Mensur Suljovic zeigte nach dem hitzigen Ende seines Zweitrunden-Siegs bei der PDC Darts WM 2026 keinerlei Reue. Der Österreicher sah keinen Anlass für eine Entschuldigung und wies den Vorwurf entschieden zurück, er habe das Spieltempo bewusst verschleppt. Auslöser der Debatte war ein feuriger Wortwechsel mit Joe Cullen auf der Bühne.
Als Cullen die Bühne verließ, zeigte er sich sichtlich aufgebracht und blickte mehrfach demonstrativ auf seine Uhr. Suljovic reagierte deutlich verärgert, als er auf den Vorfall angesprochen wurde, den Cullen später in den sozialen Medien sogar als Betrug bezeichnete. „Nein, ich weiß nicht, was sein Problem ist“, sagte Suljovic schroff gegenüber Medien wie Dartsnews (YouTube). „Was ist sein Problem? Ich verfehle Doppel, alles — ich mache das nie absichtlich. Das ist nicht korrekt.“
„Ich mache diese Provokation niemals“
Direkt gefragt, ob er bewusst langsam gespielt habe, um seinen Gegner aus dem Rhythmus zu bringen, stellte Suljovic die Dinge unmissverständlich klar: „Nein, nein, nein. Ich spiele niemals langsam. Ich provoziere niemals, niemals. Ich mache das nur für mein Spiel. Ich mag mein Spiel — ich gehe zu meiner Arbeit, ich komme zurück. Ich mache das nie für den Gegner. Wirklich.“
Trotz der öffentlichen Spannungen betonte der Wiener, dass es keine persönliche Fehde gebe, und richtete sogar warme Worte an Cullen. „Ich mag Joe Cullen, er ist ein sehr netter Kerl, aber das ist nur zum Spaß, ich schwöre“, sagte Suljovic. „Sorry Joe — ich mache das nie. Ich liebe dich, Mann.“
Auf die Frage, ob er sich bei Cullen privat entschuldigt habe, blieb Suljovic jedoch hart. „Nie“, stellte er klar. „Ich sage Joe Cullen niemals persönlich sorry. Ich spiele auf der Bühne — was ist das Problem? Jeder spielt anders. Ich brauche vielleicht 40 Sekunden für meinen ersten Dart. Das bin ich.“
Tief gegraben nach langsamem Start
Der Streit über das Tempo überlagerte eine zähe und emotionale Aufholjagd. Suljovic kämpfte sich nach frühem Rückstand eindrucksvoll zurück. „Sehr schön, sehr schön, sehr schön“, lächelte er. „Eins–null hinten, zurückgekommen. Mein Gefühl ist gut. Ich spiele gut. Die letzten zwei Monate spiele ich gut.“
Zwischenzeitlich glaubte selbst Suljovic, dass ihm das Match entgleiten könnte. „Dieses Match, dachte ich, ist wirklich ein verlorenes Match“, gab er offen zu. „Ich starte gut, dann verfehle ich Doppel — okay, falsches Leg. Aber ich denke, niemals aufgeben. Vielleicht gibst du mir eine Chance — ich bin da.“ Diese Chance kam tatsächlich. „Gott hilft mir“, sagte er. „Ich bin da, ich nehme sie, ich gewinne dieses Spiel.“
Gleichzeitig machte Suljovic deutlich, dass gute Form auf der Tour nicht automatisch auf die Weltmeisterschaft übertragbar ist. „Jedes Turnier ist anders“, erklärte er. „Die Weltmeisterschaft ist ein großer Unterschied. Für mich sage ich: ‚Mensur, bitte gib dein Bestes.‘ Ich gebe mein Bestes, es ist gut.“
Nach vielen Jahren im Alexandra Palace beschrieb der Österreicher das Turnier als ultimativen Prüfstein. „Ally Pally ist ein brillantes Turnier — das beste Turnier der Welt“, sagte er. „Weltmeister ist Weltmeister. Du spielst Pro Tours, European Tours — niemals wie das hier. Das ist das Beste der Welt. Jeder kommt hierher.“
Als Nächstes trifft Suljovic entweder auf David Davies oder Titelverteidiger Luke Littler. Als Littlers Name fiel, sorgte der Routinier für einen der lockersten Momente des Interviews. „Ich glaube, ich bin größer als Luke Littler“, lachte er. „Ernsthaft — ich bin größer.“
Später gefragt, wie er einem möglichen Duell mit Littler vor einem klar parteiischen Publikum entgegenblicke, legte Suljovic zunächst nach — und ruderte dann schnell zurück. „Nächstes Spiel, halb Österreich, halb Deutschland — ich bin hier zu Hause“, witzelte er. „Sorry, Luke Littler, du hast keine Chance. Sorry, sorry — wir scherzen, wir scherzen.“
Trauer, Training und Fokus
Auf Themen abseits der Bühne angesprochen wurde Suljovic emotional und sprach offen über persönlichen Verlust und darüber, wie ihm der Dartsport hilft, damit umzugehen. „Mein Bruder ist tot. Meine Mutter ist tot“, sagte er. „Ich bleibe hier — vielleicht bin ich als Nächster dran.“
Das Training bezeichnete er als seinen Anker. „Ich tue alles für meinen Sport, für meine Darts“, erklärte Suljovic. „Ich trainiere jeden Tag. Jeden Tag, jeden Tag.“ Über die seit Langem kursierenden Behauptungen, er trainiere nicht genug, zeigte er sich deutlich verärgert. „Alle sagen, ich trainiere nie. Was soll das?“, sagte er. „Ich bin Dartspieler, ich trainiere nicht? Sorry — ich trainiere jeden Tag.“
Der Routinier beschrieb eine strikte Routine, die selbst auf Reisen oder im Urlaub gilt. „Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht trainiere“, betonte er. „Ich fahre in den Urlaub, ich trainiere. Ich schwöre.“
Zum Abschluss des Interviews richtete Suljovic dankbare Worte an seine Familie, die ihn weiterhin antreibt. „Nur das Beste für meine Frau Enisa, meinen Sohn Tarik und Emma“, sagte er. „Vielen Dank, Leute. Danke. Frohe Weihnachten, alle zusammen.“