Ross Smith gewinnt im Gedenken an seine verstorbene Mutter: „Sie sagte mir, ich solle beim nächsten Turnier weitermachen“

Ross Smith kehrte am Donnerstagabend triumphal auf die Bühne der Dortmunder Westfalenhalle zurück. Mit einem überzeugenden 6:2-Sieg über den zweifachen Weltmeister Peter Wright zog der Engländer in die zweite Runde der European Championship ein – an jenem Ort, an dem er 2022 seinen bislang größten Erfolg gefeiert hatte.

Für Smith war der Abend mehr als nur ein sportlicher Erfolg. „Ich habe so viel Respekt vor Peter“, sagte der 36-Jährige nach dem Match gegenüber Online Darts. „Meine Leistung war nicht überragend – ich glaube, mein Average lag bei 94 oder 95 – aber am Ende geht es darum, zu gewinnen. Ich muss das mit einem Lächeln sehen, denn der Sieg ist das Wichtigste.“

Die Partie verlief einseitig: Wright verpasste im ersten Leg mehrere Doppel, Smith nutzte seine Chancen und gab die Führung nicht mehr her. „Ehrlich gesagt kann ich mich kaum an das erste Leg erinnern“, lachte er. „Ich würde nicht sagen, dass ich es dominiert habe – ich wollte einfach nur jedes einzelne Leg gewinnen, das vor mir lag.“

Der Sieg in Dortmund hatte für Smith eine besondere Bedeutung. Es war sein erster Erfolg bei diesem Turnier seit dem Titelgewinn 2022. „Seit ich das Turnier gewonnen habe, hatte ich hier kein Spiel mehr gewonnen“, sagte er. „Das war jetzt das erste seit drei Jahren – und es fühlt sich richtig gut an.“

Schon damals hatte Wright ihm nach dem Finale Mut zugesprochen. „Peter weiß genau, was er damals zu mir gesagt hat“, erzählte Smith. „Er sagte: ‚Du kannst das gewinnen.‘ Und gerade eben hat er mir wieder genau dasselbe gesagt – mit einem Lächeln. Das ist schön.“

Smith sprach offen über schwierige Monate abseits der Bühne. Vor Kurzem verlor er seine Mutter – ein Schicksalsschlag, der ihn hart traf, aber auch antrieb. „Ich habe einfach weitergemacht“, sagte er ehrlich. „Jeder geht mit solchen Dingen anders um. Für mich hilft es, beschäftigt zu bleiben. Wenn ich stillsitze, werde ich verrückt. Meine Mutter hätte gewollt, dass ich weiterspiele. Also bin ich hier.“

Das Dartboard ist für ihn mehr als nur ein Arbeitsplatz – es ist Zuflucht. „Ja, definitiv“, erklärte er. „Auf der Bühne kann ich abschalten. Aber das gilt auch für die Players Championships oder andere Turniere. Die Leute dort sind fantastisch. Sie sorgen dafür, dass man sich normal fühlt und mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt.“

In Dortmund wurde Smith von seiner Familie begleitet – eine Seltenheit, die ihm spürbar guttat. „Es kommt nicht oft vor, dass mein Sohn Archie dabei ist“, sagte er stolz. „Er war bei der Weltmeisterschaft im Ally Pally, und jetzt ist er hier – zusammen mit meiner Partnerin Samantha. Das ist alles, was ich brauche.“

Smith betonte außerdem, wie wichtig ihm eine gute Vorbereitung ist. „Vorbereitung ist wahrscheinlich das Wichtigste“, sagte er. „Jeder macht es anders – manche brauchen Ruhe, andere ihre Familie. Für mich bedeutet es viel, dass meine Familie hier ist. Das hilft mir, konzentriert zu bleiben.“

Mit diesem Sieg und einem gestärkten Selbstvertrauen im Rücken blickt Ross Smith nun optimistisch auf die kommenden Runden. In Dortmund hat er einmal mehr bewiesen, dass er nicht nur die Klasse, sondern auch die mentale Stärke besitzt, um große Momente zu wiederholen.