch uns schon bewusst war, dass wir beim World Cup gut zusammen funktionieren. Auch 2021, als wir erstmals ins Finale eingezogen sind, erlebte vor allem Mensur ebenfalls eine schwierige Phase, aber der World Cup hat ihn wieder beflügelt - und so war es auch dieses Jahr. Für Mensur ging es im Anschluss an das Turnier sehr gut weiter, ich bin leider direkt danach krank geworden, sodass ich diesen Lauf leider nicht mitnehmen konnte. Aber wir sind definitiv stolz wieder beim Grand Slam dabei zu sein.

"Ich möchte mir mein Selbstvertrauen auf der Bühne zurückholen"

Der Grand Slam of Darts zeichnet sich in erster Linie durch die besonderen Qualifikationskriterien aus, die ein Teilnehmerfeld voller Major-Champions, -Finalisten und Turniersieger ermöglichen. Wie besonders ist es für Sie, zu diesem einzigartigen Event zurückzukehren?
Die Vorfreude ist groß, der Grand Slam of Darts ist in Sachen Qualifikation aufgrund dieser Kriterien wahrscheinlich das schwierigste Major-Turnier des Jahres. Das Gute für mich ist, dass ich definitiv drei Bühnen-Spiele habe, mit denen ich mich wieder hochpushen und mir mein Selbstvertrauen zurückholen kann. Im Best-of-9-Legs-Format der Gruppenphase kann alles passieren, darum ist jedes Leg bei diesem Turnier sehr wichtig.
Sie sind bei der Auslosung in Gruppe A mit Weltmeister Luke Humphries, dem dreifachen Finalisten James Wade und Mickey Mansell gelandet. Wie fällt ihre Einschätzung zu dieser Gruppe aus? Gibt es ein Spiel, auf das sie sich besonders freuen?
Auf das Duell mit Luke Humphries freue ich mich definitiv. Ich habe erst vor kurzem eine Nachricht erhalten, dass ich ihn vor sieben Jahren im Finale eines Development Tour-Events geschlagen habe - diesen 5-4-Sieg würde ich am Samstagabend definitiv nehmen. Wie gesagt, ich befinde mich aktuell in keiner guten Phase, habe keine guten Ergebnisse eingespielt, aber für mich geht es darum, wieder Spaß auf der Bühne zu haben und alles aufzusaugen. Ich weiß genau, dass ich am Ende des Monats zur Darts WM-Quali muss und bis dahin möchte ich diese Motivation mitnehmen, wieder den Spaß am Dartsport finden und auch wieder mehr trainieren. Ich bin einfach froh, wieder auf der Bühne zu stehen.
Bei Ihrer letzten Teilnahme im Jahr 2021 konnten Sie mit Stephen Bunting und Chris Dobey ebenfalls zwei große Namen schlagen und ins Achtelfinale einziehen. Hilft Ihnen diese positive Erfahrung auch vor Beginn des diesjährigen Turniers?
Ich habe definitiv gute Erinnerungen an den Grand Slam, da ich in der Vergangenheit bereits Adrian Lewis schlagen konnte und auch gegen Phil Taylor gespielt habe. Der Grand Slam ist für mich eines der schönsten Turniere, weil man mindestens drei Mal auf der Bühne steht. So hat man die Möglichkeit sein eigenes Spiel auf die Bühne zu bringen und den Leuten zu zeigen, was man kann. Das ist das Gute für mich, weil ich wie gesagt noch nicht für die WM qualifiziert bin und am Ende des Monats zum Tour Card-Qualifier muss.
Mit welchen Ambitionen starten Sie in den diesjährigen Grand Slam? Wann wäre das Turnier aus Ihrer Sicht ein Erfolg?
Für mich wäre das Turnier ein Erfolg, wenn ich die Gruppe überstehe. Damit wäre ich schon sehr zufrieden. Danach kann alles passieren, denn dann habe ich schon drei gute Spiele für das Weiterkommen absolviert und dann steigt auch mein Selbstbewusstsein sehr schnell an. Natürlich bin ich ein Underdog, aber die anderen wissen ganz genau, dass ich jederzeit Dart spielen kann.
Der Grand Slam ist für Sie ein Highlight eines ansonsten äußerst komplizierten Jahres. Wie würden Sie Ihre Saison zum jetzigen Zeitpunkt bewerten?
Einfach nur schlecht (lacht). Natürlich ist man enttäuscht, aber ich bin schon lange auf dem Circuit dabei, die Qualität wird immer besser und es wird immer schwieriger, dort Fuß zu fassen. Außerdem hatte ich 2022 ein sehr starkes Jahr, das ich jetzt in der Rangliste verteidigen musste. Aber ich habe persönlich schon mehr oder weniger mit diesem Jahr abgeschlossen. Falls ich die Tour Card verlieren sollte, werde ich definitiv im Januar die Q-School spielen und bin sehr guter Dinge, dass ich es dort auch zurück auf die Tour schaffen werde. Aber ich kann die letzten Monate nicht ungeschehen machen, darum muss ich damit abschließen und mit den Aufgaben weitermachen, die jetzt noch bevorstehen.

"Ich werde noch mal eine Hochphase erreichen"

Sie haben Ihr starkes Jahr 2022 bereits angesprochen - auf die vermutlich beste Phase Ihrer Karriere folgten dann allerdings die statistisch schwächsten Jahre Ihrer Profi-Laufbahn. Können Sie sich erklären, wie diese extreme Entwicklung zustande gekommen ist?
Ganz einfach, der Dart-Sport findet auch viel im Kopf statt und viele Leute wissen einfach nicht, was privat bei einem los ist. Ich hatte zwar diese spielerische Hochphase, aber zeitgleich musste sich meine kleine Tochter einer Notoperation unterziehen. Das nimmt dich natürlich mit und dann habe ich auch klare Prioritäten. Damals habe ich ein European Tour-Turnier abgesagt, das mir die Grand Prix-Qualifikation gekostet hat. Aber es gibt Prioritäten im Leben und dann steht eben nicht Dart an erster Stelle, sondern meine Familie. Und solche Situationen nehmen dich einfach mit - da kann sich kein Mensch vorstellen, was in mir vorgeht. Aber: Ich weiß, dass ich noch mal eine solche Hochphase erreichen werde.
Sie sind also überzeugt davon, künftig an Ihre starken Leistungen aus den Jahren 2021 und 2022 anknüpfen zu können?
Definitiv und es geht auch noch viel, viel mehr. Ich gebe es ganz offen zu: Ich bin selbst schuld. Ich bin nicht der trainingsfleißigste, aber ich bin mir sicher, dass es ab nächstem Jahr einen anderen Rowby-John Rodriguez geben wird. Zumindest einen, der nicht mehr so faul ist (lacht).

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