Vom jüngsten Deutschen bei der WM zum Neustart: Fabian Schmutzler kämpft sich zurück ans Board

PDC
Freitag, 27 Juni 2025 um 19:00
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Fabian Schmutzler schrieb 2022 deutsche Darts-Geschichte. Mit gerade einmal 16 Jahren, einem Monat und 27 Tagen wurde der Frankfurter zum jüngsten deutschen Spieler, der jemals bei einer PDC-Weltmeisterschaft antrat. International war er sogar der zweitjüngste Starter aller Zeiten. Nur der Australier Mitchell Clegg war 2013 noch ein paar Tage jünger. Auch ein gewisser Luke Littler war bei seinem WM-Debüt älter als Schmutzler.
Im Podcast von Friedrich Krüger "Rising Darts - Der Podcast zum besser werden" erzählte der mittlerweile 19-jährige über Vergangenheit und Zukunft.
Sein Start in die Profi-Welt kam unverhofft – und so schnell, wie ihn kaum jemand auf dem Zettel hatte. Die Corona-Pandemie brachte 2021 den Turnierkalender der Development Tour durcheinander. Die Serie für Talente war stark verkürzt, nur zwei Blöcke standen an. Schmutzler durfte den ersten Block gar nicht spielen, weil er noch keine 16 war. Doch als er endlich ran durfte, überraschte er alle: Bei seinem ersten Turnier stürmte er ins Finale, zwei weitere gewann er souverän. Ohne großes Vorwissen, ohne Druck. Und plötzlich stand fest: Der Teenager fährt zur Darts-WM.

Vom Schulhof auf die größte Bühne

Nur wenige Tage nach seiner sensationellen Qualifikation saß der damals 16-Jährige wieder im Klassenzimmer. „Ich bin am nächsten Tag ganz normal in die Schule gegangen. Kurz vor acht kam jemand auf mich zu, mit dem ich kaum zu tun hatte, und gratulierte mir zu meiner WM Qualifikation." , erzählt er heute.
Von diesem Moment an war er gefragt. Ein Interview folgte dem nächsten, Anfragen von Radiosendern, TV-Teams von RTL und ZDF, englischsprachige Podcasts – der Teenager war plötzlich in aller Munde. „Ich wollte irgendwann ein paar Sachen absagen, nicht weil es mich gestresst hat, sondern weil ich nicht immer das Gleiche in die Kamera sagen wollte.“
Sein Debüt bei der WM im legendären Alexandra Palace in London war trotz der 0:3-Niederlage gegen Ryan Meikle ein Achtungserfolg. Schmutzler holte drei Legs, spielte einen Average von 89 Punkten, zeigte keine Angst vor der großen Kulisse – und wurde über Nacht zum Gesicht einer neuen deutschen Darts-Generation.

Erste Rückschläge und falsche Entscheidungen

Nach der WM ging es für Schmutzler zunächst mit der Q-School weiter. Dort verpasste er die Tourkarte knapp, scheiterte am letzten Tag im Halbfinale. Immerhin folgte noch eine erfolgreiche Qualifikation für die European Tour. In seinem ersten und bislang einzigen Auftritt auf der großen Bühne der ET verlor er 2:6 gegen Daryl Gurney.
Doch der Schwung aus der ersten Erfolgsgeschichte verpuffte. Auf der Development Tour lief es weniger rund. „Da waren dann die Engländer wieder dabei, und man konnte nicht mehr so einfach durchgehen“, sagt er rückblickend. Trotz guter Averages sprang oft nichts Zählbares heraus. „Ich war Zehnter im Average, aber nur auf Platz 33 der Rangliste.“
Ein besonderer Knick kam mit seiner Teilnahme an der Super League 2022. „Ich wurde als Wildcard eingeladen. Ich dachte, vielleicht kann ich da noch ein paar Prozent rauskitzeln, hab einen Mentalcoach genommen“, erzählt Schmutzler. Doch die erhoffte Leistungssteigerung blieb aus – im Gegenteil. „Ich habe angefangen, mir zu viele Gedanken zu machen. Ich habe meinen Wurf unterbewusst verändert, wollte es zu sehr. Am Ende wusste ich nicht mehr, was richtig ist: mein Wurf, mein Kopf, mein Spiel?“
Die Folge: Misserfolge, Selbstzweifel – und der Spaß war weg. „Ich habe mir zu viele Meinungen eingeholt, wahrscheinlich ein Fehler. Ich habe Darts anders gesehen als vorher – das hat mir nicht gutgetan.“

„Darts ist wieder ein Teil von mir“

Mittlerweile hat Fabian Schmutzler seinen Lebensmittelpunkt nach Marburg verlegt. Dort spielt er im Verein, trainiert ohne Druck – und hat die Freude am Spiel wiedergefunden. „Es macht unfassbar Spaß. Ich merke sofort den Unterschied. Auch wenn ich mal schlecht spiele, gehe ich mit einem Lächeln vom Board.“
Sein Ziel für die kommenden Jahre ist klar: Er will wieder angreifen, aber ohne sich zu verbiegen. Bis er 24 ist, darf er noch auf der Development Tour starten. Diese Chance will er nutzen – Schritt für Schritt. Große Titel? Nicht das Hauptziel. Viel wichtiger ist ihm, den Rhythmus zurückzufinden, wieder mit alten Weggefährten ins Gespräch zu kommen, das Flair der Turniere zu spüren.
„Darts ist ein Teil von mir, und ich freue mich, dass es wieder da ist. Wie die Turniere ausgehen, ist erstmal Nebensache. Wichtig ist, dass ich Spaß habe.“
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