Danny Noppert hat seine Auftakthürde bei der
Darts WM 2026 souverän genommen – und das mit einem Moment, der sinnbildlich für seine mentale Stärke steht. Der an sechs gesetzte Niederländer setzte sich in einem intensiven Duell mit 3:1 gegen Landsmann Jurjen van der Velde durch und meldete sich damit eindrucksvoll auf der größten Bühne des Dartsports zurück.
Es war ein Match, das erst spät in seine Richtung kippte. Erst ein eiskaltes Bull-Finish in Satz dreibrachte die Wende – jener Moment, der alles veränderte. „Das war der wichtigste Moment“,
sagte Noppert hinterher gegenüber Dartsnews.de. „Dieses Bullseye hat mir Vertrauen gegeben. Danach habe ich gespürt, dass ich die Kontrolle habe.“
Kaltblütig im friesischen Duell
Das Aufeinandertreffen zweier Friesen versprach Emotionen – und hielt sie. Noppert wusste um die Tücken des WM-Auftakts im Alexandra Palace, wo er in den vergangenen Jahren trotz starker Form jeweils früh ausschied. Diesmal blieb er ruhig, als es darauf ankam.
"The Freeze" überzeugte in der ersten Runde der Darts WM mit einem 3:1 Erfolg über Landsmann Jurjen van der Velde.
Doch zunächst war es Van der Velde, der das Zeichen setzte. Der 23-jährige WM-Debütant eröffnete selbstbewusst mit einem satten 120-Finish und spielte frei auf. Noppert ließ sich davon nicht beeindrucken, antwortete mit starken Checkouts von 103 und 81 Punkten und holte sich den ersten Satz schließlich mit einem sicheren 15-Darter.
Im zweiten Durchgang schlug der Debütant zurück. Van der Velde s konstant, holte sich mit einem 16-Darter und einem brillanten 109-Finish den Satz zum Ausgleich. Noppert haderte mit verpassten Chancen, blieb aber in der Körpersprache ruhig. Seine Erfahrung half ihm, die Kontrolle zu behalten. „Das erste Spiel darfst du einfach nicht verlieren“, erklärte er später. „Ich bin froh, dass ich weiter bin. Es war ein harter Start, aber der Weg stimmt.“
Dann kam der Moment, der das Match entschied. Im dritten Satz stand es eng, als Noppert zum 88-Finish auf Bull antrat – und traf. In genau solchen Augenblicken zeigt sich seine Klasse. Das Finish brachte ihn endgültig in die Spur. „Das hat mir wirklich Selbstvertrauen gegeben“, sagte Noppert. „Ich wurde ab da immer sicherer.“
Erfahrung setzt sich durch
Im vierten Satz war der Klassenunterschied klar sichtbar. Noppert begann mit einem 135-Finish, legte ein Break mit einem 13-Darter nach und spielte einen Average von knapp 110 Punkten. Van der Velde konnte das Tempo nicht mehr mitgehen, während Noppert das Spiel mit einem erneuten 13-Darter sicher beendete.
Seine Reaktion fiel typisch nüchtern aus. „Es fühlt sich nicht wie ein großer Sieg an“, meinte er. „Aber ich habe gewonnen – und das ist, was zählt.“ Diese Gelassenheit scheint inzwischen Markenzeichen des 33-Jährigen zu sein. Noppert, der in den letzten Monaten konstant auf hohem Niveau spielte, wirkt gefestigt wie selten zuvor.
Dabei hat sich auch die Wahrnehmung des Niederländers verändert. Dass er immer häufiger als Geheimfavorit gilt, entgeht ihm nicht. „Ich sehe das schon“, sagte er mit einem Lächeln. „In den sozialen Medien sprechen viele von einem langen Run oder sogar von der
Premier League Darts. Das ist schön – es zeigt, dass die Leute mich auf dem Zettel haben.“
„Ich habe mich nicht verändert“
Trotz der steigenden Erwartungen bleibt Noppert sich treu. „Ich höre oft, dass ich ein anderer Noppert bin“, sagte er. „Aber so fühle ich mich nicht. Wenn du öfter gewinnst, kannst du auch mehr feiern – das ist der einzige Unterschied.“
Die Unterstützung im „Ally Pally“ spielte ebenfalls eine Rolle. Immer wieder hallten Fangesänge mit seinem Namen durch die Halle. „Davon bekomme ich wirklich Gänsehaut“, gestand er. „Es ist großartig, das zu erleben.“
Auch der Respekt für seinen Gegner war ihm wichtig. Van der Velde hatte seinen Walk-on sichtbar emotional erlebt – mit Tränen in den Augen. „Ich habe das erst auf der Bühne richtig gesehen“, erzählte Noppert. „Nach dem Match habe ich ihn gefragt, warum. Er meinte, dieser Moment war einfach riesig für ihn. Das war schön zu sehen.“
Blick nach vorn: Zweite Runde gegen Hood
In Runde zwei wartet nun
Justin Hood, der bei seinem Debüt beeindruckte. Noppert weiß, dass ihn kein leichtes Match erwartet. „Was ich von ihm gesehen habe, war sehr solide“, analysierte er.
Die große Frage bleibt: Wird diese WM endlich Nopperts großer Durchbruch? Bei bisherigen Teilnahmen endete seine Reise immer vor der vierten Runde. Diesmal wirkt er bereit für mehr. „Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was noch fehlt“, sagte er offen. „Aber ich fühle mich besser als je zuvor. Mein Selbsvertrauen ist riesig – und das ist vielleicht der entscheidende Faktor.“
Schritte nach oben
Das Selbstbewusstsein des Niederländers kommt nicht von ungefähr. In der Saison 2025 zeigte Noppert über Monate konstante Leistungen – Halbfinals, starke Averages, eine ruhige Ausstrahlung. „Ich spüre keinen Druck“, betonte er. „Ich spiele einfach gerne Darts. Ob Bühne oder auf dem Floor – ich genieße jeden Moment.“
Das WM-Turnier bleibt für ihn aber das wichtigste des Jahres. „Hier kannst du auf der Rangliste wirklich Schritte machen“, sagt er. „Wenn du hier ins Halbfinale oder Finale kommst, verändert das dein Leben. Das ist die Bühne, auf der du dich beweisen musst.“
Sein Ziel beschreibt er nüchtern, aber klar: „Wenn ich auf der Rangliste weiter nach oben will, muss ich hier das Halbfinale erreichen. Das ist die Aufgabe.“
Mit dieser Klarheit und seiner neuen Ruhe im Spiel wirkt Noppert wie einer, der endlich bereit ist, beim größten Turnier des Jahres mehr zu erreichen als nur die Pflichtsiege.