„Ich habe ein Feuerwerk versprochen – und du hast es bekommen“ – Littler über seinen Comeback-Sieg im Viertelfinale von Wolverhampton

PDC
Sonntag, 16 November 2025 um 10:00
Luke Littler (1)
Luke Littler schreibt weiter an seiner unglaublichen Darts-Geschichte. Der 18-jährige Shootingstar triumphierte beim Grand Slam of Darts auch über Josh Rock – spektakulär, nervenstark und ungeschlagen in Wolverhampton. Was als frustrierender Abend begann, wurde zu einem seiner beeindruckendsten Endspurts der Saison. Jetzt steht Littler erneut im Halbfinale – und die Tür zur Titelverteidigung sowie zum Weltranglistenersten steht weit offen.
Littler, der in dieser Saison bereits mehrfach die Grenzen des Machbaren verschoben hat, bewies einmal mehr Reife und Stabilität. Sein Match gegen Josh Rock war kein gewöhnliches Spiel – es war ein Schlagabtausch zweier junger Superstars, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen treiben. Zuschauer und Experten spürten, dass hier zwei Spieler gegeneinander warfen, die das moderne Darts prägen werden.

„Ich wusste, dass er keinen 89er gegen mich wirft“

Im Presseraum war Littler kaum zu bremsen. Mit einem breiten Grinsen erklärte er: „Ich habe es ja gesagt – gegen Josh gibt’s immer Feuerwerk. Wir holen das Beste aus dem anderen heraus. Ich wusste, dass er keinen 89er-Durchschnitt spielt, wenn er mir gegenübersteht.“
Luke Littler trifft im Halbfinale auf Danny Noppert
Luke Littler trifft im Halbfinale auf Danny Noppert
Die Partie erinnerte an ihr legendäres Aufeinandertreffen beim World Matchplay im Juli, als beide ebenfalls über die volle Distanz gingen. Diesmal lag Littler 6:9 hinten, als er beschloss, das Tempo zu verlangsamen. „Nicht, um ihn rauszubringen“, erklärte er, „sondern für mich selbst. Ich musste runterkommen.“ Der Plan ging auf – der Abend kippte endgültig zu seinen Gunsten.

Eine wütende Pause, ein eiskaltes Comeback

In der dritten Pause verschwand Littler kurz mit hängendem Kopf und geballter Faust von der Bühne. „Ich war einfach wütend – richtig wütend“, sagte er später offen. „Ich war unzufrieden mit meinem Spiel. Manchmal muss man eben runter, atmen, sich sortieren.“ Und genau das tat er. Nach der Pause fand der Engländer zurück in seinen Rhythmus, kontrollierte seinen Wurf – und legte eine der stärksten Schlussphasen des Turniers hin.
Die Zahlen unterstreichen seine Dominanz: 10 der letzten 13 Legs gingen an Littler. Eine Wende, wie sie selten auf dieser Bühne zu sehen ist. „Ab 11:9 passte bei fast jedem Finish das Timing“, meinte er.

Ungeschlagen in Wolverhampton

Die Bilanz des Youngsters ist beeindruckend. Noch nie hat Luke Littler ein Match auf der Grand-Slam-Bühne verloren – weder in der Gruppenphase noch in der K.o.-Runde. „Ja, das fühlt sich gut an“, sagte er ruhig.
Noch bemerkenswerter: Littler hat in seiner noch jungen Karriere kein einziges TV-Ranking-Halbfinale verloren. Diese Serie nährt seine mentale Stärke. „Es ist nur ein weiteres Halbfinale“, meinte er bescheiden. „Aber ich kenne diese Bühne mittlerweile in- und auswendig. Das hilft.“

Rivalität mit Rock: Der Beginn einer neuen Ära

Die Darts-Welt liebt ihre Duelle: Taylor gegen Van Barneveld, Van Gerwen gegen Anderson, Price gegen Wright. Jetzt kommt Littler gegen Rock – die Rivalität der neuen Generation. „Das wird sicher noch öfter passieren“, sagte Littler mit einem Schmunzeln. „Wir sehen uns fast jede Woche auf irgendeiner Bühne. Und wir beide werden besser – das macht’s so spannend.“
Dass sich ihre Karrieren so früh kreuzen, verleiht den Matches zusätzliche Bedeutung. Rock spielt mit Bedingungslosigkeit, Littler mit Präzision und Coolness. Doch auch bei ihm reißt manchmal die Kontrolle. „In der Pause hab ich mich richtig zur Schnecke gemacht“, gab er zu. „Aber anscheinend funktioniert’s – danach kam das Comeback. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht brauch ich das Feuer.“

Titelverteidigung, Weltrangliste, Selbstverständnis

Mit einem Halbfinalsieg gegen Danny Noppert winkt Littler nun die Spitze der Weltrangliste. Mit 18 Jahren wäre er die jüngste Nummer eins der PDC-Geschichte. Auf die Frage, ob dieses Spiel wichtiger sei als das Finale, reagierte er ehrlich: „Ja, ich glaube schon. Ich kann Luke Humphries damit fernhalten. Wenn ich das Finale erreicht habe, kann ich durchatmen.“
Dass ein Halbfinale plötzlich über eine Weltranglistenführung entscheidet, zeigt die Dynamik dieses Turniers. Littler steht nicht nur für Talent, sondern auch für kühlen Ehrgeiz. „Wäre es schöner, Humphries selbst schlagen zu müssen, um ihn abzulösen? Klar. Aber jetzt gilt der Fokus Danny. Ich will sehen, wie er mich fordert.“
Trotz seiner Erfolge hat sich Littler den Blick eines Frischlings bewahrt. „Jedes Spiel fühlt sich groß an“, sagte er. „Sogar in der Gruppenphase. Es reicht manchmal nicht, nur zwei Spiele zu gewinnen. Gian van Veen hat’s gezeigt. Deshalb war ich froh, dass ich alle drei gewonnen hab. Ich bin ungeschlagen hierhergekommen – und stehe jetzt wieder im Halbfinale.“
Littler wirkt auf der Bühne inzwischen wie ein Routinier, aber mit dem Hunger eines Debütanten. Sein Fokus, seine nonchalante Körpersprache und seine Fähigkeit, in heißen Momenten cool zu bleiben, zeichnen ihn aus. Die Zuschauer in Wolverhampton scheinen das instinktiv zu spüren: Sie jubeln nicht nur für den Teenager, sondern für einen künftigen Dominator des Sports.

Das perfekte Timing

Interessant war, dass Littler trotz konstanter Weltklasse lange hinten lag. „Ich hatte 105 Punkte im Schnitt, er 100, dann 110 gegen 101 – und trotzdem war ich hinten“, wunderte er sich. Es war ein Abend, an dem Rock brillant spielte, aber Littler die entscheidenden Momente gewann. „Ich hatte mehrmals ein Finish nach neun Darts stehen. Klar, man hofft auf den Neuner, aber wichtiger war: Ich blieb in Position – und am Ende zahlte es sich aus.“
Schon früher zeigte er, wie aus Frust Energie wird. Beim World Grand Prix gegen Gerwyn Price warf er einst wutentbrannt eine Flasche in die Ecke – danach drehte er das Match. „War es diesmal ähnlich?“ – „Nicht ganz“, grinste er. „Ich blieb sitzen, hab mit mir selbst geredet. War wütend, aber fokussiert. Und ja – es hat wieder funktioniert.“
Luke Littler steht an einem Punkt, an dem Geschichte greifbar wird. Titelverteidigung, Weltranglistenführung, neue Rivalitäten – alles scheint möglich. Seine mentale Stärke, gepaart mit jugendlicher Entschlossenheit, macht ihn zum faszinierendsten Spieler der Gegenwart.
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Aktuelle Kommentare

Loading