Luke Littler hat erneut für Schlagzeilen gesorgt – dieses Mal nicht nur wegen seines sportlichen Erfolgs. Mit einem klaren 3:0-Erfolg im Alexandra Palace zog der 18‑Jährige souverän in die Nach-Weihnachts-Runden der Darts WM 2026 ein. Doch der glatte Ergebnisverlauf täuscht: Das Match gegen David Davies war deutlich enger, als es das Resultat vermuten lässt.
„Ein Sieg fühlt sich natürlich immer gut an“, sagte Littler nach dem Match. „Aber 3:0 sieht schöner aus, als es war. Auf dem Papier war das kein klares Spiel. David hatte seine Chancen, hat sie liegen lassen – und ich musste meine nutzen.“
Früher Wendepunkt bringt Kontrolle
Der erste Satz entwickelte sich zum Schlüsselmoment. Littler spielte in den Anfangs-Legs lediglich einen 89er-Average und überstand gleich fünf Satzdarts seines Gegners. Für Verwirrung sorgte ein kurioser Zwischenfall: David Davies warf beim Stand von 2:1 zum Satzgewinn an und war so fixiert auf seinen Anwurf, dass er nach Littlers Break den Satz für verloren hielt. Der Waliser wollte bereits die Bühne verlassen, ehe der Caller rief: „Fifth Leg is Luke to throw first, Game On!“
Luke Littler ist weiterhin ohne Satzverlust auf dem Weg zur Titelverteidigung.
„Das war total verrückt“, erinnerte sich Littler mit einem Schmunzeln. „Die Leute dachten, ich hätte die 170 geholt, aber das war gar nicht so. Dann stellt er Tops, verpasst – und ich sehe, wie er runterläuft. Da wusste ich: jetzt ist er raus aus dem Rhythmus. Das musste ich bestrafen."
Genau das tat Littler. Der Gewinn des Auftaktsatzes gab ihm Selbstvertrauen, obwohl er zu Beginn nicht sein bestes Spiel abrief. „Ich habe mich am Anfang schwergetan, aber sobald ich vorne lag, lief es“, erklärte er. „Das Break zum 2:1 im zweiten Satz war für mich der Knackpunkt. Ab da hatte ich das Gefühl, die Partie im Griff zu haben.“
Auch wenn Littler ohne einen 100+ Average auskam, stellte er klar, dass die reine Statistik für ihn in diesem Stadium zweitrangig sei. „Egal, wie es aussieht – Hauptsache, du gewinnst“, betonte er. „Heute war’s enger, als das Ergebnis zeigt, aber in der nächsten Runde will ich wieder besser spielen.“
Er sparte zugleich nicht mit Lob für seinen Gegner. „Volles Kompliment an David“, sagte Littler. „Er war immer dran, hat nur bei den Doppeln gehadert. Ich bin froh, dass meine in den entscheidenden Momenten saßen.“
Price-Aus öffnet das Tableau
Noch bevor Littler an die Scheibe trat, hatte das Turnier bereits für einen Paukenschlag gesorgt: Der an Nummer neun gesetzte Gerwyn Price scheiterte überraschend an Wesley Plaisier. Eine Nachricht, die auch Littlers Turnierpfad spürbar veränderte.
„Ich habe das komplette Match gesehen“, erzählte der Engländer. „Gezzy hat einfach keinen guten Abend erwischt, und Wesley war bärenstark. Aber das gehört dazu – du kannst nur schlagen, wer vor dir steht.“
Littler erinnerte sich dabei an seine erste WM-Teilnahme zwei Jahre zuvor, die ihn sensationell bis ins Finale geführt hatte. „Heute Morgen habe ich TBTs auf meinem Handy gesehen – damals war Price auch in meinem Viertel. Ich hätte wieder gegen ihn spielen können, aber diesmal sollte es nicht sein.“
Auch wenn Prices frühes Aus für viele Beobachter eine Tür aufstoßen könnte, ließ sich Littler davon nicht beeindrucken. „Für mich ändert das gar nichts“, stellte er klar. „Gezzy verbringt jetzt Weihnachten mit seiner Familie – aber genau deshalb spielst du ja hier: Du willst zurückkommen nach Weihnachten, du willst weiterspielen.“
Duell mit Suljović – und die „Schummel“-Diskussion
Littlers Gegner nach der Weihnachtspause steht längst fest: Es wartet Mensur Suljović, der mit seiner methodischen Spielweise regelmäßig polarisiert. Schon vor dem Turnier hatten die beiden Kontakt – auf Social Media. „Mensur hat mir vor dem Start auf Instagram geschrieben, mir Glück gewünscht und gemeint: ‚Wir sehen uns in Runde drei.‘ Das war irgendwie witzig, weil’s jetzt wirklich so gekommen ist“, erzählte Littler.
Trotz seiner Favoritenrolle war ihm bewusst, dass im Darts nichts selbstverständlich ist. „Auf dem Papier erwarten alle, dass sich der Gesetzte durchsetzt“, meinte er. „Aber jeder hat erst einmal seine Spiele zu gewinnen.“
Dass Suljovićs langsamer Rhythmus regelmäßig Kritik auslöst, zeigte sich auch diesmal. Joe Cullen, der zuvor gegen den Österreicher ausgeschieden war, warf ihm auf Social Media indirekt Unsportlichkeit vor – ein Vorwurf, den Littler entschieden zurückwies.
„Das ist kein Schummeln“, stellte er klar. „So spielt er eben. Er braucht seine Zeit am Oche, schnippt ein bisschen an seinem Flight, bis er sich wohlfühlt. Joe hat es anders wahrgenommen, aber das ist seine Meinung. Für mich gehört das zur individuellen Routine.“
Littler berichtete, dass er einen Teil des Spiels gesehen habe, die Diskussion aber überzogen findet. „Ich hab nix gesehen, was gegen die Regeln war“, sagte er. „Wenn er gegen mich langsamer spielt, muss ich mich darauf einstellen – und dann ist’s einfach mein Job, ruhig zu bleiben und meine Darts zu werfen.“
Auf die Frage, wie er reagieren würde, wenn Suljović das Tempo unterbricht, antwortete Littler mit bemerkenswerter Reife: „Das hängt davon ab, wie du selbst ans Oche gehst. Wenn er das Spiel verzögert, passe ich mich an. Ich bleibe cool, warte, bis ich dran bin, und bringe meinen Rhythmus wieder rein.“
Sein Training in der Weihnachtspause werde er deswegen aber nicht verändern. „Ich übe zu Hause nicht mit künstlich verlängerten Pausen“, sagte er. „Ich rechne lieber mit dem Schlimmsten. Wenn’s dann gar nicht so wild wird, bin ich glücklich.“
Abseits der Bühne wirkt Littler bodenständig wie eh und je. Zwischen den beiden WM-Phasen gönnt er sich bewusste Ruhe – und bleibt in seiner Routine. „Die Tage sind nur so verflogen“, berichtete er lachend. „Ich hatte ein paar freie Stunden, war bei United im Stadion, hab etwas trainiert – und jetzt geht’s wieder los.“
Auch das Rampenlicht außerhalb des Ally Pally gehört inzwischen zu seinem Alltag. Erst wenige Tage zuvor war er bei der BBC‑Gala Sports Personality of the Year zu Gast. Zum zweiten Mal in Folge verpasste er allerdings den Preis als „Young Sports Personality“. „Klar war ich enttäuscht“, sagte Littler offen. „Ich war beim Training in der Academy, als sie die Entscheidung bekanntgaben. Ich hab sechs von acht Majors gewonnen – da darf man schon ein bisschen hoffen. Aber Glückwunsch an Michelle, sie hat’s verdient. Nächstes Jahr greifen wir wieder an.“
Wenn es um Weihnachten geht, bleibt der Teenager trotz allem Medienrummel gelassen. „Bei uns ist’s wie immer“, erzählte Littler lächelnd. „Großes Festessen, kein Dart am Weihnachtstag – das ist Familientag. Und sobald Boxing Day ansteht, geht’s wieder an die Scheibe, ein bisschen Training, dann volle Konzentration auf Runde drei.“