In der neuesten Folge des Podcasts
Darts Draait Door nahmen Damien Vlottes und
Vincent van der Voort die Freitagsspiele der Darts WM 2026 ausführlich unter die Lupe. Von den überzeugenden Auftritten von
Gian van Veen und
Niels Zonneveld bis hin zum zähen Duell der Routiniers Ian White und Mervyn King –
kein Match blieb unerwähnt.
Als Vlottes die Runde eröffnet und fragt, womit sie beginnen sollen, zögert Van der Voort keine Sekunde. „Zonneveld“, antwortet er entschlossen. Kein Wunder, schließlich eröffnete der Niederländer die Nachmittagssession mit seinem Match gegen Haupai Puha. „Schöner Sieg. Die ersten beiden Sätze waren natürlich noch ziemlich eng, aber in den Momenten, in denen er da sein musste, war er da. Zwei Mal ein fünftes Leg, das er jeweils stark spielte.“ Im dritten Satz fiel dann alles von ihm ab. „Im dritten Satz war er wirklich einfach frei. Da siehst du, wie gut er sein kann“, lobt Van der Voort.
Zonneveld liefert, wenn es zählt
Van der Voort erkennt bei mehreren Spielern auf der WM-Bühne ein ähnliches Muster. „Man merkt schon, dass diese Pausen eine Rolle spielen, dass es davor ein bisschen ein Reinkommen in die Partien ist.“ Gerade bei Zonneveld sei das deutlich gewesen. „Nach der zweiten Pause sah man wirklich, dass er frei war.“
Besonders imponierte ihm, wie zuverlässig der Niederländer in den entscheidenden Momenten agierte. „In den ersten paar Legs siehst du, dass noch etwas Spannung drauf ist, aber wenn es wirklich drauf ankam – das fünfte Leg des ersten Satzes, das fünfte Leg des zweiten Satzes – dann spielte er ordentlich. Einfach wirklich gute Legs.“
Ian White gegen Mervyn King: Couch-Modus inklusive
Die zweite Partie des Nachmittags bestritten Ian White und Mervyn King – ein Duell, das van der Voort nur mit Mühe verfolgen konnte. „Ich lag gemütlich auf dem Sofa. Die Äuglein fielen kurz zu. Anderthalb Sätze später dachte ich: He, ich habe ein Stück verpasst. Sie waren noch zugange, also habe ich den letzten Satz gesehen.“
Besonders Kings körperlicher Zustand fiel ihm auf. „Man sieht Mervyn… Mervyn ist nicht mehr der Fitteste. Seufzen, stöhnen. Aber er hat alles gegeben, hundert Prozent. Er hat weiter gekämpft.“ Van der Voort ordnet ein: „Der Mann ist auch 58, 59. Das ist nicht so ungewöhnlich. Und dann hat er natürlich auch ein bisschen Übergewicht. Da müssen wir ehrlich sein. Ich habe auch Übergewicht, aber ich muss es zum Glück nicht mehr machen“, sagt er lachend.
Ob King seine Tour Card über die Q-School zurückholen kann, lässt van der Voort offen. „Wenn er das hier erreichen kann, dann kann er auch die Q-School überstehen. Sicher. Nur ja: Will er das überhaupt noch, all die Turniere abklappern?“
Rob Cross ohne Mühe: „Mehr als genug“
Für Ian White geht es nun gegen
Rob Cross weiter,
der sich problemlos gegen einen schwach spielenden Cor Dekker durchsetzte. „Das lief vorne und hinten nicht“, urteilt van der Voort. „Er verpasste irgendwann sechs oder sieben Doppel. Da denkt man, es ist nur ein Leg. Aber genau das ist der Moment, weshalb er nicht in die Partie kommt.“
Vlottes fragt nach der Leistung von Cross, der einen 91er-Average spielte. „Es war nicht schlecht. Es war auch nicht überragend“, so van der Voort. „Wenn dein Gegner 82 im Schnitt spielt, ist das mehr als genug. Er war nicht in Schwierigkeiten.“ Zudem setzte Cross ein Ausrufezeichen. „Ein schönes 170er-Finish. Da war auch Energie bei ihm drin, und man sah ihn ab und zu ein wenig jubeln. Es herrscht immer Anspannung, und dann ist man froh, wenn die Doppel fallen.“
Mit Blick auf das Duell White gegen Cross sieht van der Voort dennoch eine klare Rollenverteilung. „Ian White ist schon ein gefährlicher Spieler. Cross ist allerdings haushoher Favorit… aber ob es ganz deutlich wird, hängt alles nur von Cross selbst ab.“
Landman überzeugt nicht – und verliert die Tour Card
Im letzten Match der Nachmittagssession traf Ryan Searle auf Chris Landman. Der Niederländer fand nie wirklich in die Partie. „Von dem, was ich gesehen habe, war Landman nicht in Topform. Ich glaube, im dritten Satz verpasste er zwei Mal zwei Darts auf Doppel. Die müssen rein, und das hat nicht geklappt“, analysiert Van der Voort.
Die Konsequenz: Landman verliert seine Tour Card. „Komisch, oder?“, merkt Vlottes an. „Zweimal in Folge für die WM qualifiziert. Früher reichte das, um die Karte zu behalten. Jetzt hat es nicht geklappt.“ Van der Voort stellt die Situation infrage. „Man hört immer öfter Stimmen von Leuten, die lieber keine Tour Card haben. Dass sie dann alles spielen können. Wenn man so ein bisschen zwischen den Stühlen sitzt.“
Ob Landman im Januar erneut zur Q-School geht, bleibt offen. „Ich weiß nicht, wie er dazu steht. Dafür kenne ich ihn nicht gut genug. Aber wahrscheinlich geht er einfach zur Q-School.“
Spektakel in der Abendsession – Evans im Fokus
Das Abendprogramm kam bei beiden deutlich besser an. „Das war schon besser als die Nachmittagssession“, sagt Vlottes. Van der Voort hebt sofort Ricky Evans hervor. „Ich fand, Ricky Evans hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen.“
Gegen Man Lok Leung aus Hongkong wartete allerdings keine leichte Aufgabe. „Das ist wirklich ein guter Spieler.“ Van der Voort lobt den Auftritt, sieht aber auch einen Knackpunkt. „Ich fand ihn zwischendurch etwas zu schnell. Dadurch ging er doch das Tempo von Ricky Evans mit.“ Genau darin liege die große Stärke von Evans.
Dennoch hofft van der Voort, Man Lok Leung bald häufiger zu sehen. „Hoffentlich geht er mal zur Q-School. Das wäre schön… denn das ist wirklich ein großartiger Spieler.“ Realistisch sei das jedoch nicht unbedingt. „Das ist für die Jungs wirklich eine finanzielle Sache. Du kannst nicht ständig hin- und herreisen. Das kostet viel zu viel Geld.“
Ross Smith verpasst die Momente, Harrysson überzeugt
Ebenfalls im Fokus stand das Duell zwischen Ross Smith und dem Schweden
Andreas Harrysson. Smith spielte ordentlich, ließ aber zu viele Chancen liegen. „Wieder eine bescheidene WM für Ross … Er war gut, aber er verpasst sechs, sieben Matchdarts oder so. Der wird wirklich am Boden zerstört sein.“
Gleichzeitig gibt es Lob für Harrysson. „Das ist natürlich einfach ein guter Darter. Er gibt sein Debüt. Es war schön, ihn hier zum ersten Mal zu sehen. Und er liefert auch ab.“
Match des Tages: Van Veen gegen Reyes
Der Höhepunkt des Freitags folgte zum Schluss: das Duell zwischen EM-Sieger Gian van Veen und Cristo Reyes. „Das war ein schönes Spiel, oder? Für die erste Runde. Vielleicht sogar das beste Match der ersten Runde“, schwärmt van der Voort. Besonders das Niveau beeindruckte ihn. „Ich fand das Niveau wirklich stark. Ich fand auch, dass Reyes sehr sauber warf.“
Trotzdem sieht er Entwicklungspotenzial. „Natürlich sieht man, dass ihm ein wenig Wettbewerb auf diesem Level fehlt. Aber wenn man dann hört, dass er zur Q-School geht, dann denke ich, dass da noch sehr viel Potenzial in ihm steckt.“
Van Veen geriet zwar kaum ernsthaft unter Druck, doch einen kritischen Moment gab es. „Er frisst diese 167 und verliert dann den dritten Satz. Danach wurde es noch ganz kurz ein bisschen knapp. Reyes verpasst die 158 zum 2:2 in Sätzen.“
Gerade deshalb zeigt sich van der Voort beeindruckt vom Sieg seines Landsmannes. „Er hatte mit der Auslosung auch wieder kein Glück. Er bekommt erneut jemanden, der einfach 96 im Schnitt gegen dich spielt. Viele andere Spieler hätten gegen Reyes verloren.“
Der EM-Titel könnte für van Veen ein Wendepunkt gewesen sein. „Das war vorher schon ein bisschen so, dass er sehr oft auf Spieler traf, die gut spielten, und er dann nicht gewinnen konnte. Und davon war jetzt überhaupt nichts zu sehen.“
Trotzdem mahnt van der Voort zur Vorsicht. „Du musst auch dafür sorgen, dass du nicht zu euphorisch wirst. Denn es ist immer noch nur die erste Runde.“ Die Erwartungen seien klar. „Er ist als Nummer 10 gesetzt, also gehört es sich, dass er das Achtelfinale erreicht. Minimal.“
Dass van Veen bei den Buchmachern bereits zu den Titelkandidaten hinter Luke Littler und Luke Humphries zählt, überraschte van der Voort nicht. „Ich fand, er und Littler haben bislang den stärksten Eindruck hinterlassen“, lautet sein positives Fazit.