Niko Springer gab am Donnerstagabend sein Debüt bei der
Darts WM, wo er in seinem Erstrundenmatch gegen Scott Williams antrat. Dem
Meenzer Bub gelang es nicht, als nicht Sieger aus dieser Partie hervorzugehen.
Er verlor gegen Shaggy mit 1-3 in Sätzen.
Mit einem Average von 98,92, sieben 180ern und elf
140er-Würfen zeigte Springer jedoch, dass man mit ihm rechnen muss. Trotz
dieser Leistungen gab der Siefersheimer in der anschließenden Pressekonferenz
bekannt, dass es in ihm nicht so ruhig war wie es den Anschein hatte.
„Ich war natürlich vor dem Spiel sehr aufgeregt – das erste
Mal dabei sein“, erzählte er. „ich war gestern (Mittwoch; Anm. d. Red.) hier in
der Halle und habe so ein bisschen die Atmosphäre mitbekommen. Wir waren die
ganze zeit backstage und sind dann praktisch mit dem 9-Darter (von Christian
Kist) rausgekommen. Da habe ich praktisch die ganze Lautstärke aufgreifen
können und war natürlich erstmal ein bisschen geschockt. Ich habe gehört, dass
es schon sehr laut ist, aber dass es so laut ist, wusste ich nicht.“
Auf der Bühne jedoch empfand der Meenzer Bub die Lautstärke
jedoch ganz anders als im Zuschauerraum. „Ich muss jetzt aber sagen, haute auf
der Bühne fand ich es gar nicht mal so extrem laut. Eigentlich schon so wie auf
der European Tour. Natürlich einen Ticken lauter – kleine Halle, viele Leute
drin“, stellte er seinen Vergleich an.
„Im Gesamten gesehen war es mir wichtig, dass ich mich gut
verkaufe, dass ich das vom Trainingsboard so ein bisschen in das Spiel transportieren
kann. Ich finde, das habe ich phasenweise geschafft“, fuhr er fort.
Im dritten Satz verpasste Springer gleich zwei Mal knapp das
Bullseye für den Leggewinn. „ich bin zwar jetzt nicht dafür bekannt, auf Bull
wirklich viel zu treffen, aber gerade so 4, 5 Darts, die waren halt sehr knapp“,
kommentierte Springer seine Doppelquote von 23,3 Prozent. „Im Singlebull
drin und halt nicht im Doppelbull und ich denke das hat so ein bisschen auch
den Unterschied gemacht. Ich habe mich wohl gefühlt und ich denke ich habe im
Gesamten gesehen schon gutes Spiel gemacht.“
„Natürlich wäre ich gern weitergekommen“, fuhr er fort, „aber vielleicht
nächstes Jahr oder über nächstes Jahr. Ich habe, so denke ich, noch viel vor
mir und genieße auf jeden Fall den Moment, auch wenn es mir gerade schwer
fällt.“
Abgesehen von den verpassten Würfen auf das Bullseye könnte es für den
Ausgang des Matches mit ausschlaggebend gewesen sein, dass Springer einige
Bouncer hat hinnehemen müssen. Am bittersten war wohl, dass ihm gleich in zwei
Aufnahmen nacheinander jeweils ein Dart auf der Triple 20 herausgefallen war,
so dass er in diesen Aufnahmen 120 statt 180 Punkte erzielen konnte. Springer sah
es jedoch nicht unbedingt so, dass dieses der Grund war, dass er sein Match
verlor: „Scott hat's wirklich auch gut gemacht, war einfach immer in den richtigen
Momenten da. Er hat die Doppel getroffen, wenn er musste. Ich würde es nicht an
den Bouncern festmachen, obwohl bin ich - wie gesagt - nicht so bekannt bin,
dass ich das immer treffe. Aber ja Scott hat es wirklich gut gemacht und ich
halt in den schwierigen Momenten nicht.“
Während des Matches spielte Williams mit dem Publikum, machte Späßchen und
warf sogar eine No-Look-180. Sollte Williams geglaubt haben, Springer damit beeinflussen
zu können, so ist ihm dieses nicht gelungen: „Ich habe es auf jeden Fall
mitbekommen. Gerade in den ersten zwei Legs fand ich es schon ein bisschen
extrem, aber ich habe aus den letzten Jahren (bei seinen Matches auf der
European Tour; Anm. d. Red.) dazu gelernt dann mir selber immer wieder gesagt: ‚Hier,
bleib bei dir selber und lass dich nicht
auf irgendwelche Spielchen ein. Ich wusste im Vorfeld, dass er eher extrovertiert
ist.“
„Ich habe
mich natürlich im Vorfeld drauf eingestellt. Deswegen hat mich das eigentlich
nicht
gestört und
gerade der erste Satz, der lief eigentlich ganz gut. Deswegen denke ich, es hat
schon einen Grund, warum er (in der Pause) auf der Bühne geblieben ist.“
Das junge deutsche Nachwuchstalent hat inzwischen auch bei der englischen
Presse einen guten Stellenwert und wird dort als ein Spieler gesehen, der eine
große Zukunft bei der PDC haben wird. Etwas, das Springer schon mitbekommen
hat: „Ich höre auch ganz oft, hier ich bin irgendwie das größte deutsche Talent
oder sonst irgendwas. Natürlich das sehr schön zu hören, es ist auch für mich
so eine so eine Bestätigung. Ich weiß es sehr zu schätzen“, äußerte sich der Meenzer
Bub zu diesem Umstand.
Dieses veranlasst den Darter aus Siefersheim jedoch nicht, seine
Bodenständigkeit zu verlieren. „Letztendlich beeinflusst mich das nicht so
extrem“, gab er bekannt. „Man muss dazu sagen, ich bin natürlich jetzt auch
erstmal auf dem ganzen Circuit neu. Da kommen natürlich vielleicht da noch
irgendwann Kritiker, die dann vielleicht irgendwas kritisieren, aber momentan
kann ich eigentlich diesen Druck gut ausblenden. Ich wusste natürlich auch nicht,
wie es jetzt heute sein wird, das ganze Drumherum. Es war natürlich jetzt in
den letzten Wochen sehr viel mit Medien und alles.“
„Ich mache
mir eigentlich keinen Kopf und für die Zukunft“, fuhr er fort. „Ich bleibe
einfach gespannt, was da noch auf mich zukommt. Druck von außen hat mich noch
nie gestört.“
Springer
schloss die Development Tour Order of Merit auf dem zweiten Platz ab und holte
sich damit die Tour Card für die kommenden zwei Jahre. Im Gegensatz zu den
letzten jahren, wo Springer zwar die
Q-School besuchte, diese Teilnahme jedoch
frühzeitig abbrach, bevor er die Tour Card erhalten konnte, wird er diese nun
annehmen und auf der
Pro Tour zu sehen sein.
„Ich habe
auf jeden Fall vor, die ganze Tour zu spielen“, gab Springer Einblick in seine
Pläne.“ Ich werde meine Arbeitszeit reduzieren. Das habe ich lange Zeit nicht
einsehen wollen. Mir war immer wichtig: Schule, Ausbildung - und danach habe
ich immer noch Zeit für Darts. Jetzt habe ich im letzten Jahr im Oktober meine
Ausbildung abgeschlossen und wollte trotzdem nicht dieses Jahr auf die Tour
Card gehen, sondern wirklich einfach mal bei der Arbeit ankommen und nicht
direkt sagen: ‘Ich bin nur dann und dann da.‘ Das ist auch blöd. Deswegen war
es mir wichtig, einfach dieses Jahr jetzt mal mitzunehmen, mit allem Anderen
praktisch abschließen zu können. Auch vom Lernfaktor her, da habe ich einfach
meine Prioritäten anders gesetzt.“
„Ich würde sagen,
gerade Anfang des Jahres war für mich nicht so einfach. Es hat mir schon sehr
viel Training gefehlt und ich fand aber, es wurde von Turnier zu Turnier
eigentlich immer besser. Ich finde, ich habe den richtigen Schritt gemacht und
das ist das Wichtigste. Deswegen habe ich gesagt, nächstes Jahr gehe ich in
Teilzeit. Ich will trotzdem diese Sicherheit haben, einfach für mich selber.“
„So nehme
ich mir praktisch den Druck einfach ein bisschen selber weg, kann trotzdem
alles versuchen, mich mit den Besten der Welt zu messen. Ich bin noch jung, ich
habe nichts zu verlieren.“