William O’Connor stand den Medien nach seinem
überzeugenden 3:0-Erfolg gegen
Krzysztof Kciuk in der Auftaktrunde der
Darts WM 2026 sichtlich zufrieden Rede und Antwort. Nicht primär wegen der nackten Zahlen –
so beeindruckend sie auch waren –, sondern vor allem, weil er auf der größten Bühne des Sports endlich zeigen konnte, was er selbst das gesamte Jahr über gespürt hatte: Sein Spiel ist bereit für genau diesen Moment.
Mit einem Average von über 102 Punkten, sieben 180ern und einer exzellenten Doppelquote setzte der Ire bei der Weltmeisterschaft ein deutliches Ausrufezeichen. Dennoch blieb er ganz der bodenständige Profi, als den man ihn kennt. „Ich bin einfach nur froh, dass ich gewonnen habe. Das ist das Einzige, was zählt“,
sagte er gegenüber Medien wie Dartsnews (YouTube).
Holpriger Start, harte Selbstkritik
O’Connor war sich schon vor dem Anwurf bewusst, dass ihn mit Krzysztof Kciuk ein unangenehmer Gegner erwartete. „Ich bin in das Match gegangen mit dem Wissen, dass Krzysztof ein großartiger Spieler ist“, erklärte er offen. Das bestätigte sich direkt im ersten Satz, der erst im entscheidenden fünften Leg gewonnen wurde. Und genau dort ging O’Connor besonders hart mit sich selbst ins Gericht. „In diesem fünften Leg habe ich wirklich schlecht gespielt. Ich dachte mir: Du bist doch ein Clown. Ich bin glimpflich davongekommen.“
William O'Connor trifft in der zweiten Runde der WM Darts 2026 auf Michael van Gerwen
Der gewonnene Auftaktsatz erwies sich jedoch als mentaler Wendepunkt. „Als ich den Satz hatte, dachte ich: Jetzt gehst du richtig drauf.“ Diese Mischung aus Selbstkritik und instinktivem Gespür für Momentum ist typisch für O’Connor.
Früh im Match brachte er die Halle mit einem spektakulären 167er-Finish zum Kochen. Im Nachhinein wollte er diesem Moment jedoch keine übergroße Bedeutung beimessen. „Ich war einfach nur froh, dass er drin war“, sagte er. „Es ist nur ein Leg.“
Gleichzeitig erkannte er an, dass solche Momente Vertrauen schaffen. „Du denkst nur: wirf sie gerade, mach das, was du im Training machst. Manchmal geht er rein, manchmal nicht. Dieses Mal ja, und das war schön.“
Beste Statistiken des Turniers
Mit seinen Zahlen setzte O’Connor zunächst den Maßstab bei dieser Weltmeisterschaft. Höchster Average des Turniers, starkes Scoring und eine nahezu klinische Effizienz auf die Doppel. Dennoch blieb die emotionale Reaktion nüchtern. „Ich empfinde dabei eigentlich nicht viel. Ich bin weiter und habe gewonnen. Das ist alles.“
Diese Haltung passt zu einem Spieler, der sich in diesem Jahr häufig darüber geärgert hat, dass sein starkes Floor-Game nicht immer im TV sichtbar wurde. „Ich habe dieses Jahr gut gespielt, wirklich konstant. Auf den Euro Tours habe ich das zu selten gezeigt. Das hat mich genervt. Deshalb bin ich froh, dass ich hier einfach solide gespielt habe.“
Michael van Gerwen wartet: Realismus ohne Ehrfurcht
In der zweiten Runde wartet mit
Michael van Gerwen ein dreifacher Weltmeister. Viel Zeit, diesen Namen sacken zu lassen, blieb O’Connor nicht. „Ich habe es noch nicht wirklich verarbeiten können“, gab er ehrlich zu. „Es ist natürlich eine enorme Aufgabe. Einer der besten Spieler der Welt.“
Angst schwang dabei jedoch keine mit, vielmehr nüchterner Realismus. „Ich werde dieses Niveau erneut abrufen müssen, vielleicht sogar noch ein bisschen besser. Und manchmal braucht man auch ein wenig Glück. Ich werde einfach mein Bestes geben.“
Auf die Frage, ob genau solche Matches Teil seiner langfristigen Ziele seien, zeigte sich O’Connor bemerkenswert klar. „Top 32, Top 16? Das steht nicht einmal auf meiner Zielliste. Es ist unvermeidlich. Ich weiß, was ich kann. Ich bin dieses Jahr so eingestellt, dass es passieren muss. Wenn es dieses Jahr nicht klappt, dann wird es nicht passieren.“
Keine Ausreden mehr, alles auf die Karte Darts
Diese Überzeugung basiert auf einer bewussten Entscheidung. O’Connor stellte sein Leben in diesem Jahr bewusst auf den Kopf. „Ich fokussiere mich ausschließlich auf Darts. Das ist es. Ich habe jetzt nichts anderes, wofür ich arbeiten muss. Ich gebe dem vier oder fünf Jahre und schaue, wohin es mich bringt.“
Auslöser dafür war auch die Enttäuschung der vergangenen WM, als er gegen seinen guten Freund Dylan Slevin ausschied. „Diese Niederlage hat mir wirklich einen Tritt in den Hintern verpasst“, erzählte er offen. „Nicht, dass ich verloren habe, sondern die Art und Weise. Ich habe schlecht gespielt. Das bin nicht ich.“
Dabei wurde ihm klar, dass auf dieser Bühne andere Regeln gelten. „Du musst dort stehen, um zu gewinnen, Punkt. Es hat mich so wütend gemacht, dass ich dachte: Entweder nimmst du das ernst, oder du hörst auf.“
Neben aller Schärfe blieb dennoch Platz für Emotionen. O’Connor genoss seinen Walk-on zu Zombie von The Cranberries sichtlich, begleitet von Bildern feiernder Fans aus Dublin auf der großen Leinwand. „Das war ein riesiger Buzz“, sagte er lächelnd. „Es ist fast unfassbar, dass die dort wegen mir zuschauen.“
Für ihn schließen sich Lockerheit und Fokus nicht aus. „Der Walk-on ist Spaß, Lachen. Sobald dieses Lied endet, heißt es Game on. Das sind für mich zwei völlig verschiedene Dinge.“
Mentales Wachstum und eine klare Botschaft
Die vielleicht wichtigste Aussage lieferte O’Connor zum Abschluss. „Ich weiß, dass ich jedes Match verlieren kann. Das akzeptiere ich. Aber wenn du mich schlagen willst, wirst du dafür arbeiten müssen. Du bekommst es nicht geschenkt.“
Seine Philosophie fasste er schlicht zusammen: „Ich versuche nicht, meinen Gegner zu schlagen. Ich versuche, mein bestes Spiel zu spielen. Ob das jetzt gegen van Gerwen ist, Luke Littler oder wen auch immer. Das ist das Einzige, was ich kontrollieren kann.“