Historischer 9-Darter, Fan-Liebe für Joyce und Heta im Sperrbezirk: Das war das Münchener Darts-Wochenende

PDC
durch Nic Gayer
Mittwoch, 23 April 2025 um 18:32
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Es war ein Wochenende, das Darts-Deutschland so schnell nicht vergessen wird. Der German Darts Grand Prix 2025 verwandelte München in ein Tollhaus der Triple-20er, sorgte für Gänsehautmomente, kuriose Fan-Stories – und schrieb sogar ein kleines Stück Darts-Geschichte.
Die Stimmung brodelte, die Halle tobte, und auf der Bühne jagte ein Highlight das nächste. Grund genug, noch einmal zurückzublicken: auf ein Wochenende voller Leidenschaft, Legenden und Lacher – und auf die Geschichten, die dieses Event so besonders gemacht haben.

Heta im Sperrbezirk: Der Walk-on des Wochenendes

Kaum hatten sich die Dart-Fans am Samstagnachmittag im Münchener Zenith eingefunden, sich mit kühlen Getränken und Snacks versorgt und das eher unspektakuläre Auftaktduell zwischen Madars Razma und Danny Noppert verfolgt, wurden sie bereits stimmgewaltig gefordert: Aus den Lautsprechern dröhnte "Skandal im Sperrbezirk", Damon Heta betrat die Bühne – und die Menge tanzte auf den Bierbänken.
Für alle, die nicht aus dem Münchner Raum stammen (oder seit den 80ern kein Radio gehört haben): "Skandal im Sperrbezirk" ist nicht einfach nur ein Song – es ist eine Hymne. Die Spider Murphy Gang lieferte mit dem frechen Ohrwurm über die fiktive Prostituierte „Rosi“ in den frühen 80ern nicht nur einen der größten deutschsprachigen Hits, sondern auch ein musikalisches Denkmal für Münchens wildere Nächte. Der Song ist tief verwurzelt im bayerischen Popkulturerbe – und wenn die ersten Takte erklingen, gibt es in München kein Halten mehr. Dass ausgerechnet Damon Heta mit diesem Klassiker zu seinem Walk-on einlief, war nicht nur eine brillante Idee, sondern der vielleicht cleverste Publikumsmagnet des Wochenendes.
Sportlich brachte der mitreißende Walk-on dem Australier jedoch nicht den erhofften Auftrieb: Nach einer enttäuschenden Vorstellung und einem Average von lediglich 84 Punkten unterlag Damon Heta klar mit 0-6 gegen Ryan Joyce.

Alle lieben Joyce: Ein ganz besonderer Fanklub

Ein Ergebnis, das vor allem eine ganz bestimmte Gruppe im Publikum in Ekstase versetzte: den (vermutlich) ersten und einzigen deutschen Ryan-Joyce-Fanklub. Die Anhänger des Engländers hatten sich am Sonntagnachmittag in der ersten Reihe platziert – und wurden sogar von Master of Ceremonies Philip Brzezinski höchstpersönlich angekündigt.
"Ich habe ein paar Freunde, die auch große Dart-Fans sind. Irgendwann kamen wir ins Grübeln, wen wir eigentlich mögen und unterstützen wollen. Und dann dachten wir: Ryan Joyce ist einfach ein süßer, ein cooler Typ. Das ist vor allem kein Spieler, den jeder sympathisch findet – und einer, der Fans braucht", sagte Julius vom Ryan-Joyce-Fanklub im Gespräch mit Dartsnews.de.
"I love Ryan Joyce": Julius (rechts) und ein Teil des Fanklubs legten sich sogar eigene Ryan-Joyce-Outfits zu
"I love Ryan Joyce": Julius (rechts) und ein Teil des Fanklubs legten sich sogar eigene Ryan-Joyce-Outfits zu
Schon im vergangenen Jahr hatte der Fanclub den 39-jährigen Engländer aus der ersten Reihe unterstützt. "Als Ryan-Joyce-Fans sind wir jetzt seit anderthalb Jahren unterwegs – da hatten wir auch schon unsere Outfits am Start." Nur wenige Minuten nach dem 6-0-Whitewash-Sieg über Heta stand den Relentless-Fans die Euphorie ins Gesicht geschrieben. "Das war absolut überragend – Ryan Joyce, einfach eine Legende!", resümierte Julius begeistert.

Martin Schindler und München: Liebe auf den ersten Blick

Auf die Unterstützung des Münchener Publikums konnte sich allerdings nicht nur Relentless Ryan Joyce verlassen: Martin Schindler avancierte beim German Darts Grand Prix erneut zum unumstrittenen Publikumsliebling – und sorgte während seiner Matches für absolute Gänsehaut-Stimmung im Zenith. Verschaffen Sie sich im untenstehenden Video einen eigenen Eindruck:
Im Exklusiv-Interview mit Dartsnews.de schwärmte Schindler von der Unterstützung in der bayerischen Landeshauptstadt: "Ich weiß einfach, dass ich hier sehr willkommen bin – dafür bin ich den Münchenern sehr, sehr dankbar. Ich finde die Stimmung hier wirklich super – natürlich ist sie immer auf meiner Seite, deshalb fühlt es sich noch besser an. Auch wenn wir in Deutschland keinen Major-Sieger oder Weltmeister haben, finde ich es großartig zu sehen, dass wir für so eine Atmosphäre sorgen können. Und die Zenith-Halle in München steht da wirklich auf einer ganz anderen Stufe.“
Schindler verbindet viele besondere Erinnerungen mit dem Münchener Austragungsort. 2022 sorgte er landesweit für Schlagzeilen, als er Ryan Searle mit einem Rekord-Average von über 109 Punkten besiegte – und seiner Karriere damit einen entscheidenden Kickstart verpasste. Im vergangenen Jahr erreichte Schindler dann sogar das Halbfinale, ehe er sich auch 2025 wieder bis in den Finaltag spielte. Liebe auf den ersten Blick, könnte man sagen.

Münchener Dartsgeschichte: Ein historischer 9-Darter

Für einen Moment der Liebe sorgte auch Michael van Gerwen, als er den Münchener Fans in seinem Match gegen Ryan Searle ein Küsschen zuwarf. Grund dafür war ein historisches 9-Dart-Leg – das erste perfekte Leg auf Münchener Boden in der PDC-Historie!
Auch van Gerwen betonte im Dartsnews.de-Interview nach der Partie seine besondere Dankbarkeit gegenüber den Fans im Zenith: „Die Atmosphäre war unfassbar, das waren mit die besten Fans, für die ich in Deutschland je gespielt habe. Sie waren so dankbar mir gegenüber, und da versucht man natürlich, etwas zurückzugeben.“

Die PDC Europe: Teamwork wird großgeschrieben

Wer den German Darts Grand Prix live vor Ort erlebt hat, bekam nicht nur Weltklasse-Darts geboten – sondern auch einen eindrucksvollen Blick hinter die Kulissen einer perfekt eingespielten Crew. Die PDC Europe überzeugte am Wochenende mit echtem Teamgeist: Jeder packte an, wo er gebraucht wurde, ob auf der Bühne, im Backstage oder mitten im Publikum.
Ein besonders schönes Beispiel für diese Leidenschaft ist Franz Engerer, Caller und Referee der PDC Europe. Während er am Montagnachmittag noch mit seinem ikonischen 180er-Gesang die Halle zum Beben brachte, war er kurz vor Beginn der Abend-Session beim Fan-Einlass im Einsatz: konzentriert, mit einem Lächeln im Gesicht – und damit beschäftigt, die Eintritts-Bändchen an die Fans zu verteilen.
Gleichzeitig stand auch Master of Ceremonies Philip Brzezinski unter Dauerstrom. Vor jeder Session heizte er das Publikum an, hielt nach besonderen Geschichten und Gästen Ausschau und organisierte mit viel Herzblut den beliebten Fan-Walk-on. Kaum war das letzte „München, seid ihr bereit für Darts?!“ verklungen, führte er routiniert die Spieler-Walk-ons durch – und fand sich am Montagabend nach dem großen Finale direkt in der Mixed Zone wieder, wo er sich auch noch um die Pressearbeit für Turniersieger Michael van Gerwen kümmerte.
Inmitten all dieses Trubels nahm sich Brzezinski sogar noch ein paar Minuten Zeit, um im Exklusiv-Interview mit Dartsnews.de über seinen Einsatz beim German Darts Grand Prix zu sprechen: „Der European-Tour-Stopp in München ist für uns von der PDC Europe ein ganz besonderes Event, weil wir hier in München ansässig sind. Für uns, die im Jahr sehr viel unterwegs sind, ist es eine schöne Sache, auch mal nicht ganz so weit reisen zu müssen und ein Event vor der eigenen Haustür zelebrieren zu können.“
Auch im Dauerstress immer ein sympathisches Lächeln auf den Lippen und ein offenes Ohr für alle Fans: Philip Brzezinski gehört seit Jahren zur fest eingespielten European-Tour-Crew der PDC Europe
Auch im Dauerstress immer ein sympathisches Lächeln auf den Lippen und ein offenes Ohr für alle Fans: Philip Brzezinski gehört seit Jahren zur fest eingespielten European-Tour-Crew der PDC Europe
Brzezinski, der den European-Tour-Tross bereits seit einigen Jahren begleitet, verbindet besondere Erinnerungen mit der bayerischen Landeshauptstadt: „Da habe ich direkt Damon Heta mit seinem ‚Skandal im Sperrbezirk‘-Walk-on im Kopf – da hast du das Gefühl, es bricht hier alles zusammen. Und auch der erste European-Tour-Titel von Luke Humphries bleibt mir besonders in Erinnerung. Das war sozusagen der Startschuss zu all seinen Erfolgen, die danach folgten. Luke sagt auch selbst, dass München der Ort war, an dem alles begann.“
Zum Abschluss gab der Master of Ceremonies und Head of Sports der PDC Europe noch einen spannenden Einblick in seinen persönlichen Arbeitsalltag auf der European-Tour-Bühne: „Die Informationen zu den Spielern suche ich mir immer im Voraus raus. Dann treffe ich mich gegen 10 Uhr mit den Audio-Jungs hier in der Halle, um noch einmal jeden Walk-on durchzugehen. Hierbei können wir unser Timing überprüfen, damit später für die Show alles glattläuft. Das machen wir wirklich vor jeder Session, und das hilft, weil man immer wieder Kleinigkeiten bemerkt.“
Ein Routinier durch und durch – ein gewisses Kribbeln gehört jedoch unmittelbar vor dem Start einer Session auch bei Brzezinski dazu: „Das ist aber auch gut so, das hilft einem dabei, sich zu konzentrieren. Aber es ist bei Weitem nicht mehr so schlimm wie bei meinen ersten Auftritten im Jahr 2018: Da war ich so nervös, dass ich nicht mal auf meine Moderationskarten schauen konnte, weil ich so gezittert habe.“
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