Krzysztof Ratajski hat sich zum zweiten Mal in seiner Karriere für das
Viertelfinale der
Darts WM qualifiziert. Nach seinem
4:2-Sieg über
Luke Woodhouse stand die polnische Nummer eins sichtlich bewegt vor den Kameras im Alexandra Palace. Die Emotionen kamen nicht nur wegen der starken Leistung, sondern vor allem wegen des Weges dorthin. Verletzungen, gesundheitliche Probleme und ein schwieriges Jahr mündeten nun in einen der schönsten Momente seiner Laufbahn auf der größten Bühne des Sports.
„Das ist etwas ganz Großes für mich“,
sagte Ratajski kurz nach dem Match (YouTube). „Jedes Spiel, das du hier gewinnst, auf dieser Bühne, bedeutet enorm viel. Ich bin wirklich sehr emotional.“ Diese Worte trafen den Kern. Ratajski gehört seit Jahren zur erweiterten Weltspitze, doch zuletzt musste er einige Rückschläge verkraften. Genau deshalb fühlt sich dieser Viertelfinaleinzug für ihn wie eine sportliche Wiedergeburt an.
Überraschend starke Zahlen
Auch sportlich hatte Ratajski allen Grund zur Zufriedenheit. Mit einem Average von rund 97 Punkten und einer starken Doppelquote spielte er ein äußerst solides Match. Selbst ihn überraschten diese Zahlen. „Ehrlich gesagt habe ich nicht erwartet, dass die Zahlen so gut sind“, gab er zu. „Als ich fertig war, dachte ich, mein Average liege vielleicht um die 90. Aber es war eine wirklich starke Partie, vor allem auf die Doppelfelder.“
Krzysztof Ratajski trifft im Viertelfinale der Darts WM 2026 auf Luke Littler
Diese Präzision in den entscheidenden Momenten gab am Ende den Ausschlag. Ratajski war auf den Punkt da, wenn es darauf ankam, und behielt auch unter maximalem Druck die Kontrolle. Dass er dieses Niveau ausgerechnet bei der WM und unter den grellen Lichtern des Ally Pally abruft, unterstreicht seine mentale Stärke.
Zurück nach einer schwierigen Phase
Im Interview sprach Ratajski offen über die schwere Zeit, die hinter ihm liegt. Verletzungen und gesundheitliche Probleme hatten ihn lange ausgebremst und dafür gesorgt, dass er nicht sein gewohntes Niveau erreichte. Für ihn ist dieses Kapitel nun abgeschlossen. „Die schlechten Momente liegen hinter mir“, sagte er entschlossen. „Ich will nicht mehr daran denken. Ich blicke nur nach vorn, auf bessere Zeiten.“
Diese positive Haltung spiegelt sich klar in seinem Auftreten wider. Ratajski wirkt gelöster, lächelt mehr und strahlt Freude aus. „Ich denke, es ist eine gute Zeit für mich“, erklärte er. „Dieses Turnier fühlt sich sehr gut an. Dieses Jahr war vielleicht nicht außergewöhnlich, aber durchaus gut. Ich genieße es, und das nehme ich mit auf die Bühne.“
Die ultimative Herausforderung: Luke Littler
Im Viertelfinale wartet nun die größtmögliche Aufgabe:
Luke Littler. Der amtierende Weltmeister und aktuelle Fixstern der Dartszene gilt für viele als der Mann, den es bei der Weltmeisterschaft zu schlagen gilt. Ratajski weiß genau, was auf ihn zukommt. „Das ist die größte Herausforderung, die man sich vorstellen kann“, sagte er. „Er ist der beste Spieler, er ist Weltmeister. Aber es bleibt Sport, es bleibt Darts. Alles ist möglich.“
Gleichzeitig bleibt der Pole realistisch. „Ich erwarte, dass Luke sein Spiel spielt: 100+, 105+, vielleicht sogar 110 im Average“, analysierte er. „Von Luke Littler kannst du alles erwarten, außer einem niedrigen Niveau. Ich weiß, dass ich mein allerbestes Spiel zeigen muss. Wir werden sehen.“
Der Name Littler zauberte Ratajski dennoch ein kleines Lächeln ins Gesicht. Auf die Frage, ob er dieses Duell als eine Art „Free Hit“ sehe, da ohnehin jeder einen Sieg Littlers erwarte, antwortete er ruhig: „Was kann ich von diesem Spiel erwarten? Dass Luke Littler großartig spielt. Aber ich muss einfach mein eigenes Spiel spielen. Es ist Darts. Wir werden sehen.“
Die Magie des 9-Darters
Ein besonderer Moment der Partie war der verpasste 9-Darter von Luke Woodhouse, von dem Ratajski letztlich profitierte, da sein Gegner nicht nur die Doppel-12 verfehlte, sondern am Ende auch das Leg verlor. Mit dem von Sponsor Paddy Power ausgelobten Bonus von 180.000 Pfund im Hinterkopf stand die Halle Kopf. Ratajski gab offen zu, dass solche Summen zusätzlichen Druck erzeugen. „Ja, natürlich ist das Druck“, sagte er. „Es ist ein riesiger Bonus. Aber ich war froh, dass ich das Leg gewann, als er so eine große Chance hatte.“
Gleichzeitig zeigte Ratajski großen Sportsgeist. „Ich drücke eigentlich immer die Daumen, dass so etwas gelingt“, gestand er. „Selbst wenn es dein Gegner ist. Ein 9-Darter ist immer etwas Besonderes.“
Aus seiner Sicht kann das Verpassen einer solchen Gelegenheit ein Match beeinflussen. „Vielleicht hat es ihn ein wenig heruntergezogen“, analysierte Ratajski. „Es wäre etwas Großes für ihn gewesen. Wenn du so ein Leg verlierst, kann das mental etwas ausmachen. Vielleicht war das ein guter Moment für mich.“
Auch das Publikum spielte im Gespräch eine Rolle. Luke Littler hatte in früheren Partien Buhrufe erlebt, etwas, das viele Spieler beeinflussen kann. Ratajski bleibt davon unbeeindruckt. „Ich höre das nicht“, sagte er nüchtern. „Ich fokussiere mich wirklich komplett auf mein Spiel. Was das Publikum macht, interessiert mich nicht.“
Ob eine feindselige Stimmung Littler beeinflussen könnte, ließ er offen. „Vielleicht ist es nicht gut für ihn, aber auch nicht für mich“, stellte Ratajski fest. „Für mich macht es keinen Unterschied.“
Zurück in den Top-32
Neben dem sportlichen Erfolg hat der Sieg auch große Bedeutung für die Weltrangliste. Ratajski kehrt in die Top-32 zurück – ein Schritt, den er selbst als enorm wichtig bezeichnete. „Das ist wirklich wichtig für mich“, sagte er. „Ich bin sehr glücklich darüber. Aber jetzt wartet ein sehr schweres Spiel. Es ist schwierig, an ein weiteres Klettern zu denken, wenn du Luke Littler vor dir hast. Er ist im Moment der größte Spieler der Welt. Aber alles ist möglich.“
Mut macht ihm die Erinnerung an frühere Duelle. Bei den UK Open konnte Ratajski Littler bereits einmal stark unter Druck setzen. „Jedes Match gegen Luke Littler ist unglaublich“, sagte er abschließend. „Du bist immer der Außenseiter, ein großer Außenseiter. Es wird sehr hart, aber wir werden sehen, was passiert.“