Mike De Decker ist für seine ehrliche Art bekannt. Der belgische Darts-Profi sprach zuletzt mit schonungsloser Offenheit über ein enttäuschendes Jahr, in dem er sein Potenzial nach eigener Einschätzung nicht ausgeschöpft hat. Während er sich auf die Titelverteidigung beim
World Grand Prix in Leicester vorbereitet, zieht „The Real Deal“ eine ernüchternde Bilanz: 2025 sei für ihn bislang „eine Anhäufung verpasster Gelegenheiten“.
Derzeit auf Platz 20 der Weltrangliste, hat De Decker bei keinem der vier großen, im Fernsehen übertragenen Ranglistenturniere ein Viertelfinale erreicht. Auch auf der Pro Tour blieb der ersehnte Durchbruch bislang aus – ein Titelgewinn fehlt noch. Der 29-Jährige aus Mechelen spürt den Erwartungsdruck, der nach seinem sensationellen Triumph beim World Grand Prix 2024 entstanden ist. Das traditionsreiche Turnier mit seinem besonderen „Double in – Double out“-Format markierte damals seinen Durchbruch auf der Major-Bühne.
Schwierige Umstellung nach Materialwechsel
„Der Gewinn des World Grand Prix hat meiner Karriere natürlich einen großen Schub gegeben“, sagt De Decker offen im Gespräch mit Oche180. „Nach diesem Titel haben viele mehr von mir erwartet – und ich selbst auch. Aber bei diesem Turnier habe ich erstmals bewiesen, dass ich mein Niveau auch auf der großen Bühne abrufen kann.“
Startet am Dienstagabend die Mission Titelverteidigung: Mike De Decker
Nach dem Wechsel zum Ausrüster Mission Darts sah sich De Decker jedoch mit einer größeren Herausforderung konfrontiert, als er erwartet hatte. Die Anpassung an das neue Material verlief schwieriger als gedacht.
„Nach meinem Wechsel zu Mission hat es lange gedauert, bis ich mich mit dem neuen Material vertraut gemacht habe. In den ersten paar Majors des Jahres habe ich einfach nicht gut gespielt“, gesteht er. „Ich habe einige Anpassungen an meinem Setup vorgenommen, und jetzt fühlt es sich wieder mehr wie das Set an, das ich letztes Jahr benutzt habe. Das gibt mir neues Selbstvertrauen.“
Ehrliche Worte über die Premier League Darts
Während viele Profis ihre eigenen Chancen betonen, bleibt De Decker bemerkenswert realistisch. Besonders deutlich wird das, als er über die prestigeträchtige
Premier League Darts spricht – ein Einladungsturnier, bei dem nur acht Spieler teilnehmen dürfen.
„Wenn man sich meine bisherige Saison anschaut, hatte die PDC wahrscheinlich recht, mich nicht einzusetzen“, sagt er ohne Zögern. „Natürlich konnten sie das damals nicht wissen, aber im Nachhinein hätte ich es auch nicht für logisch gehalten.“
Brisant: Die PDC hat kürzlich angekündigt, dass einer der Premier-League-Spieltage im Jahr 2026 in Belgien stattfinden wird. De Decker wurde darauf angesprochen, ob er sich ein Heimspiel in Antwerpen vorstellen könne – ein Traum vieler belgischer Spieler. Seine Antwort bleibt jedoch nüchtern:
„Ich wurde vor ein paar Wochen darauf angesprochen. Natürlich wäre es toll, vor meinem eigenen Publikum zu spielen, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich es dieses Jahr verdient habe. Wenn sich meine Ergebnisse nicht verbessern und sie mich nächstes Jahr trotzdem einladen würden, würde ich selbst sagen: Ich habe es nicht verdient.“
Titelverteidigung beginnt gegen Peter Wright
Am Dienstag startet De Decker in Leicester seine Titelverteidigung – und bekommt es direkt mit einem namhaften Gegner zu tun:
Peter Wright, zweifacher Weltmeister und Publikumsliebling, wartet in der ersten Runde. Auch wenn der Schotte derzeit nicht in Bestform ist, warnt De Decker vor voreiligen Schlüssen:
„Das Problem mit Peter ist, dass er seine Ausrüstung im Laufe der Jahre zu oft gewechselt hat. Jeder weiß, dass er das häufig tut – manchmal sogar während der Turniere“, sagt De Decker mit einem Lächeln. „Aber wenn er das richtige Set nimmt, weiß man, dass er immer noch gut spielen kann. Schließlich hat er nicht durch Zufall zwei Weltmeistertitel gewonnen.“
Für De Decker ist klar, was er braucht, um seinen Titel zu verteidigen:
„Ich sehe es einfach so, dass ich mein bestes Niveau bringen muss – wie bei jedem Turnier. Nur wenn ich mein bestes Niveau zeige, habe ich eine Chance. Und das ist genau das, was ich vorhabe.“