Luke Littler hat erneut Darts-Geschichte geschrieben. Nur wenige Monate nach seinem 18. Geburtstag sicherte sich das Ausnahmetalent mit dem Gewinn des World Matchplay die prestigeträchtige Phil Taylor Trophy. Im Finale von Blackpool bezwang Littler seinen Landsmann James Wade mit 18-13 und komplettierte damit die sogenannte Triple Crown. Auf dem Weg zum Titel brach er mehrere Turnierrekorde und zeigte erneut, warum er als das größte Talent seiner Generation gilt. Im Rahmen der Pressekonferenz nach dem Spiel reagierte Littler unteranderem gegenüber Dartsnews.de auf seinen Triumph.
Littler ging als Favorit in das Endspiel, musste sich aber gegen einen erfahrenen Gegner behaupten: Wade stand bereits zum siebten Mal im Finale der Winter Gardens und hatte das Turnier 2007 gewonnen – zu einer Zeit, als Littler gerade erst auf die Welt kam. Der Start verlief holprig: Mit einem 0-5-Rückstand ging Littler in die erste Pause. Doch er blieb ruhig, glich zum 5-5 aus und übernahm anschließend die Kontrolle über das Spiel. Am Ende setzte er sich mit einem starken Schlussspurt durch.
"Ich will jedes Turnier gewinnen"
Der Triumph in Blackpool ist bereits Littlers dritter Major-Titel in diesem Jahr. Zuvor hatte er die Darts WM und die UK Open gewonnen. Damit reiht er sich in eine exklusive Liste ein: Nur vier weitere Spieler – Phil Taylor, Michael van Gerwen, Gary Anderson und Luke Humphries – haben die Triple Crown gewonnen. Littler ist jedoch der Jüngste von allen.
"Es ist ein fantastisches Gefühl", sagte Littler nach dem Finale. "Ich habe viel Arbeit investiert. Die Triple Crown mit 18 – das zeigt, wie weit ich schon gekommen bin. Ich habe bei meinem Debüt gesagt: Wenn ich jedes Major einmal gewinne, bin ich zufrieden. Jetzt habe ich schon einige abgehakt."
Doch von Stillstand ist keine Rede. "Ich möchte alles gewinnen. Und jetzt geht es darum, eine Sammlung aufzubauen: Zwei von allem, drei von allem. Ich höre nicht auf, bis ich alles mehrfach gewonnen habe."
Möchte seine Titelsammlung über viele Jahre ausbauen: Luke The Nuke Littler
Mentale Stärke und Reife trotz Rückschlägen
Littlers Weg zum Titel war nicht einfach. Bereits in früheren Runden lag er mehrfach zurück, etwa gegen Jermaine Wattimena und Andrew Gilding. Doch jedes Mal bewies er Comeback-Qualitäten. Auch im Finale drehte er ein scheinbar verlorenes Spiel. "Beim Stand von 0-5 habe ich mir gesagt: Mach wenigstens ein 6-4 oder 5-5 draus. Ich wusste, was ich kann." Seine innere Ruhe wurde zum entscheidenden Faktor.
Der 18-Jährige hatte zwischenzeitlich eine Durststrecke ohne Titel – eine ungewohnte Situation für den Shootingstar. "Es ist schön, wieder eine Trophäe in den Händen zu halten", meinte er erleichtert. "Auch wenn es nur ein paar Monate waren, ich habe es gespürt. Jetzt ist der Bann gebrochen."
James Wade
VS
Luke Littler
101.54
Average (3 Darts)
107.24
39
100+ Thrown
31
31
140+ Thrown
24
6
180 Thrown
17
101
Highest Checkout
115
1
Checkout 100+
1
44.8
Checkout percentage
41.9
13 / 29
Checkout
18 / 43
Keine Wirkung von Wades Routine
James Wade versuchte, Littlers Rhythmus zu stören, doch ohne Erfolg. "Jeder kennt James, er spielt langsam. Ich habe in der Pause mit ihm gesprochen, er meinte, er habe nichts mit den Geräuschen aus dem Publikum zu tun. Ich glaube ihm. Aber davon abgesehen: Nichts als Respekt."
Littler hatte Wade bereits im Finale der UK Open besiegt. "James war wieder ein Hindernis. Er hat stark begonnen, aber ich habe das Spiel gedreht. Ich habe mehr trainiert als sonst – nicht nur in Stunden, sondern auch in der Konzentration. Das hat sich ausgezahlt."
Ein Name neben dem größten Namen
Mit dem Gewinn der Phil Taylor Trophy erfüllte sich für Littler ein Kindheitstraum. "Phil war mein Held. Jetzt steht mein Name auf dieser Trophäe. Das bedeutet mir alles. Vielleicht gewinne ich sie auch sechzehn Mal... wer weiß?"
Auf die Frage nach seinem Lieblingstitel innerhalb der Triple Crown antwortete Littler: "Ich denke immer noch an die Weltmeisterschaft. Aber die Premier League mit 17 zu gewinnen, bei meinem Debüt, war auch besonders."
Präsentierte sich beim Matchplay in absoluter Topform: The Machine James Wade
Auf der Jagd nach Humphries – und mehr
In der Weltrangliste rückt Littler immer näher an Luke Humphries heran. Der Abstand beträgt inzwischen weniger als 300.000 Pfund. "Ich sehe, dass Luke Preisgeld verteidigen muss. Ich gebe mein Bestes. Nummer eins zu sein, wäre großartig – aber ich nehme nichts als gegeben hin."
Ob er sich schon für den Besten hält? "Vielleicht statistisch gesehen. Aber in meinen Augen ist man nur der Beste, wenn man wirklich die Nummer eins ist."
Darf sich auf einen packenden Kampf um die erste Weltranglistenposition gefasst machen: Cool Hand Luke Humphries
Feierabend mit Xbox statt Champagner
Trotz des großen Erfolgs blieb Littler auf dem Boden. Gefeiert wurde im kleinen Rahmen: "Ich fahre ins Hotel, packe meine Sachen und fahre nach Hause. Nächste Woche entspannen, dann geht's nach Australien. Und heute Abend? Xbox – bis vier Uhr."
Nach dem Match schaute er sich noch den Elfmeterschieß-Erfolg der englischen Fußballfrauen an. "Fantastisch. Ich bin Fußballfan durch und durch, egal ob Männer, Frauen oder United. Ich verfolge alles."
Nächste Station: Australien
Mit dem World Matchplay nun auf seinem ohnehin schon beeindruckenden Lebenslauf scheint Littler kein bisschen langsamer zu machen – auch wenn er nächste Woche nicht nach Deutschland reist.
„Pro Tour am Dienstag?“, wiederholte er mit einem Lächeln. „Gibt’s die? Gibt’s die? In Deutschland? Nein, nein, nein… vielleicht, wenn’s in Wigan wäre!“
Stattdessen stehen eine Woche später die Australian Darts Masters und die New Zealand Darts Masters auf dem Programm. Das nächste große Ranglistenturnier ist der World Grand Prix im Oktober in Leicester. Dort will Littler seinen Siegeszug fortsetzen – und sich vielleicht schon bald zur Nummer eins der Welt krönen.