Wessel Nijman gilt seit Monaten als eine der positiven Überraschungen auf der Pro Tour. Doch trotz seines stetigen Aufstiegs fehlt dem 25-jährigen Niederländer nach Ansicht vieler Experten noch der letzte Schritt, um auch auf der großen Bühne zu überzeugen. Der aktuell Weltranglisten-36. hat in elf Anläufen noch nie das Viertelfinale eines TV-Turniers erreicht.
Beim World Grand Prix in Leicester Anfang Oktober verlor Nijman in der ersten Runde mit 1:2 gegen Rob Cross. Eine Niederlage, die laut dem ehemaligen Profi Andy Cornwall weniger mit fehlender Qualität als mit Nervosität zu tun hatte.
Im Mission Darts Podcast sprach Cornwall offen über den jungen Niederländer: „Wessel Nijman spielt wirklich fantastische Darts, aber gegen Rob Cross war er eindeutig nervös. Cross war selbst nicht gut, hat aber trotzdem gewonnen. Ich sah bei Wessel dasselbe wie früher bei mir: seine Hand zitterte. Da dachte ich: Oh nein, gleich rutscht ihm der Dart aus der Hand – er ist zu nervös.“
Cornwall erkannte sich in Nijmans Auftreten wieder und gab ihm einen klaren Rat. „Ich habe damals angefangen, das Ganze als Show zu sehen. Ich wollte demonstrieren, was ich kann, hohe Scores werfen, das Publikum mitreißen. Ich glaube, Wessel fehlt das ein bisschen.“
Er fordert, dass Nijman auf der Bühne mehr Emotionen zeigt. „Er wirft eine 180 und reagiert gar nicht. Er checkt ein großes Finish und lächelt nicht mal. Er muss mehr Fanatismus zeigen – das würde den Druck nehmen. Ich hatte Mitleid mit ihm und dachte: Du musst dich etwas öffnen. Aber er ist noch neu im TV-Geschäft. Das kommt mit der Zeit.“
Auch Darts-Analyst
Matthew Edgar sieht in der Bühnenpräsenz einen entscheidenden Faktor. „Man braucht eine Persönlichkeit“, so der frühere Tour-Card-Inhaber. „Peter Wright ist auf der Bühne auch nicht der Mensch, der er privat ist. In diesem Moment spielst du eine größere Version deiner selbst. Viele Spieler tun das – und deshalb funktionieren Spitznamen so gut. Du schlüpfst in eine Rolle, in deine eigene 'Primetime-Version'.“
Trotz des ausbleibenden TV-Durchbruchs spielt Nijman eine starke Saison. Er gewann das Players Championship 30, stand zweimal im Halbfinale der European Tour und bewies regelmäßig, dass er mit den Besten der Welt mithalten kann.