Überraschungs-Finalist auf der NEXT GEN-Tour: Newcomer Maximilian Nirschl im Porträt

PDC
durch Nic Gayer
Dienstag, 30 Juli 2024 um 10:22
maximilian nirschl
Das Finale des neunten Turniertags der PDC NEXT GEN-Tour hatte einerseits einen erwartbaren Ausgang, sorgte aber andererseits auch für eine faustdicke Überraschung: Durchgesetzt hatte sich am Ende ein mal mehr Niko Springer, der die NEXT GEN Order of Merit mit 5.384 Euro Preisgeld und vier gewonnenen Titeln komfortabel anführt. Der Name auf der anderen Seite des Scoreboards kam für viele Dartfans jedoch durchaus überraschend: Maximilian Nirschl hatte sich sensationell in das erste Finale seiner PDC-Karriere gespielt. Im Interview mit Dartsnews.de erzählt der 30-Jährige von den Anfängen seiner Karriere, dem Traum von der Tour Card und einem ganz besonderen Geburtstagsgeschenk.
Ein entspannter Dezember-Abend auf dem Sofa, Phil Taylor, Raymond van Barneveld und Michael van Gerwen auf dem TV-Bildschirm: Nirschls Dart-Faszination wurde 2013 wie bei vielen Fans durch die Weltmeisterschaft im Ally Pally geweckt. „Eine Woche später hatte ich schon meine erste Scheibe zu Hause. Damals haben wir aber nur gelegentlich gespielt, da lag mein Fokus noch auf dem Fußball.“
Erst während der Corona-Pandemie wurde aus den gelegentlichen Matches gegen Freunde ein regelmäßiger Trainingsrhythmus. „Wenn ich nicht gerade an meinem Projekt für die Technikerschule gearbeitet habe, stand ich fast durchgehend an der Dartscheibe. Gerne auch während des Homeschoolings“, scherzt Nirschl, der in Fuchstal im oberbayerischen Landkreis Landsberg am Lech wohnt. Während er aufgrund der Ausgangsbeschränkungen zu Beginn vor allem bei Online-Turnieren Spielpraxis sammelte, wurde Nirschl durch einen seiner Kumpels auf einen lokalen Dart-Verein aufmerksam, wo er noch heute beim DC River Darts in Landsberg am Lech aktiv ist.

Der Traum von der PDC-Karriere

Vom Schritt zur PDC träumte Nirschl schon seit einiger Zeit, mit einer Teilnahme an der Q-School wollte er sich diesen Wunsch in den nächsten Jahren erfüllen. Letztendlich wurde er früher als geplant zu seinem Glück gezwungen: „Letztes Jahr bekam ich das Startgeld für die Q-School völlig überraschend von meinen Verwandten, Bekannten und Freunden zum Geburtstag geschenkt. Ich habe mich natürlich riesig darüber gefreut, wusste aber auch, dass ich es jetzt wirklich durchziehen muss.“
Gesagt, getan: Nirschl startete im Januar erstmals bei der Q-School in Kalkar, gewann dort zwar nur drei Spiele, sammelte aber in erster Linie wertvolle Erfahrungen: „Ich durfte leider gegen keinen allzu bekannten Spieler ran, aber das gesamte Event mal miterlebt zu haben, hilft mir auch für meine nächste Teilnahme.“ Neben all den internationalen Startern war für Nirschl vor allem der Modus über eine Distanz von first to five legs gewöhnungsbedürftig: „Da merkt man erst, wie ausdauernd dieser Sport auch sein kann. Vor allem für den Kopf.“
Neben fünf Challenge Tour-Teilnahmen beim Turnier-Block in Hildesheim fokussiert sich Nirschl vor allem auf die von der PDC neu ins Leben gerufene NEXT GEN-Tour. Die Turnierserie soll den Nachwuchs- und Amateur-Bereich in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein fördern. Laut Nirschl hält die Turnierserie genau das, was sie verspricht: „Die Events machen großen Spaß und sind super organisiert. Hier und da gibt es natürlich immer Raum für Verbesserungen, die aber teilweise bereits vorgenommen werden.“ Das zweite Wochenende in Eisenstadt, als im Double in/Double out-Modus mit direktem K. o. gespielt wurde, habe laut Nirschl auf einige Spieler abschreckend gewirkt. Auch der 30-Jährige hat sich noch nicht mit dem speziellen Spielmodus angefreundet: „Ich trainiere aber auch nicht spezifisch für dieses Format. Vor dem nächsten Turnier werde ich mir aber zwei bis drei Doppelfelder aussuchen, die ich intensiver bespiele.“
Umso besser läuft es für Nirschl dahingegen im klassischen 501-Modus. Bei den restlichen acht gespielten Turnieren der NEXT GEN-Serie erreichte er bislang jeweils ein Achtel- und Viertelfinale, ehe ihm im letzten Turnierblock der Durchmarsch ins Endspiel gegen Niko Springer gelang: „Ich habe mich in keinem Spiel aus der Ruhe bringen lassen und mich nur auf meine Darts konzentriert. Vor allem auf die Doppel lief es wirklich gut… sobald ich eine Chance bekommen habe, habe ich sie direkt genutzt.“

Finaleinzug auf der NEXT GEN-Tour

Auch das erste Finale seiner PDC-Laufbahn war für Nirschl kein Grund zur Aufregung. Seinen Gegner Springer kannte er bereits von einem Duell während Turnier zwei - damals ging der Sieg mit 3-1 an Nirschl. „Im direkten Duell steht es jetzt 1:1“, lacht der PDC-Neuling. „Auch im Finale habe ich mir nicht mehr Gedanken gemacht als in den Spielen zuvor. Nach dem 2-2 habe ich aber deutlich gemerkt, dass meine Konzentration nachgelassen hat. Bei den letzten Turnieren war dies aber meist schon zu einem früheren Zeitpunkt der Fall. Also nehme ich das als Verbesserung mit.“ Springer gewann das Finale schließlich mit 6-2.
In der NEXT GEN Order of Merit steht Nirschl nach zehn gespielten Turnieren auf Rang 10. Momentan wäre er damit als letzter Spieler der Rangliste für die PDC Europe Super League qualifiziert, bei der am Ende des Jahres ein Startplatz für die Darts WM in London ausgespielt wird. „Dort dabei zu sein wäre natürlich mega, aber auch deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Ich wollte von Anfang an einen Platz unter den Top-24 erreichen, um das Startgeld für die Q-School bezahlt zu bekommen. Daran hat sich auch nichts geändert, alles andere ist Bonus.“
Neben acht weiteren NEXT GEN-Turnieren wird Nirschl in der zweiten Jahreshälfte für den Münchener Dart Pub 180 in der Bayernliga an den Start gehen, wo unter anderem auch Michael Unterbuchner spielt. Außerdem freut er sich auf eine weitere Saison in der Österreichischen Bundesliga, wo er den DC Diavolos verstärkt. Auch auf PDC-Ebene hat Nirschl einen konkreten Plan vor Augen: „Ein Ziel für das nächste Jahr ist es, einen European Tour-Qualifier zu überstehen und mir meinen Traum von einem Spiel auf der Bühne zu verwirklichen.“
Trotz seiner rasanten Erfolge am Dartboard werden die Doppel- und Triple-Felder gegen Ende des Jahres wieder ein wenig in den Hintergrund rücken - im Oktober wird Nirschl erstmals Vater: „Ich sehe meinen aktuellen Karriereabschnitt ohnehin als Lernphase und mache mir deshalb keinen großen Erfolgsdruck. Nach diesem halben Jahr kann ich aber definitiv sagen: Professionell Dart zu spielen… das wäre etwas für mich!“

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