Was folgte, war ein Match, das spannend begann – sich dann jedoch zunehmend zu einer Machtdemonstration entwickelte: Pietreczko führte zwischenzeitlich mit 3:1 und 4:2, ehe Littler nach der zweiten Pause endgültig den Turbo zündete. Beim Stand von 5:5 dominierte der Engländer die Partie, gab nur noch ein Leg ab und zog mit einem klaren 10:6 ins Viertelfinale ein. Doch der sportliche Ausgang war nur die eine Seite dieser Geschichte.
Wie ein Checkout in den Fokus rückte
Der Ursprung der Spannungen reicht zurück bis nach Wieze. Im Halbfinale der Belgian Darts Open 2024 hatte Littler beim Stand von 3:1 versucht, 147 Punkte über die spektakuläre Route Triple-19 – Tops – Bullseye auszuchecken, während Pietreczko bei 66 Restpunkten wartete. Der Versuch misslang, weil Littler Tops verfehlte – die Wirkung jedoch nicht. Schon beim Handshake flogen Worte, kurz darauf ließ Pietreczko seinem Unmut bei Instagram freien Lauf:
„Also ich habe ihn ja sehr geschätzt, dass man in so einem Alter so ein Spiel spielen kann, aber ich hoffe, die Arroganz bestraft ihn.“
Bei der Neuauflage 2025 legte Littler in der Manier nach, die den Konflikt einst befeuert hatte: Beim Stand von 7:5 checkte er 121 Punkte über Bullseye – Triple-7 – Bullseye. Eine dieser „kreativen“ Routen, die Pietreczko damals heftig kritisiert hatte – und nun inmitten der entscheidenden Phase der Partie serviert bekam.
„Ich glaube, das wurde von den Medien größer gemacht, als es eigentlich war.“
Er beschrieb die Atmosphäre abseits der Kameras als gelöst und hebt die zwischenmenschliche Ebene hervor:
„Wir waren locker miteinander und hatten hinter der Bühne Spaß. Ich glaube, man hat auch gesehen, dass ich auf der Bühne ziemlich viel Spaß hatte.“
Auch über seine Worte in der zweiten Pause, als das Momentum bereits zu kippen begann, sprach Pietreczko offen:
„In der zweiten Pause habe ich dann gesagt: ‚Ich bin froh, dass ich die zwei Sessions überlebt habe. Ich habe nur gehofft, dass ich ein Leg hole – jetzt stehe ich hier mit fünf‘.“
Die später als „Psychospielchen“ gedeuteten Bemerkungen seien nicht als Nadelstiche gemeint gewesen, betonte der Deutsche:
„Das war eher spaßig gemeint, so wie ich halt bin. Und das hat Luke anscheinend anders aufgefasst.“
„Littler kommt ein bisschen arrogant rüber“
Gleichzeitig fand Pietreczko klare Worte zu Littlers Auftreten – ohne das sportliche Genie des Engländers zu schmälern:
„Was das Auftreten von Luke angeht: Ich bleibe dabei, für mich kommt er ein bisschen arrogant rüber. Aber, so wie er spielt, kann er sich das auch manchmal erlauben.“
„Pikachu“ reagierte auch auf das heißdiskutierte 121er-Bullfinish seines Gegners. Anstatt alte Vorwürfe neu zu befeuern, wählte Pietreczko versöhnliche Töne:
„Natürlich hätte man diese 121 anders spielen können, aber ich muss sagen: In diesem Moment habe ich es gefeiert. Da hat er mir auch noch mal gezeigt, dass er hier der Chef ist.“
So bleibt von diesem Kapitel weniger ein Streit als vielmehr eine Geschichte zweier Welten: Hier der deutsche Spieler, der Emotionen zeigt und sie erklärt. Dort ein Ausnahmetalent, das auf dem Board Statements setzt – und gelegentlich daneben verbal nachlegt. Die finale Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Nur eines ist sicher: Diese beiden Namen sorgen für Unterhaltung. Und das nächste Duell kommt bestimmt.