„Wenn meine Hände kalt sind, habe ich keinen Halt für die Darts" - Mike de Decker trotzt bei seinem Debüt in der World Series dem 'australischen Winter'
Mike de Decker feierte ein erfolgreiches Debüt bei der World Series of Darts. Der Belgier setzte sich in Wollongong mit 6:2 gegen den australischen Qualifikanten Brandon Weening durch. Auf dem Papier ein klarer Sieg, doch sein Average von nur 80 Punkten zeigte, dass noch Luft nach oben bleibt. Die Freude, überhaupt dabei zu sein, überwog jedoch deutlich.
„Es ist schön, nach Australien zu kommen“, begann De Decker sein Pressegespräch mit einem Lächeln. „Auf der Bühne hat es etwas weniger Spaß gemacht, weil es dort ziemlich kalt war. Ich habe die ganze Zeit in meine Hände gepustet. Aber ich habe gewonnen, also bin ich zufrieden.“
Debüt auf der großen Bühne
Für den 28-Jährigen war der Auftritt in Wollongong mehr als nur ein weiteres Turnier. Er bekam erstmals das volle Programm einer Weltmeisterschaft zu spüren – von der langen Anreise über Werbeauftritte bis hin zur zusätzlichen Aufmerksamkeit abseits der Bühne.
„Es macht Spaß, hier zu sein und einmal etwas anderes zu erleben, statt nur zum Spielort zu fahren und das Turnier zu spielen“, sagte er. „Es ist einfach mehr drum herum. Außerdem war es schön, in Australien etwas Sightseeing zu machen. Vor ein paar Tagen war ich in Sydney – das war großartig.“
Die World Series bringt die Spieler in alle Ecken der Welt. Für De Decker, der sonst vor allem in Großbritannien und Europa aktiv ist, war das Neuland. „Normalerweise dauern meine Flüge rund 50 Minuten, diesmal saß ich einen ganzen Tag im Flugzeug. Daran muss man sich erst gewöhnen. Aber ich bin wirklich froh, dass ich hier bin und die Einladung der PDC erhalten habe.“
Der Erfolg gegen Weening bescherte ihm ein Zweitrundenmatch gegen den Weltranglistenersten Luke Humphries. „Ja, das wird ein großer Schritt“, räumte er ein. „Aber Luke und ich haben immer gute Matches, und ich freue mich auf unser Duell am Samstag.“ Dass er Humphries schlagen kann, bewies „The Real Deal“ im Vorjahr, als er überraschend das Finale des World Grand Prix gewann.
De Decker stellte fest, dass die Atmosphäre bei einem World Series-Event in Australien deutlich von den großen Majors in Europa abweicht. „Es ist das ganze Drumherum – ein anderes Land, neue Leute. Bei den Majors in Großbritannien kennt man jeden. Hier trifft man neue Gesichter, auch die australischen Spieler. Es ist wirklich schön, sie kennenzulernen.“
Gegen einen Lokalmatadoren zu spielen, bringt jedoch zusätzlichen Druck. Die Fans erwarten, dass die PDC-Profis stets gewinnen. „Ja, ein bisschen schon“, gab er zu. „Vor allem nach all den Interviews, die ich nach der Premier-League-Nominierung und der Absage der Dutch Darts Masters gegeben habe. Da war der Druck schon da. Aber jetzt stehe ich in der zweiten Runde.“
Mike de Decker gewann ohne zu überzeugen bei seinem Debüt bei der World Series
Geringe Griffigkeit durch kalte Hände
Dass sein Spiel gegen Weening nicht das gewünschte Niveau erreichte, hatte laut De Decker mehrere Gründe. Einer davon war auffallend banal: kalte Hände. „Wenn meine Hände kalt sind, habe ich keinen Halt für die Darts“, erklärte er.
„Normalerweise fliegen meine Darts etwas gerader, diesmal kamen sie flacher. Es fühlt sich einfach nicht richtig an, wenn man keinen Grip hat. Deshalb habe ich das ganze Spiel über auf meine Hände geblasen, um sie zu wärmen – ohne großen Erfolg.“
Für die nächste Partie will er das Problem entschärfen. „Ich werde meine Hände mit heißem Wasser waschen, bevor ich auf die Bühne gehe. Vielleicht hilft das.“ Auf die Frage, ob die Kälte mit dem australischen Winter zu tun habe, entgegnete er trocken: „Ich denke schon. Aber eigentlich ist es draußen gar nicht kalt. Sie nennen es hier Winter, aber es sind immer noch 20 Grad.“
Unerwartete Einladung
Zu Beginn des Jahres hatte De Decker mit seiner Entscheidung, die Dutch Darts Masters auszulassen, für Schlagzeilen gesorgt. Umso größer war die Überraschung, als ihn die PDC für die Australienreise nominierte. „Das habe ich nicht erwartet. Es war eine schöne Überraschung“, sagte er. „Es ist gut zu sehen, dass man für seine Leistungen Anerkennung bekommt. Hätte ich den Grand Prix letztes Jahr nicht gewonnen, wäre ich wohl nicht hier.“
Für De Decker ist diese Anerkennung auch ein Zeichen, dass er sich mit der Weltspitze messen kann – nicht nur in Europa, sondern weltweit. Und die Reise bietet mehr als nur sportliche Herausforderungen. „Ohne diese Einladung hätte ich drei Wochen frei gehabt und Urlaub gemacht. Jetzt habe ich eine perfekte Mischung aus Urlaub und Arbeit: erst Wollongong, dann Auckland.“
Sightseeing mit Damon Heta
In seiner freien Zeit unternahm De Decker mit Damon Heta einen Ausflug nach Sydney. „Wir waren am Opernhaus, haben dort zu Abend gegessen, sind dann in den Zoo und anschließend ins Zentrum gefahren. Es ist schön, wenn man einen Einheimischen hat, der einem die besten Orte zeigt.“
Im Zoo kam er einigen australischen Tieren näher, als ihm lieb war. „Ja, ich hatte vor manchen Angst. Aber sie waren hinter Glas, also ging es.“
Diese Erlebnisse seien für ihn mehr als nur ein netter Zeitvertreib. „Es geht nicht nur um Darts. Sydney zu sehen, Australien zu erleben und bald nach Neuseeland zu reisen – das sind wertvolle Erfahrungen.“
Ob ihn diese positiven Eindrücke auch am Board beflügeln, wird sich bald zeigen. Momentan zählt für ihn vor allem eines: „Das ist eine Chance, die ich nicht verpassen wollte. Auf solche Erlebnisse schaut man später mit Freude zurück.“