„Er muss verrückt sein!“ – Paul Lim reagiert fassungslos auf Littler-Aussage

Paul Lim hat es wieder getan. Mit 71 Jahren trotzt die singapurische Legende weiterhin Alter und Wahrscheinlichkeiten und feierte bei der PDC Darts WM 2026 einen weiteren denkwürdigen Sieg.

Lim ist nun der älteste Spieler, der jemals ein Match bei der PDC World Darts Championship gewonnen hat. Der „Singapore Slinger“ bleibt der Liebling des Alexandra Palace und wird – obwohl er nie einen Weltmeistertitel holte – allein für seine Langlebigkeit und seine anhaltende Klasse als Legende verehrt. Mit einem 3:1-Erfolg über Jeffrey de Graaf sicherte er sich den Einzug in Runde zwei, wo nun Weltmeister Luke Humphries wartet, der zuvor Ted Evetts bezwungen hatte.

Nach dem Match sprach Lim zu den Medien, darunter Dartsnews (YouTube), über seine ungebrochene Motivation. „Ehrlich gesagt, genau das hält mich all die Jahre am Laufen. Ich denke, es sind Momente wie dieser – wenn man die Chance bekommt und sie nutzt. Es gibt keine Garantie, dass man gewinnt. Es ist hart, vor allem weil das Niveau heutzutage nicht mehr ist wie früher. Es gibt so viele gute Spieler. Ich meine, Jeffrey de Graaf ist ein großartiger Spieler. Ich habe ihn bei den Players Championships spielen sehen, also habe ich die Gelegenheit genutzt, als sie da war.“

Auf die Frage nach der Bedeutung dieses Erfolgs ordnete Lim den Sieg nüchtern ein. „Es gab auch andere Momente. Ich würde nicht sagen, dass dies der beste Moment ist. Natürlich fühle ich mich jetzt richtig gut, aber es gab Zeiten zuvor – insbesondere beim PDC World Cup und bei der PDC World Championship – als ich Mark Webster und vor ein paar Jahren Luke Humphries geschlagen habe. Solche Dinge. Ich habe die PDC immer als die größte Bühne unseres Sports angesehen. Es ist fast wie der Super Bowl des Darts. Daher würde ich sagen, es ist ein sehr guter Moment, aber nicht der größte.“

Das Publikum im Alexandra Palace trug erneut seinen Teil bei. Lim genoss die Unterstützung sichtbar. „Jedes Mal, wenn ich bei einem PDC-Turnier spiele, scheint die Menge irgendwie auf meiner Seite zu sein. Ich weiß ehrlich nicht warum. Aber ich weiß es sehr zu schätzen. Ich habe das Gefühl, dass mich da draußen vielleicht jemand mag! Es hilft enorm, das tut es wirklich.“

In Runde zwei wartet nun Luke Humphries – jener Spieler, den Lim an gleicher Stelle bereits vor fünf Jahren bezwungen hatte. Noch bevor Humphries sein Erstrundenmatch gewann, erkannte Lim die Aufgabe klar an. „Es hängt davon ab, wen ich spiele – wer auch immer in die nächste Runde einzieht. Es wird nie leicht. Natürlich wäre es kurios, wenn ich wieder auf Luke Humphries treffe, aber der Luke Humphries von heute ist nicht der Luke Humphries von vor ein paar Jahren. Er ist definitiv eine Macht, mit der man rechnen muss, einer der besten Spieler der Welt.“

Der Weg zurück auf die WM-Bühne war für Lim lang und emotional. Rückblickend auf das Verpassen der WM im Vorjahr sagte er: „Letztes Jahr habe ich die PDC World Championship um einen Platz verpasst, und das hat mir wirklich das Herz gebrochen. Ich war sehr enttäuscht.“

Doch es folgte eine Wendung. „Dann wurde ich zur WDF Weltmeisterschaft eingeladen. Ich hatte in der Mongolei, bei den Japan Open gespielt und genügend Punkte gesammelt. Ich bin hingefahren und es war für mich ein Segen im Unglück. Ich habe nicht gewonnen, aber ich habe es sehr genossen und das Finale erreicht.“

2026 führte ihn der Weg zurück über die PDC Asia Tour. „Dieses Jahr habe ich auf der PDC Asia Tour wieder hart gekämpft, mich darüber qualifiziert und die Order of Merit in den Top Fünf abgeschlossen. Ich bin überglücklich, wieder hier zu sein.“

Seine Motivation speist sich weiterhin aus purer Leidenschaft. „Ich liebe das Spiel einfach. An erster Stelle steht der Sport und wie er gewachsen ist. Zweitens geht es um die Jugend und die Bekanntheit. Ich spiele sowohl Steel Tip als auch Soft Tip und habe das Glück, in beiden Communities eingebunden zu sein.“

Lim zog dabei einen Vergleich: „Für mich ist es wie Billiards und Pool – ähnlich, aber anders. Soft Tip hat mich über viele Jahre getragen, aber ich habe meine Liebe zu Steel Tip nie aufgegeben. Ich habe in England mit Steeldart angefangen, als ich Kochlehrling war, und das hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.“

Das heutige Preisgeld im Dartsport erstaunt ihn noch immer. „Nein, niemals. Ich hätte nie gedacht, dass es eine Million Pfund erreichen würde. Das ist ein großer Sprung.“ Gleichzeitig lobte er die Entwicklung der verschiedenen Touren. „Die PDC hat inzwischen so viele Turniere, die den Spielern einen Weg eröffnen. Deshalb habe ich es sehr geschätzt, als die PDC Asia Tour gestartet wurde. Es war Weitsicht. Bei der Bevölkerung in Ländern wie China und Indien könnte mit wachsender Bekanntheit ein künftiger Weltmeister definitiv aus Asien kommen.“

Mit Blick auf Luke Humphries stellte Lim dessen Entwicklung heraus. „Das ist ein großer Unterschied. Luke ist sehr engagiert. Mir ist sogar kürzlich aufgefallen, dass er kleine Änderungen an seinem Spiel vorgenommen hat. Wenn ein Spieler dieser Klasse weiter Anpassungen vornimmt, um besser zu werden, sagt das alles.“

Als er erfuhr, dass Luke Littler ihm aus dem Weg gehen wolle, reagierte Lim lachend. „Ich dachte, das wäre ein Witz! Ein Freund aus Liverpool hat es mir geschickt, und ich hielt es für einen Gag.“ Als ihm klar wurde, dass Littler es ernst meinte, habe er nur gedacht: „Er muss verrückt sein!“

„Aber ehrlich, ich nehme es als Kompliment“, ergänzte Lim. „Vielleicht meint er, die Menge wird hinter mir stehen, und heute Abend tat sie das.“

Auf die Frage, was er mit einer Million Pfund anfangen würde, blieb Lim klar. „Ich würde es meinen Kindern und meinen Enkeln geben. Kommt schon, ich bin 70 Jahre alt – ich brauche keine Million Pfund.“

Sein Blick reicht ohnehin über den eigenen Erfolg hinaus. „Wenn ich vom Wettkampf zurücktrete, trete ich nicht vom Darts zurück. Ich werde mich darauf konzentrieren, Bewusstsein zu schaffen, insbesondere für die Jugend, aber auch für ältere Generationen. In Singapur mache ich das bereits. Darts ist weit mehr als nur Wettkampf – es steckt sehr viel Freude darin.“

Rückblickend auf seine Karriere erklärte Lim, wie sehr ihn klare Ziele antreiben. „Jedes Jahr setze ich mir Ziele. Dieses Jahr waren meine Ziele der PDC World Cup, Super Darts (Softtip) und die PDC Darts WM. Eines habe ich verpasst, aber dieser Fokus treibt mich an. Die Asia Tour führt zum World Cup und zur World Championship. Das ist es, was mich jedes Jahr motiviert.“

An die frühen Tage der PDC erinnerte sich Lim ebenfalls. „Ja, ich glaubte, dass sie wachsen könnte. Ich war einer der Spieler, die sich früh abspalteten, weil wir überzeugt waren, dass die PDC auf dem richtigen Weg war. Das Preisgeld war anfangs nicht groß, aber der Weitblick war da. Spieler wie Eric Bristow, John Lowe und Bob Anderson glaubten ebenfalls daran, und sie sollten recht behalten.“

Die PDC Asia Tour habe seine Karriere entscheidend verlängert. „Definitiv eine Menge. Nicht nur für mich, sondern für den asiatischen Dartsport insgesamt. Sie hat in vielen Ländern Chancen und Aufmerksamkeit geschaffen.“

Trotz seines Alters bleibt Lim diszipliniert. „Ich trainiere immer noch, aber nicht mehr so viel wie früher. Als ich jünger war, konnte ich acht bis zehn Stunden am Tag trainieren. Jetzt werde ich schneller müde. Aber Training bleibt Teil des Weges. Das Format der Weltmeisterschaft hilft, weil man sich jeweils auf ein Match konzentriert.“

Mehr als 40 Wochenenden im Jahr ist Lim weiterhin auf Softtip- und Steeltip-Turnieren unterwegs. Der nächsten Generation gibt er einen einfachen Rat mit: „Habt zuerst Spaß am Spiel. Darts ist so ein großartiger Sport. Man kann jederzeit zu Hause trainieren – niemand wird dich daran hindern. Wenn jemand sagt, er habe keine Zeit zum Trainieren, ist das nicht richtig. Wenn du es genießt, folgt alles andere.“

Paul Lims unerschütterliche Leidenschaft, seine Disziplin und seine tiefe Liebe zum Spiel machen ihn auch mit 71 Jahren zu einer der größten Inspirationen im Dartsport – und beweisen eindrucksvoll, dass Alter kein Hindernis für Exzellenz und Freude auf der größten Bühne der Welt ist.