Am Donnerstagabend betritt einer der spannendsten Youngster des Dartsports die Ally Pally-Bühne. Bei seinem PDC Darts WM-Debüt möchte Niko Springer das nächste Kapitel seiner Bilderbuch-Karriere schreiben. Obwohl der Meenzer Bub ein wahres Hammer-Los erwischt hat, ist dem 24-Jährigen nach einer überragenden Development Tour-Saison auch auf der größten Darts-Bühne der Welt alles zuzutrauen.
In der ersten Turnierphase bis Weihnachten veröffentlicht Dartsnews.de vor jedem Auftakt-Match eines deutschen Spielers einen WM-Guide. Diese Artikelserie soll umfangreiche Informationen zum jeweiligen Spieler, seiner zurückliegenden Saison und der anstehenden Weltmeisterschaft liefern.
Verfolgen Sie die Darts Weltmeisterschaft 2025 über unseren LIVE TICKER!!!
Springers Ally Pally-Debüt dürfte sich für den gebürtigen Mainzer wie die Kirsche auf einer ohnehin meisterhaften Torte anfühlen. Die Saison des Deutschen geriet gegen Mitte Februar so richtig ins Rollen, als er sich beim Host Nation-Qualifier für das European Tour-Event in Sindelfingen qualifizierte – und einige Wochen später beim European Darts Grand Prix ausgerechnet gegen Scott Williams unterlag.
Nach einigen starken Auftritten setzte Springer auf der Development Tour Anfang Mai ein erstes Ausrufezeichen. Beim 8. Event der Saison schlug er etablierte Namen wie Owen Roelofs oder Marvin van Velzen und marschierte ins Finale, wo er schließlich vom PDC-Newcomer des Jahres Wessel Nijman gestoppt wurde. Nur einen Tag später wiederholte Springer sein Kunststück, zog erneut ins Finale eines Development Tour-Turniers ein und sicherte sich gegen Gian van Veen seinen ersten Titel in der PDC-Nachwuchsklasse. Zwei Wochen später setzte der Deutsche seinen Lauf mit einer weiteren European Tour-Qualifikation fort.
Gegen Ende Juni kehrte Springer auf die Development Tour zurück und stellte klar, dass sein Titelgewinn keine Eintagsfliege war. Beim 11. Turnier der Saison wurde er erst im Halbfinale von Beau Greaves gestoppt, einen Tag später unterlag er im Finale erneut Wessel Nijman und zog bei Turnier 14 in ein weiteres Viertelfinale ein. Einen Monat später spitzte sich die Rivalität zwischen Springer und Nijman weiter zu, als der Niederländer erneut ein Final-Duell für sich entschied.
Doch Springer meldete sich eindrucksvoll zurück: Nur einen Tag später marschierte er erneut in ein Development Tour-Finale und bekam es mit – natürlich – Wessel Nijman zu tun. In einem packenden Endspiel behielt diesmal Springer die Überhand und sicherte sich mit einem 5-4-Sieg den zweiten Titel der Saison. In einem deutsch-deutschen Finale gegen Newcomer Leon Weber machte Springer wenig später das Titel-Triple komplett.
Mit weiteren Viertel- und Halbfinal-Teilnahmen gegen Ende des Jahres untermauerte Springer seine überragende Development Tour-Saison und sicherte sich neben dem Ally Pally-Ticket auch eine zweijährige PDC Tour Card.
Wenn Springer in der heutigen Abendsession zu den Klängen von „Legendary“ in den Ally Pally einläuft, erntet der 24-Jährige die Früchte einer sensationellen Saison. Viel Zeit zum Genießen wird dem Deutschen allerdings nicht bleiben, trifft er bei seinem WM-Debüt doch auf den Vorjahres-Halbfinalisten Scott Williams. "Ich habe schon eine schwere Auslosung erwischt. Scott Williams hat sich gerade bei den letzten Turnieren in guter Form präsentiert. Das wird ein harter Brocken, den ich da vor mir habe“, sagte Springer im Interview mit Dartn.de.
Der Deutsche behält allerdings auch den Blick auf das Positive: "Es ist gut, dass der Rhythmus passt und dass ich schon mal gegen ihn gespielt habe." Sollte Springer gegen Williams gewinnen, würde in Runde zwei der ehemalige Weltmeister Rob Cross warten: "Das wird auch nicht einfach. Ich habe bislang ein Mal auf einer Gala gegen ihn gespielt und gewonnen, vielleicht würde mir das noch mal ein bisschen weiterhelfen", sagte Springer, der allerdings auch klarstellte, dass der volle Fokus vorerst auf das Duell gegen Williams gerichtet ist.
Springers Leistungen in den letzten Monaten haben auch Eindruck bei seinem englischen Gegner hinterlassen. "Gegen Springer habe ich wieder kein glückliches Los erwischt. Niko ist ein sehr guter Spieler, der keine Angst hat. Er ist ein bisschen wie Gerwyn Price - er scheut sich nicht davor, auch ein paar Emotionen zu zeigen. Ich kann euch garantieren, dass es ein temperamentvolles Spiel wird, weil ich werde mich auf dieser Bühne nicht zurückhalten", kündigte Shaggy an.
Der Deutsche macht sich jedoch keinerlei Gedanken über das Verhalten seines Gegners. "Ich werde auf jeden Fall versuchen, das auszublenden. Im Endeffekt spiele ich für mich und nicht gegen Scott Williams, sondern gegen das Board. Wenn ich mein Spiel an das Board bekomme, wird es schwer sein, mich zu schlagen. Auf der anderen Seite wird er es mir auch schwer machen – er scored sehr gut und ist auf der Bühne sehr selbstbewusst. Ich weiß, was auf mich zukommt und bereite mich darauf vor."
"In erster Linie ist mir wichtig, dass ich mich gut verkaufe und das Spiel auf die Bühne bekomme, das ich immer im Training spiele. Ich fahre jetzt nicht zur Weltmeisterschaft, um dann als Verlierer von der Bühne zu gehen, ich will natürlich gewinnen. Es ist meine erste WM, es wird eine neue Erfahrung – ich versuche alles auszublenden und das Spiel zu genießen.“