„Luke ist ein Weltklassespieler, aber ich kann ihn definitiv schlagen“ – Wie Danny Noppert mit Ruhe, Präzision und Selbstvertrauen das beste Jahr seiner Karriere erlebt

PDC
Sonntag, 16 November 2025 um 9:00
Danny Noppert (1)
Mit einem kontrollierten Lächeln und spürbarer Erleichterung setzt sich Danny Noppert nach seinem Viertelfinalsieg in Wolverhampton in den Presseraum. Der Einzug ins Halbfinale des Grand Slam of Darts bedeutet für den Niederländer nicht nur eine neue Bestmarke, sondern bestätigt ein Jahr, das selbst die nüchternen Zahlen kaum fassen können. Zum fünften Mal in dieser Saison steht der 34-Jährige in einem großen TV-Halbfinale.
Trotz des Erfolgs bleibt Noppert kritisch. „Am Anfang hat man es einfach nicht gesehen. Es war ein bisschen flach“, sagt er rückblickend, ehe er die kleine Analyse mit einem zufriedenen Nicken abschließt. „Aber am Ende waren meine Doppel gut genug. Das hat mich über die Linie gebracht.“ Es ist diese Klarheit, die ihn auszeichnet: keine Ausreden, kein Überschwang – nur der Fokus auf Leistung. „Man kann nicht jedes Mal sein bestes Niveau erreichen“, fügt er hinzu. „Manchmal geht es einfach darum, die richtigen Dinge zur richtigen Zeit zu tun. Und das ist heute gelungen.“

Noppert 2.0 – stärker, klüger, konstanter

Seine Entwicklung in den vergangenen Jahren spürt er selbst am deutlichsten. 2022 gewann er überraschend die UK Open – heute sieht er sich als gereiften Spieler. „Ich glaube schon, dass ich besser bin als damals“, sagt er selbstbewusst. „Jedes Mal, wenn ich auf einer großen Bühne stehe, gehe ich meinen eigenen Weg. Schritt für Schritt. Jetzt bin ich einfach stärker als vor drei Jahren.“
Danny Noppert kämpft in Wolverhampton um seinen zweiten Major-Titel
Danny Noppert kämpft in Wolverhampton um seinen zweiten Major-Titel
Dieser Fortschritt zeigt sich in jeder Statistik. Kaum ein Spieler trat 2025 so konstant auf wie der Mann aus Friesland. Noppert liefert Woche für Woche solide Leistungen, spielt sich in Finals, hält Drucksituationen stand. Kein lauter Typ, kein Showman – eher ein kühler Arbeiter, dessen Präzision und Ruhe ihn auf die großen Bühnen tragen. „Ich gehöre derzeit zu den konstantesten Spielern“, sagt er ohne Zögern. „Heute war nicht mein bestes Match, aber ich habe den Sieg verdient.“
Auch sein Matchplan hat sich verändert. Er agiert strategischer, denkt die Legs tiefer. „Früher wollte ich einfach nur treffen“, beschreibt er. „Heute denke ich das Spiel mehr. Ich weiß, wann ich Tempo rausnehmen muss – und wann ich es erhöhen kann.“ Diese Gelassenheit macht ihn gefährlich, denn wenn Noppert nicht in Topform spielt und trotzdem gewinnt, sagt das viel über ihn aus.

Selbstvertrauen durch große Siege

Wer 2025 mit Namen wie Van Gerwen, Smith oder Humphries in einem Atemzug genannt wird, braucht Erfolge – und Noppert hat sie. Sein Achtelfinalsieg gegen Michael van Gerwen in Wolverhampton gehört zu seinen besten Auftritten des Jahres. „Gegen Michael war es ein gutes Match“, sagt er sachlich. „Aber heute war nicht gestern. Man kann nicht jeden Tag auf dem gleichen Niveau spielen. Ich habe die richtigen Dinge getan, und das gehört einfach zum Dartsport.“
Diese Haltung ist typisch für ihn: Demut und Kontrolle, aber immer verbunden mit einem wachsenden Selbstbewusstsein. „Ich nehme viel Vertrauen aus dieser Woche mit. Luke ist ein Weltklassespieler, aber ich kann ihn definitiv schlagen.“

Kein Humphries diesmal – und das ist okay

Dass er im Halbfinale nicht auf Luke Humphries trifft, sorgt im Presseraum für ein kurzes Schmunzeln. „Ja, natürlich“, sagt Noppert lachend. „In diesem Jahr sind es immer die beiden Lukes – Humphries und Littler. Es ist schön, auch mal jemand anderen zu sehen.“
Doch bevor jemand glauben könnte, er wolle einem Gegner ausweichen, kontert er sofort. „Ob ich lieber nicht gegen einen spiele? Nein. Ich will einfach mittendrin sein – wie ein Hot Dog“, witzelt er. Dann wird es wieder ernst: „Aber sie sind alle großartig. Humphries, Littler, Rock – wir kämpfen alle um die gleichen Titel.“

Top vier der Welt in Reichweite

In der Weltrangliste klettert Noppert unaufhaltsam. Mit seinem Halbfinaleinzug steht er kurz davor, die Top vier zu erreichen – eine Region, in der bislang nur wenige Niederländer dauerhaft auftauchten. „Das würde mir natürlich viel bedeuten“, räumt er ein. „Aber mein Fokus liegt auf dem nächsten Spiel. Ich will Schritt für Schritt besser werden.“
Gegen den deutschen Überraschungsmann Lukas Wenig bewies Noppert nicht nur Klasse, sondern auch Nervenstärke. „Er hat stark gespielt, besonders am Ende. Drei Legs in Folge – da denkst du schon: oje, das kann noch kippen. Aber ich habe an mich geglaubt und die Ruhe behalten.“
Viele Experten sehen in Danny Noppert einen der konstantesten Akteure des Jahres. Er selbst erkennt darin keine Übertreibung. „Ich spiele seit Monaten auf hohem Niveau. Ob das mein Höhepunkt ist? I don’t know. Aber ich wachse weiter.“

Fußball, Freundschaft und Fokus

Zwischen all den Turnieren bleibt gelegentlich Raum für Abwechslung. Besonders genossen hat Noppert kürzlich einen Ausflug in die Premier League – auf Einladung von Wout Weghorst. „Es war mein erstes Premier-League-Spiel überhaupt“, erzählt er lachend. „Er hat mir sogar ein Trikot geschenkt.“ Der Kontakt zum Nationalstürmer zeigt, dass Darts in den Niederlanden längst über die Szene hinaus Beachtung findet. Weghorst sei „ein fantastischer Spieler“, sagt Noppert, und hofft, dass er vielleicht sogar im Halbfinale zuschaut.
Fußball begleitet den Niederländer seit Kindheitstagen. „Ich liebe den Sport“, sagt er. Sein Lieblingsspieler? „Van Persie. Ein großartiger Stürmer, elegant und effektiv.“ Parallelen zum Darts? Die sieht Noppert durchaus: „Im Fußball wie im Darts gewinnst du mit Kontrolle – nicht mit Panik.“
Mit seiner Ruhe, Präzision und dem festen Glauben an den eigenen Weg gehört Danny Noppert längst nicht mehr zu den stillen Außenseitern. Er ist ein Mann, der gekommen ist, um zu bleiben. Zwei Siege trennen ihn nun von der größten Trophäe seiner Karriere seit dem UK-Open-Erfolg 2022.
„Es würde mir sehr viel bedeuten“, sagt er zum Schluss – leise, aber bestimmt. In seinem Blick liegt alles, was diesen Abend beschreibt: Hunger, Entschlossenheit und der unerschütterliche Glaube, dass sein Moment in Wolverhampton gekommen ist.
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