„Seit 2004 hat er mich eigentlich immer geschlagen“ – Ricky Evans blickt auf Horror-Bilanz gegen Michael van Gerwen

PDC
durch Nic Gayer
Donnerstag, 04 September 2025 um 10:00
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Ricky Evans gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten im PDC-Zirkus. Mit seinem blitzschnellen Wurfstil und seiner sympathischen, oft selbstironischen Art hat sich der Engländer den Ruf eines echten Publikumslieblings erarbeitet. Kollegen wie Fans schätzen ihn gleichermaßen. Doch es gibt ein hartnäckiges Problem in der Karriere des mittlerweile 35-Jährigen: Michael van Gerwen. Seit fast zwei Jahrzehnten ist der Niederländer der unangefochtene „Angstgegner“ von Evans – und das mit einer Bilanz, die kaum zu glauben ist.
In einem offenen Interview mit Crutchley Darts sprach „Rapid Ricky“ über diese Rivalität, über die Höhepunkte seiner Laufbahn und darüber, warum er glaubt, dass sein größter Erfolg noch vor ihm liegt.

Erste Begegnung mit van Gerwen: „Ein dicker Holländer mit Haaren“

Evans blickt lachend zurück auf seine erste Begegnung mit dem Niederländer. „Mein erstes Länderspiel in der Jugend für England war 2004 – und gegen wen musste ich ran? Gegen einen großen, dicken Holländer mit Haaren namens Michael van Gerwen. Seitdem hat er mich eigentlich immer geschlagen.“
Ein Showman, wie er im Buche steht: "Rapid" Ricky Evans
Ein Showman, wie er im Buche steht: "Rapid" Ricky Evans
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Rund 62 Niederlagen stehen einem einzigen Sieg gegenüber. „Wenn wir ehrlich sind, brauchen wir nicht lange zu überlegen, wer die Oberhand hat“, witzelt Evans.
Während van Gerwen zum dreifachen Weltmeister und langjährigen Weltranglistenersten aufstieg, schlug Evans seinen eigenen Weg ein – geprägt von Rückschlägen gegen den Niederländer, aber auch von vielen unvergesslichen Momenten.

Das legendäre Comeback gegen Whitlock

Unvergessen bleibt sein Auftritt bei der Weltmeisterschaft 2015. Im Alexandra Palace lag Evans bereits mit 0:2 in Sätzen gegen Simon Whitlock zurück, ehe er das Match sensationell drehte.
„Er vergab zwei Matchdarts, ich checkte ein 130er-Finish und drehte das Spiel. Niemand hatte damit gerechnet, weil ich nie als Spieler galt, der solche Comebacks schafft. Für mich ist das immer noch einer der größten Siege meiner Karriere“, erinnert sich Evans.
Das Match machte ihn schlagartig noch populärer – als schneller, unberechenbarer Spieler, der auf der größten Bühne für Spektakel sorgen kann.

Bestes Major-Ergebnis in Minehead

2023 erlebte Evans seinen bis dato tiefsten Run bei einem Major-Turnier. Bei den UK Open in Minehead erreichte er sensationell das Halbfinale – sein bisher bestes Ergebnis auf der großen Bühne.
„Das Halbfinale war ein riesiger Erfolg für jemanden wie mich“, sagt Evans. „Ich weiß, dass ich nicht immer als Favorit gehandelt werde. Aber dieses Ergebnis hat gezeigt, dass ich es in mir habe.“
Und er betont: Der größte Erfolg steht für ihn noch bevor. „Ich habe meine Tour Card nie verloren, ich habe das Comeback gegen Whitlock geschafft, ich war im Halbfinale von Minehead. Aber ich will nicht, dass das mein Höhepunkt war. Ich bin überzeugt, dass da noch mehr kommt.“

Kleine Rituale und viel Bodenständigkeit

Neben Erfolgen und Rivalitäten plauderte Evans auch über seine Gewohnheiten abseits der Bühne. „Wenn ich morgens spiele, lasse ich oft das Frühstück weg. Für einen dicken Kerl esse ich eigentlich gar nicht so viel“, sagt er mit einem Schmunzeln. „Am liebsten hole ich mir ein Subway oder esse ein einfaches Schinkensandwich.“
Komplizierte Rituale sind nichts für ihn. Evans verkörpert Bodenständigkeit: Pfeile in die Hand, auf die Bühne gehen, werfen – fertig.

Mehr als ein Unterhalter

Auch wenn er für sein rasantes Tempo und seine humorvolle Art bekannt ist, sieht Evans sich nicht bloß als Showman. „Es macht mir nichts aus, dass ich so oft gegen Michael verliere. Er ist einer der größten Spieler aller Zeiten. Und wenn ich meine Momente habe, auch nur ab und zu, ist das etwas Besonderes.“
Damit zeigt Evans, dass er mehr ist als ein Entertainer: ein Kämpfer, der trotz aller Widrigkeiten nie aufgibt.

Blick in die Zukunft

Mit 35 Jahren hat Evans noch viele aktive Jahre vor sich – ein Alter, in dem viele Spieler erst ihren Höhepunkt erreichen. Entsprechend optimistisch blickt er nach vorn:
„Ich bin immer noch hier, ich habe meine Tour Card und ich genieße das Spiel jeden Tag. Wenn mein größter Erfolg noch vor mir liegt, dann bin ich bereit dafür.“
Ob dieser Moment im Ally Pally, in Minehead oder vielleicht beim World Matchplay in Blackpool kommt – Ricky Evans ist überzeugt, dass seine Karriere noch einiges zu bieten hat.
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