Wenn
Martin Schindler am Donnerstagabend bei der European Darts Championship 2024 auf Dirk van Duijvenbode trifft, erntet der 28-Jährige die Früchte einer überragenden
European Tour-Saison: Als erster Deutscher der PDC-Geschichte startet Schindler auf Setzlisten-Position eins in ein Major-Turnier. In einem Exklusiv-Interview mit
Sport.de spricht The Wall über seine Erwartungen an die Darts
European Championship, seine größten Stärken als Spieler und einen möglichen Schritt in die Top-16 der Weltrangliste.
"Die Unterstützung in Dortmund für mich wird wahrscheinlich richtig groß sein. Die Stimmung ist echt phänomenal", sagt Schindler zu Beginn des Interviews und drückt seine Vorfreude auf die European Championship aus. Schindler, der als Nummer eins der European Tour Order of Merit als Mitfavorit in das Major-Turnier startet, zeigt sich vor der Darts-Europameisterschaft ambitioniert: "Ich glaube, es wäre ein wenig zu tief gestapelt, wenn ich jetzt sagen würde, dass ich in Dortmund keine Chance hätte. Ich habe definitiv die spielerische Möglichkeit, dieses Major-Turnier zu gewinnen."
Dennoch ist dem 28-Jährigen bewusst, dass er auf dem Weg zu seinem ersten Major-Titel einen langen und steinigen Weg bewältigen muss. "Es wird einem nichts geschenkt. In den Top-32 der European Tour sind halt wirklich nur die Besten der Besten - ähnlich wie beim World Grand Prix oder World Matchplay", sagt Schindler. Neben den üblichen Verdächtigen wie Luke Humphries, Luke Littler und Michael van Gerwen zählt The Wall auch Namen wie Ross Smith und Ryan Searle zum engeren Favoritenkreis.
Auch sein eigener Name fällt bei der Aufzählung möglicher Europameister - erleben wir vielleicht schon in diesem Jahr den ersten deutschen Major-Gewinner? Schindler macht seinen Fans Hoffnung: "Ich halte es schon für realistisch. Auf der einen Seite sind es die Dinge, die man selbst aufbringen muss: Eine Mischung aus Konstanz, Momentum und dem Willen zum Gewinnen. Aber man braucht manchmal auch einfach dieses Quäntchen Glück auf der eigenen Seite."
Nächster Halt: Top-16 der Weltrangliste?
Bei einem möglichen Gewinn der Europameisterschaft würde Martin Schindler höchstwahrscheinlich in die Top-10 der Weltrangliste einziehen. Eine Final-Teilnahme würde die deutsche Nummer eins in die Top-16 der PDC Order of Merit befördern. "Ich denke, der Schritt mit den Top-16 kann sowieso schnell von allein passieren, wenn ich bei den Majors einfach gute Ergebnisse einfahre. Ich weiß, dass ich vor zwei Jahren bei den Major-Turnieren keine tiefen Runs hatte. Sollte ich bei der Weltmeisterschaft, dem Grand Slam of Darts oder bei der European Darts Championship einen tiefen Run hinlegen, dann kann das durchaus ganz schnell gehen, dass ich in die Top-16 vorstoße oder vielleicht noch weiter in Richtung Top-10."
Die Top-16 der Weltrangliste, der erste Major-Titel und zwei European Tour-Pokale im Trophäenschrank - all das sind Themen, mit denen sich Schindler vor einigen Jahren nur im Traum beschäftigen konnte. Ende 2020 verpasste The Wall die WM-Qualifikation und verlor somit seine Tour Card. Keine vier Jahre später gehört der Deutsche zu den heißesten Aktien der PDC. "Mit am meisten hat sich über die Zeit auch mein eigenes Mindset verändert. Ich glaube, was mit der größte entscheidende Punkt für diesen Erfolg ist, ist emotionale Reife, die da mit eingeflossen ist. Ich bin Vater geworden. Ich habe mittlerweile eine ganz andere Verantwortung", sagt Schindler, der seit der Geburt seines Kindes auf eine andere Art und Weise gefordert werde.
Was macht The Wall so stark?
Martin Schindler hat sich seit seinem Tour Card-Verlust in die Weltspitze des Dartsports gearbeitet und dabei eine beachtliche Entwicklung hingelegt. Doch was zeichnet den besten Spieler Deutschlands aus? "Ich habe einige Stärken, aber auch definitiv einige Schwächen. Was ich eigentlich immer konstant gut hinbekomme, ist, vom Anfang bis zum Ende komplett durchzuspielen, ohne jemals das Gefühl zu haben, dass ich unterwegs etwas an Konzentration oder Fokus verliere."
Diese Stärken möchte der 28-Jährige in der heißen Phase der PDC-Saison auf den größten Bühnen der Darts-Welt unter Beweis stellen. Neben der European Championship ist Schindler für alle ausstehenden PDC-Majors - den Grand Slam of Darts, die Players Championship Finals und die Darts-WM - qualifiziert. Die Terminplanung des Deutschen ergibt sich in dieser Phase des Jahres von selbst: "Der Kalender ist ab September vollbestückt mit Turnieren. Es ist ja auch nicht so, dass man nur am Samstag und Sonntag das Turnier spielt, sondern man muss am Freitag zum Austragungsort fahren, am Montagabend wieder zurück." Selbst Schindlers Zeit am Practice-Board wird knapp: "In der restlichen Zeit geht es darum, die Motorik aufrechtzuhalten. Das ist mehr oder weniger das Training, weil man durch die ganzen Turniere eh so viel spielt."
Trotz des vollgepackten Turnier-Kalenders genießt die Darts-Europameisterschaft als einziges Ranking-Major auf deutschem Boden einen besonderen Stellenwert: "Ich freue mich am meisten auf das Meer an Menschen, welches von der Bühne aus gut zu sehen ist. Die Westfalenhalle ist meiner Meinung nach eine sehr schöne Halle. Dementsprechend bin ich auf eine tolle Stimmung eingestellt. Ich hoffe, dass ich dem Ganzen dann auch gerecht werden kann."