Am Sonntag betritt Gemma Hayter zum ersten Mal in ihrer Karriere die große Bühne der Winter Gardens – und feiert damit ein bemerkenswertes Comeback im Dartsport. Acht Jahre nach ihrem Rückzug steht die 31-jährige Engländerin beim Women’s World Matchplay im Rampenlicht. Den Anstoß für ihre Rückkehr gab ein alter Weggefährte: Weltmeister
Luke Humphries.
Hayter galt in ihrer Jugend als eines der größten Talente im englischen Darts. Bereits mit 14 Jahren debütierte sie in der A-Nationalmannschaft und spielte gemeinsam mit Humphries im Nachwuchs von Hampshire. 2016 qualifizierte sie sich für das englische Nationalteam – und zog sich gleichzeitig vom Darts zurück. „Ich hatte das Gefühl, dass es zu dieser Zeit keine Chance für Frauen gab“, erklärt Hayter im Gespräch mit The Mirror. „Selbst ein Platz im Nationalteam fühlte sich nicht genug an.“
Ein Sport ohne Perspektive
Der mangelnde Rückhalt für den Frauendartsport, die geringen Turniermöglichkeiten und die hohen Kosten führten zur sportlichen Auszeit. „Ich habe 200 Pfund pro Wochenende ausgegeben, nur um für Hampshire zu spielen. Und dabei war kaum etwas für Frauen organisiert.“ Sie konzentrierte sich stattdessen auf ihr Privatleben, baute mit ihrem Partner ein Zuhause auf – und legte die Pfeile für fast ein Jahrzehnt beiseite.
Doch der Funke war nie ganz erloschen. Während der Darts-WM 2023/24 beobachtete Hayter, wie ihr Kindheitsfreund Luke Humphries Weltmeister wurde und Luke Littler die Bühne im Sturm eroberte. „Ich hatte zu Hause noch eine Dartscheibe hängen. Während der WM warf ich ein paar Pfeile und sagte zu meiner Freundin: ‚Das fühlt sich richtig gut an.‘ Sie meinte nur: ‚Wenn du zurück willst, dann machen wir das.‘“
Rückkehr mit Ansage
Im Frühjahr 2024 meldete sich Hayter auf der Women's Series zurück – und wie. Bereits im zweiten Turnier besiegte sie Fallon Sherrock mit 5:1 bei einem Average von 97 Punkten. Ein Statement-Sieg, der sofort für Aufmerksamkeit sorgte. Plötzlich lagen erste Sponsorenverträge auf dem Tisch – und Hayter wandte sich an Humphries. „Ich habe ihm geschrieben: ‚Du kennst das Business besser als ich.‘ Und er hat mir sofort geholfen.“
Kurz darauf unterschrieb sie bei MODUS und Red Dragon – denselben Partnern wie ihr Freund aus Jugendtagen. „Luke ist ein aufrichtiger Typ“, sagt Hayter. „Damals war er ein solider Jugendspieler. Ich hätte nie gedacht, dass er dieses Niveau erreicht. Sein Aufstieg ist beeindruckend.“
Kritik an der PDC: „Warum zeigt ihr uns nicht?“
Trotz des Wachstums der Women's Series bleibt Hayter eine kritische Stimme. Vor allem an der Sichtbarkeit des Frauendarts stört sie sich: „Viele Sponsoren unterstützen kaum weibliche Spielerinnen“, bemängelt sie. Besonders frustriert war sie, als die PDC lediglich sechs Darts eines Women's Series-Finals auf Social Media veröffentlichte. Hayter reagierte direkt: „Ich habe auf X gepostet: ‚Warum werden wir nicht gezeigt?‘ Seitdem hat sich etwas bewegt.“
Für Hayter ist klar: Es braucht mehr Turniere, mehr Öffentlichkeit – und endlich eine eigene Weltmeisterschaft für Frauen innerhalb der PDC. „Die PDC fördert Frauen nur dann, wenn sie Männer schlagen. Das ist traurig. Es gibt großartige Spielerinnen wie Beau Greaves, Fallon Sherrock und Lisa Ashton – aber kaum jemand bekommt das zu sehen.“
Ziel: Ein neues Kapitel schreiben
Nun will Hayter auf der großen Bühne beweisen, dass sie zurück ist – und zwar nicht nur als Außenseiterin. Das
Women's World Matchplay soll der Auftakt zu einem neuen Karrierekapitel werden. „Ich bin bereit“, sagt sie entschlossen. „Und ich denke, es ist jetzt an der Zeit, dass auch der Frauendartsport endlich die Bühne bekommt, die er verdient.“