Erstmals in seiner Karriere als Gesetzter bei einer WM am Start, reiste Woodhouse als Nummer 25 der Weltrangliste nach Nordlondon. Obwohl ihm die große Bühne grundsätzlich vertraut ist, brachte dieses neue Etikett zusätzlichen Druck mit sich.
Woodhouse nicht in Bestform, aber weiter
„Es ist das erste Jahr, in dem ich bei der WM gesetzt bin“, erklärte Woodhouse gegenüber Medienvertretern wie Dartsnews (YouTube). „Ich weiß, wir fangen alle in der ersten Runde an, aber dieser Setzstatus bringt eben etwas mehr Druck mit. Auf der Bühne fühlte ich mich okay, es hat nur nicht wirklich klick gemacht. Hoffentlich kann ich in der nächsten Runde mein volles Potenzial abrufen.“
Hatte in seinem Auftaktmatch ganz schön zu kämpfen: Luke Woodhouse
Auch ohne Bestform fand Woodhouse jedoch einen Weg durch das nervenaufreibende Match. Seine eigene Leistung beschrieb er als alles andere als perfekt, am Ende aber als erledigte Pflichtaufgabe.
„Es war wahrscheinlich nicht die beste Performance der Welt“, sagte er. „Als er diese sechs Darts verpasste, um den dritten Satz zu holen, wusste ich einfach, dass ich diesen Satz gewinnen musste. Danach waren es meine Darts. Ich hatte sehr, sehr viel Glück — er hat im letzten Satz nicht wirklich gut gespielt. Es war ein zerfahrenes Spiel, aber ich bin froh, durch zu sein.“
Auch die Vorbereitung auf das Turnier verlief alles andere als ideal. Woodhouse verriet, dass ihn seine Trainingseinheiten in der Woche vor dem Match verunsicherten – gerade wegen der besonderen Bedeutung der Weltmeisterschaft.
„Ich habe meiner Frau und ein paar Kumpels geschrieben: ‚Ich weiß gar nicht, was hier los ist‘“, berichtete er. „Weil es so ein großes Turnier ist, ziehe ich das Training wahrscheinlich deutlich an und setze mich unter etwas unnötigen Druck. Aber ich bin immer ziemlich zuversichtlich, dass es auf der Bühne klick macht. Ich sage nicht, dass es das heute tat, aber ich habe mich durchgekämpft.“
Das Match selbst spielte sich in einer lebhaften Atmosphäre ab, in der sein Gegner Boris Krcmar auf der Bühne körperlich wie stimmlich präsent war. Woodhouse erkannte Größe und Jubel seines Kontrahenten an, ließ sich davon aber nicht beeindrucken.
„Als Dartspieler, nein, einschüchternd ist er nicht“, sagte Woodhouse. „Als Person, ja — er ist riesig. Aber er ist ein wirklich netter, höflicher Kerl. Vor dem Spiel kam er backstage zu mir und gab mir die Hand. Wenn er nach einem Satzgewinn groß feiert, hat er jedes Recht dazu.“
Krcmar-Form und Pfeifkonzert
Hinzu kam die Herausforderung, gegen einen Gegner anzutreten, dessen aktuelle Form schwer einzuschätzen war, da Krcmar zuletzt längere Zeit nicht auf der PDC-Tour aktiv gewesen ist.
„Ich wusste, er würde vorbereitet kommen und genau wissen, worum es hier geht“, sagte Woodhouse. „Ich wollte versuchen, ihn früh zu stellen, aber das hat nicht geklappt. Der Sieg ist das Wichtigste.“
Nervosität sei im Alexandra Palace für jeden Spieler unvermeidlich, betonte Woodhouse – unabhängig von Ranglistenplatz oder Reputation.
„Jeder Spieler ist in der ersten Runde nervös“, erklärte er. „Egal ob du Luke Humphries bist oder jemand anderes. Niemand kommt hierher und denkt, er spaziert da einfach durch. Du kommst den Hügel hoch, siehst den Alexandra Palace — das ist ein anderes Gefühl. Darauf kannst du dich nicht vorbereiten.“
Erschwert wurde die Partie zusätzlich durch lautes Pfeifen aus dem Publikum, das Woodhouse zeitweise aus dem Rhythmus brachte.
„Es sollte nicht Teil des Spiels sein, aber es ist nun mal so“, sagte er. „Wenn du ständig stoppst, wird es wahrscheinlich schlimmer, also musst du es einfach laufen lassen.“
Die Ally-Pally-Wespe und ein tiefer WM-Run?
Zur ohnehin chaotischen Kulisse gesellte sich erneut eine der berüchtigten Ally-Pally-Wespen, die diesmal auch Woodhouse mitten im Match ablenkte.
„Es ist eine bizarre Sache“, lachte er. „Der andere Luke hatte es in der ersten Nacht, jetzt ich. Hilfreich ist das nicht, oder? Das gibt es hier schon ewig. Wenn sie dir durchs Sichtfeld aufs Board fliegt, kannst du es nicht kontrollieren — du musst einfach damit umgehen.“
Mit Blick nach vorn bleibt Woodhouse trotz seines Achtelfinaleinzugs bei der letztjährigen WM und des erneuten Weiterkommens bewusst geerdet.
„Wenn ich nochmal die letzten 16 erreiche, wäre das brillant“, sagte er. „Aber es ist eine langweilige Antwort — das nächste Spiel nehme ich, wie es kommt. Jede Runde ist ein neues Dartsspiel.“
In der nächsten Runde wartet entweder Martin Lukeman oder Max Hopp. Eine Präferenz hat Woodhouse nicht.
„Es ist mir eigentlich egal, gegen wen ich spiele“, sagte er. „Wenn ich dort oben so gut spiele, wie ich kann, liefere ich eine gute Performance ab, und hoffentlich bedeutet das, dass ich gewinne.“
Auch wenn er den Abstand zur absoluten Weltspitze realistisch einschätzt, glaubt Woodhouse an die Chance auf einen längeren Lauf, wenn er locker bleibt und seinem Spiel vertraut.
„Luke Littler und Luke Humphries stehen da, wo sie sind, wegen dem, was sie in den letzten Jahren geleistet haben — sie sind wahrscheinlich auf einem anderen Level“, sagte er. „Aber wenn ich im nächsten Spiel locker bleibe, glaube ich wirklich, dass ich es nach Weihnachten schaffe. Und dann mal sehen.“