Am Donnerstagabend betritt einer der
spannendsten Youngster des Dartsports die Ally Pally-Bühne. Bei seinem PDC
Darts WM-Debüt
möchte
Niko Springer das nächste Kapitel seiner Bilderbuch-Karriere schreiben.
Obwohl der Meenzer Bub ein wahres Hammer-Los erwischt hat, ist dem
24-Jährigen nach einer überragenden
Development Tour-Saison auch auf der
größten Darts-Bühne der Welt alles zuzutrauen.
In der ersten Turnierphase bis Weihnachten
veröffentlicht Dartsnews.de vor jedem Auftakt-Match eines deutschen Spielers
einen WM-Guide. Diese Artikelserie soll umfangreiche Informationen zum
jeweiligen Spieler, seiner zurückliegenden Saison und der anstehenden
Weltmeisterschaft liefern.
Dominator auf der Development Tour
Springers Ally Pally-Debüt dürfte sich für
den gebürtigen Mainzer wie die Kirsche auf einer ohnehin meisterhaften Torte
anfühlen. Die Saison des Deutschen geriet gegen Mitte Februar so richtig ins
Rollen, als er sich beim Host Nation-Qualifier für das
European Tour-Event in
Sindelfingen qualifizierte – und einige Wochen später beim European Darts Grand
Prix ausgerechnet gegen
Scott Williams unterlag.
Nach einigen starken Auftritten setzte
Springer auf der Development Tour Anfang Mai ein erstes Ausrufezeichen. Beim 8.
Event der Saison schlug er etablierte Namen wie Owen Roelofs oder Marvin van Velzen
und marschierte ins Finale, wo er schließlich vom PDC-Newcomer des Jahres Wessel
Nijman gestoppt wurde. Nur einen Tag später wiederholte Springer sein
Kunststück, zog erneut ins Finale eines Development Tour-Turniers ein und
sicherte sich gegen
Gian van Veen seinen ersten Titel in der
PDC-Nachwuchsklasse. Zwei Wochen später setzte der Deutsche seinen Lauf mit
einer weiteren European Tour-Qualifikation fort.
Gegen Ende Juni kehrte Springer auf die
Development Tour zurück und stellte klar, dass sein Titelgewinn keine
Eintagsfliege war. Beim 11. Turnier der Saison wurde er erst im Halbfinale von
Beau Greaves gestoppt, einen Tag später unterlag er im Finale erneut Wessel
Nijman und zog bei Turnier 14 in ein weiteres Viertelfinale ein. Einen Monat
später spitzte sich die Rivalität zwischen Springer und Nijman weiter zu, als
der Niederländer erneut ein Final-Duell für sich entschied.
Doch Springer meldete sich eindrucksvoll
zurück: Nur einen Tag später marschierte er erneut in ein Development
Tour-Finale und bekam es mit – natürlich –
Wessel Nijman zu tun. In einem
packenden Endspiel behielt diesmal Springer die Überhand und sicherte sich mit
einem 5-4-Sieg den zweiten Titel der Saison. In einem deutsch-deutschen Finale
gegen Newcomer Leon Weber machte Springer wenig später das Titel-Triple
komplett.
Mit weiteren Viertel- und
Halbfinal-Teilnahmen gegen Ende des Jahres untermauerte Springer seine
überragende Development Tour-Saison und sicherte sich neben dem Ally
Pally-Ticket auch eine zweijährige PDC Tour Card.
Ally Pally-Debüt: Springer erwischt
Hammer-Los
Wenn Springer in der heutigen Abendsession
zu den Klängen von „Legendary“ in den Ally Pally einläuft, erntet der
24-Jährige die Früchte einer sensationellen Saison. Viel Zeit zum Genießen wird
dem Deutschen allerdings nicht bleiben, trifft er bei seinem WM-Debüt doch auf
den Vorjahres-Halbfinalisten Scott Williams. "Ich habe schon eine schwere
Auslosung erwischt. Scott Williams hat sich gerade bei den letzten Turnieren in guter Form präsentiert. Das wird ein harter Brocken, den ich da
vor mir habe“, sagte Springer im Interview mit
Dartn.de.
Der Deutsche behält allerdings auch den
Blick auf das Positive: "Es ist gut, dass der Rhythmus passt und dass ich schon
mal gegen ihn gespielt habe." Sollte
Springer gegen Williams gewinnen, würde in Runde zwei der ehemalige Weltmeister
Rob Cross warten: "Das wird auch nicht einfach. Ich habe bislang ein Mal auf
einer Gala gegen ihn gespielt und gewonnen, vielleicht würde mir das noch mal ein bisschen weiterhelfen", sagte Springer, der allerdings auch
klarstellte, dass der volle Fokus vorerst auf das Duell gegen Williams
gerichtet ist.
"Niko ist ein sehr guter Spieler"
Springers Leistungen in den letzten Monaten
haben auch Eindruck bei seinem englischen Gegner hinterlassen. "Gegen Springer
habe ich wieder kein glückliches Los erwischt. Niko ist ein sehr guter Spieler,
der keine Angst hat. Er ist ein bisschen wie Gerwyn Price - er scheut sich
nicht davor, auch ein paar Emotionen zu zeigen. Ich kann euch garantieren, dass
es ein temperamentvolles Spiel wird, weil ich werde mich auf dieser Bühne nicht
zurückhalten", kündigte Shaggy an.
Der Deutsche macht sich jedoch keinerlei
Gedanken über das Verhalten seines Gegners. "Ich werde auf jeden Fall versuchen, das auszublenden. Im Endeffekt spiele ich für mich und nicht gegen Scott
Williams, sondern gegen das Board. Wenn ich mein Spiel an das Board bekomme,
wird es schwer sein, mich zu schlagen. Auf der anderen Seite wird er es mir
auch schwer machen – er scored sehr gut und ist auf der Bühne sehr selbstbewusst.
Ich weiß, was auf mich zukommt und bereite mich darauf vor."
"In erster Linie ist mir wichtig, dass ich
mich gut verkaufe und das Spiel auf die Bühne bekomme, das ich immer im Training
spiele. Ich fahre jetzt nicht zur Weltmeisterschaft, um dann als Verlierer
von der Bühne zu gehen, ich will natürlich gewinnen. Es ist meine erste WM, es
wird eine neue Erfahrung – ich versuche alles auszublenden und das Spiel zu
genießen.“