„Er spielte wie ein Top-10-Spieler“ – Van der Voort schwärmt von Gian van Veen nach Monsterpartie mit 108er-Average

PDC
Dienstag, 23 Dezember 2025 um 16:00
Gian van Veen (1)
Gian van Veen hat in seiner Zweitrundenpartie bei der Darts WM 2026 einen großartigen Eindruck hinterlassen. Obwohl es zunächst brenzlig wurde und er fast mit 0:2 in Sätzen zurücklag, zerlegte er danach alles und beendete das Match mit einem Average von deutlich über 108. Er war gestern Abend in der neuesten Folge des Podcasts Darts Draait Door zu Gast, wo auch Vincent van der Voort und Damien Vlottes ihre Bewunderung äußerten.
„Es war ein Top-Abend“, sagte Van Veen selbst, der vor allem erleichtert wirkte, dass es gut ausgegangen war. Denn ja, er verlor den ersten Satz. Und bei einer WM, wo ein abgegebener Satz manchmal große Folgen haben kann, ist das sofort Nährboden für Zweifel. Oder wie Vlottes es formulierte: „Da dachtest du, ooh, das ist wieder so ein typisches Gian-Match, oder?“ Van der Voort sah jedoch etwas anderes: Reife. Stabilität. Und vor allem: ein Scoring-Niveau, mit dem man Gegner nach und nach aus dem Spiel nimmt.

„Er spielte wirklich wie ein Top-10-Spieler“

Van der Voort konnte seine Begeisterung nicht zügeln. „Gian spielte wirklich wie ein Top-10-Spieler der Welt. Einfach sehr erwachsen und einfach immer weiter durchgezogen.“ Laut Van der Voort lag der Unterschied nicht einmal zwingend in diesem einen verlorenen Satz. Er steckte in der Art, wie Van Veen sich fing. „Ich hatte keinen Moment das Gefühl: Er gerät langsam in Panik. Das hatte ich nicht.“
Dieses Bild passte auch zu Van Veens eigener Beschreibung. Wo er vor zwölf Monaten noch ein Nervenbündel war, fühlt er sich nun wie ein anderer Dartspieler. „Ich bin jetzt ein ganz anderer Spieler als vor zwölf Monaten. Vor zwölf Monaten war ich vor diesem Spiel so nervös.“ Er verwies damit auf das letzte Jahr, als er in Runde zwei auf Ricardo Pietreczko traf und sofort „ein paar eklige Finishes um die Ohren“ bekam. Dann läufst du den Tatsachen hinterher, und es wird ein Kampf gegen dich selbst.
Dieses WM-Turnier ist das anders. Nicht nur, weil Van Veen inzwischen eine andere Saison hinter sich hat, sondern auch, weil er bereits ein Match in den Armen hatte. Das hilft: die Bühne fühlen und die Hektik im Saal in sein System einsinken lassen.
Gian van Veen (1)
Setzte ein fettes Ausrufezeichen im Ally Pally: Gian van Veen

108 im Schnitt: herrlich, aber auch trügerisch

Wer bei der WM 108 im Average notiert, setzt ein Ausrufezeichen. Punkt. Van Veen blieb dennoch erstaunlich cool. „Wir stehen jetzt unter den letzten 32. Wenn du jetzt schon über einen Weltmeistertitel sprichst, bist du sehr früh dran.“
Zugleich traute er sich durchaus zu sagen, was so ein Average bedeutet. „Wenn ich weiterhin 108 im Schnitt werfe, komme ich sehr weit.“ Doch er bremste sofort: Er geht nicht davon aus, dass er das mal eben wiederholt. Der Kern liegt im Plan B: auch gewinnen, wenn es schlechter läuft. „Dann musst du einfach dafür sorgen, dass du, wenn du schwächer bist, trotzdem gut genug bist, um diese Matches zu gewinnen.“
„Wenn du über Best of 13 Sätze 108 im Schnitt spielst … dann müssen schon wirklich verrückte Dinge passieren, damit du nicht gewinnst“, resümierte Van der Voort. „Wenn du siehst, wie viele Topspieler scheitern. Und dass sie auch einfach wirklich nicht gut spielen … dann ist das natürlich herrlich, wenn du selbst so gut spielst.“

Favoritenrolle? „Von der Erfahrung her nicht. Aber vom Niveau her könnte es sein.“

Weil Gerwyn Price überraschend in der zweiten Runde ausschied, rückte Van Veen automatisch im Favoritenkreis für den Titel nach vorne. Aber ist das gerechtfertigt? Van der Voort fand: ja, vor allem angesichts der Form der Konkurrenz. „Humphries war auch wirklich sehr gut. Littler ist eigentlich immer gut. Aber dahinter kannst du momentan keinen weiteren nennen.“
Van Veen selbst sah das ganz anders. „Ich stehe jetzt unter den letzten 32. Das ist das weiteste, was ich je gekommen bin. Ich weiß überhaupt nicht, wie es ist, nach Weihnachten nach London zurückzukehren. Oder in die letzten 16, oder ein Viertelfinale oder ein Halbfinale … geschweige denn ein Finale zu spielen.“
Vlottes warf derweil schon einen Blick auf den Spielplan. „Es ist bis ins Viertelfinale offen“, sagte er, worauf Van Veen trocken reagierte: „Sehr unangenehm.“ Aber die Botschaft war klar: Mit einem möglichen Weg über Madars Razma und danach Ricky Evans oder Charlie Manby liegt eine Chance da. Van der Voort stellte sofort klar, dass das machbar sein muss. „Wenn du in dieser Form bist, dann solltest du das Viertelfinale erreichen.“
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