Madars Razma hat erneut unter Beweis gestellt, warum er bei der
Darts WM längst kein Unbekannter mehr ist. Der Lette erreichte zum dritten Jahr in Folge die dritte Runde im Alexandra Palace. Dabei zeigte er womöglich seinen bislang stärksten Auftritt auf dieser Bühne. Mit einem Average von über 97 Punkten, starken 59 Prozent auf die Doppel und einem eindrucksvollen Comeback im Entscheidungssatz bestätigte Razma seinen Ruf als gefährlicher Außenseiter.
„Dieses Gefühl ist wirklich großartig, glauben Sie mir“,
sagte Madars Razma nach dem Match sichtlich zufrieden. „Nach meinem Sieg in der ersten Runde bin ich sogar kurz nach Lettland zurückgeflogen. Dann hierher zurückzukommen und zu gewinnen, macht es extra besonders.“ Der emotionale Erfolg fügte sich nahtlos in seine konstante WM-Bilanz ein.
Beste Leistung im Ally Pally
Nicht nur das Ergebnis, auch die Art und Weise des Sieges bedeutete Razma viel. Im letzten Satz lag er bereits mit 0:2 in den Legs zurück. Dennoch blieb er ruhig und drehte die Partie komplett. „Ich habe danach gehört, dass es statistisch mein bestes Match überhaupt hier war“, erklärte er. „Und ehrlich gesagt fühlte es sich auch so an. Ich habe das nicht erwartet, aber ich weiß, dass ich dieses Niveau spielen kann.“
Diese Überzeugung war auf der Bühne klar zu erkennen. Während Razma bei früheren WM-Auftritten phasenweise schwankte, präsentierte er sich diesmal fokussiert und entschlossen.
Vor allem auf die Doppel machte er den Unterschied. „Der Average sagt nicht alles“, betonte er. „Du musst da sein, wenn sich eine Chance bietet.“
Wie viele andere Profis nutzt auch Razma die Weihnachtspause für einen kurzen Heimflug. „Ich fliege morgen früh zurück nach Lettland“, sagte er. „Nach Weihnachten komme ich wieder nach London. Das ist wirklich das schönste Gefühl: Weihnachten feiern, während du noch im Turnier bist.“
Familie als Kraftquelle
Die Unterstützung aus der Heimat gibt ihm zusätzliche Energie. „Meine Familie gibt mir positive Energie, echtes positives Doping“, sagte Razma lachend. „Es gab sogar eine kleine Feier in der Schule meines Sohnes. Das sind Momente, die bleiben.“ Besonders die Nachricht seines Sohnes vor dem Match habe ihn tief berührt. „Er ist stolz auf mich. Das gibt mir extra Kraft.“
Trotz Familienzeit wird Razma die Darts nicht beiseitelegen. „Ich werde an Weihnachten definitiv trainieren“, stellte er klar. „Das ist meine Chance und ich glaube an mich.“ Auffällig offen sprach er über seine Vorbereitung in dieser Saison. „Ich habe über das Jahr verteilt nicht extrem viel trainiert. Aber in den letzten Monaten dafür umso mehr, vielleicht so viel wie noch nie.“
Diese Intensität zahlt sich aus. „Ich weiß inzwischen, wie ich die Balance zwischen Familie und Darts finde“, erklärte er. „Manchmal fühlt sich der Arm nicht perfekt an. Aber sobald du die Bühne betrittst und das Adrenalin kommt, vergisst du alles. Dann kämpfst du nur noch um den Sieg.“
Qualität in Aussicht
In der dritten Runde wartet nun eine schwere Aufgabe. Razma trifft auf den an Nummer zehn gesetzten Gian van Veen. „Gegen Gian zu spielen bedeutet immer Qualität“, sagte der Lette. „Diese Matches sind gut, aber auch sehr intensiv.“ Seine WM-Erfahrung sieht er dabei als Vorteil. „Ich habe hier Erfahrung. Auf dieser Bühne glaube ich, dass ich etwas Großes gewinnen kann.“
Gleichzeitig weiß Razma um die Herausforderung. „Gian ist ein sehr schneller Spieler. Manchmal sogar zu schnell für mich“, gab er ehrlich zu. „Heute habe ich gemerkt, wie hoch das Tempo sein kann. Ich musste mich zwingen, ruhig zu bleiben. Ich will gegen ihn das Tempo bestimmen. Genau das wird auch gegen ihn entscheidend sein.“
Botschafter für lettischen Darts
Abseits der großen Bühne ist Razma längst mehr als nur Spieler. Gemeinsam mit seiner Familie betreibt er in Lettland einen Dartsshop. Zudem engagiert er sich aktiv für die Entwicklung des Sports in seiner Heimat. „Ich sehe, wie Darts in Lettland wächst“, sagte er. „Es gibt mehr Aufmerksamkeit und mehr junge Spieler.“
Seine Auftritte bei der Darts WM tragen ihren Teil dazu bei. „Wenn du hier gewinnst, kommt automatisch Medieninteresse. Das inspiriert die Jugend“, erklärte Razma. Und mit einem Lächeln fügte er hinzu: „Vielleicht sehen wir in ein paar Jahren den nächsten Razma aus Lettland. Aber vorerst möchte ich selbst noch ein wenig Madars Razma bleiben.“