„Er wird die dominierende Kraft des deutschen Dartsports sein“ – Kim Huybrechts schwärmt von Niko Springer

PDC
durch Nic Gayer
Sonntag, 05 Oktober 2025 um 10:00
Huybrechts_Springer
Kim Huybrechts ist ein Mann vieler Dartschlachten. Über Jahre hinweg war er das Gesicht des belgischen Dartsports – ein Pionier, der als einer der ersten die britische Dominanz wirklich herausforderte. Heute ist „The Hurricane“ die Nummer drei Belgiens, und das schmerzt den stolzen Spieler aus Nijlen sichtlich. Was ist seit seinen Glanzzeiten passiert? Im Podcast „Throw and Tell“ spricht Huybrechts offen über seine Karriere, seine Mentalität und seinen Kampf um Erlösung auf der großen Bühne.
Wer Kim Huybrechts ein Mikrofon vor das Gesicht hält, darf sich auf pure Leidenschaft einstellen. Der Belgier spricht mit Wärme, Witz und Hingabe über den Sport, der sein Leben geprägt hat – und das mit gutem Grund: Seine Karrierebilanz ist beeindruckend. Von der Teilnahme an der Premier League Darts über einen Finaleinzug bei den Players Championship Finals bis hin zu mehreren Titeln auf der European Tour – Huybrechts hat sich längst einen festen Platz in der Darts-Geschichte erarbeitet.

Ein schwerer Weg zurück

Doch die letzten Jahre waren für Huybrechts alles andere als einfach. Nach dem Tod seiner Mutter fiel er in der Weltrangliste zurück und verschwand aus der Top-16. „Das war eine schwierige Zeit“, sagt er. „Ich bin jemand, der für das Gewinnen lebt, und dieser Verlust hat mich hart getroffen.“
Gilt als einer der größten Kämpfer des Sports: The Hurricane Kim Huybrechts
Gilt als einer der größten Kämpfer des Sports: The Hurricane Kim Huybrechts
Derzeit rangiert er auf Platz 49 der Order of Merit, doch Huybrechts scheint wieder Fuß zu fassen. Auf der European Tour 2025 zeigte er erstmals wieder seine alte Klasse – und das WM-Ticket ist bereits gelöst. Und jeder weiß: Wenn The Hurricane auf der großen Bühne steht, kann immer etwas Besonderes passieren.
„Ich fühle mich gut“, erklärt er im Podcast. „Ich arbeite hart, laufe regelmäßig, um Gewicht zu verlieren, und trainiere unter der Anleitung von Erik Clarys. Mein Niveau liegt momentan irgendwo zwischen Platz 40 und 50 der Welt, denke ich. Ich spiele nicht schlecht, aber in den entscheidenden Momenten fehlt mir oft das siegreiche Doppel. Das ist etwas Mentales. Heutzutage muss man im Schnitt 95 Punkte pro Aufnahme werfen, um überhaupt ein Spiel auf der Pro Tour zu gewinnen. Ein schlechter Wurf kann den Unterschied machen.“

Huybrechts begeistert von Springer

Während Huybrechts an seiner Form feilt, drängt eine neue Generation an die Spitze. Junge Talente wie der 25-jährige Niko Springer gewinnen bereits European Tour-Titel. „Darauf bin ich stolz“, sagt Huybrechts mit einem Lächeln. „Ich denke, dass Niko die dominierende Kraft des deutschen Dartsports sein wird. Er ist noch talentierter als Martin Schindler, der auch ein großartiger Spieler ist.“
„Du musst dir nur seinen Wurf ansehen: So einfach, so einfach...“, schwärmt Huybrechts. „Und wenn wir über die Auslosung sprechen, die er hatte, als er das European Tour-Event in Ungarn gewann - das war beängstigend. Ich freue mich darauf, ihn jetzt beim Grand Prix, bei einer seiner ersten Major-Prüfungen zu beobachten“, blickt The Hurricane voraus.
Trotz seines Stolzes auf die neue Generation spürt er auch Wehmut. „Wenn ich Promos von der European Tour sehe, bin ich oft nicht dabei. Das ist nicht schlimm, aber es zeigt, wie schnell man vergessen wird, wenn man nicht mehr im Finale steht. Früher war ich überall präsent, jetzt bin ich es nicht mehr. Das motiviert mich, zurückzuschlagen.“

Vom Draufgänger zum Zweifler – und zurück

Was hat sich verändert? Laut Huybrechts liegt der Unterschied zu früher nicht im Arm, sondern im Kopf. „Damals hatte ich keine Angst vor irgendjemandem. Egal ob Phil Taylor oder Gary Anderson – ich dachte: Ich werde dich schlagen. Jetzt denke ich manchmal: Oje, der ist in Form oder der steht ganz oben in der Rangliste. Das muss ich wieder ändern. Ich arbeite daran, wieder mehr Räuber als Opfer zu sein.“
Diese mentale Veränderung begleitet ihn schon länger. „In meinen Anfangsjahren war ich der Bösewicht, und das hat funktioniert. Ich habe laut gefeiert, war emotional, habe offensiv gespielt. Aber als ich in der Premier League Darts war, spürte ich Feindseligkeit. Einige Spieler haben mich nicht einmal gegrüßt. Das hat mich verändert. Ich wollte plötzlich gemocht werden – und das machte mein Spiel kaputt. Die Kommentare, die ich bekam, haben mein Selbstvertrauen erschüttert. Dabei kamen meine Jubel aus purer Emotion, nicht aus Arroganz. Es war meine Art zu sagen: Ja, ich habe dieses Leg gewonnen!“

Reifer, aber nicht ruhiger

Selten hat man Kim Huybrechts so ehrlich erlebt. Würde er heute etwas anders machen, wenn er die Zeit zurückdrehen könnte? „Auf jeden Fall“, antwortet er ohne Zögern. „Ich würde mir sagen: Ignoriere es. Diese Leute bezahlen nicht deine Rechnungen. Sei einfach du selbst. Das ist mir jetzt endlich klar geworden.“
Am Ende des Gesprächs wird es philosophisch. Auf die Frage, wer seinen persönlichen Mount Rushmore des Darts ziert, antwortet Huybrechts mit vier großen Namen: Phil Taylor, Gary Anderson, Michael van Gerwen und Raymond van Barneveld.
Und wer steht für ihn für die Zukunft des Sports? Da nennt The Hurricane ohne Zögern vier neue Hoffnungsträger: Wessel Nijman, Mike De Decker, Lex Paeshuyse und den Deutschen Niko Springer.
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