„Ich muss nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen" - Danny Noppert beeindruckt erneut bei der European Championship

PDC
Sonntag, 26 Oktober 2025 um 9:30
Danny Noppert (1)
Danny Noppert hat bei der European Championship erneut abgeliefert. Mit einer konzentrierten und glasklaren Vorstellung bezwang der 35-jährige Friese den Weltranglistenersten Nathan Aspinall im Achtelfinale – und sicherte sich damit verdient das Ticket für die Runde der letzten Acht. Der Niederländer bestätigt eindrucksvoll seine starke Formphase und untermauert, dass er in diesem Darts-Herbst zu den gefährlichsten Konkurrenten der Tour zählt.
„Es war ein fantastisches Spiel gegen Nathan“, sagte Noppert anschließend bei Dartsnews.de. „Wir waren beide in Topform, und das sah man sofort. Zwei Spieler, beide bei rund 100 Punkten im Durchschnitt – da entsteht automatisch ein großartiges Match.“

Ein Turnier, das ihm liegt

Die Bilanz des Niederländers bei der European Championship spricht für sich: Viertelfinale, Viertelfinale, Halbfinale, Halbfinale – und nun wieder das Viertelfinale. Offenbar hat Noppert eine besondere Verbindung zu diesem Turnier.
Danny Noppert bekommt es in Viertelfinale erneut mit Ricardo Pietreczko zu tun.
Danny Noppert bekommt es in Viertelfinale erneut mit Ricardo Pietreczko zu tun.
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum“, meinte er mit einem Lachen. „Manchmal funktioniert es einfach auf einer bestimmten Bühne. Hier fühle ich mich wohl, alles passt. Ich bin gut drauf, bin entspannt – und genau das spürt man auch im Spiel.“
Es ist diese Ruhe, die Noppert zu einem der gefährlichsten Spieler auf der Tour macht. Zwischen Präzision und Gelassenheit wirkt er nie gehetzt, sondern kontrolliert, fokussiert – ein Spieler, der völlig in seinem Rhythmus liegt.
„Ich bin jetzt ein anderer Spieler als bei meinem Sieg bei den UK Open“, sagte er mit ernster Stimme.

Vom Außenseiter zur festen Größe

2022 war Noppert der Überraschungssieger der UK Open – sein erster großer Titel. Damals galt er für viele noch als Außenseiter. Drei Jahre später ist er ein gesetzter Name unter den Topspielern der Welt. Auf die Frage, ob er sich heute für einen besseren Spieler hält als damals, antwortet er ohne Zögern:
„Ja, absolut. Ich bin ein anderer Spieler geworden“, erklärte er. „Ich lerne jede Woche dazu. Am Anfang der Saison lief es nicht gut – ich hatte einen schwachen Start, wurde nur Siebzehnter im Race für. Aber die letzten Turniere liefen stark, und das gibt mir Selbstvertrauen.“
Diese Wandlung spürt man in seinem Auftreten. Ruhiger Blick, feste Haltung, kaum Gesten – doch wenn er trifft, dann mit Überzeugung.

„Ich habe kein Problem damit, unterschätzt zu werden“

Viele Experten bezeichnen ihn als den wohl „unterschätztesten“ Profi der Tour – einen, der konstant abliefert, aber selten Schlagzeilen macht. Noppert nimmt es gelassen.
„Ich habe kein Problem damit, wie es ist“, sagte er ruhig. „Die Medien schreiben über das, was sie möchten. Ich bleibe einfach ich selbst, das zählt. Meine Familie ist für mich das Wichtigste – nicht, was andere sagen. Natürlich respektiere ich die Medien, aber ich brauche nicht das Rampenlicht.“
Diese Bodenständigkeit macht Noppert zu einem besonderen Typ im Darts-Zirkus. Kein Lautsprecher, kein Tänzer auf der Bühne – sondern ein stiller Arbeiter, der mit Leistung überzeugt.

„Ich habe meinen Fokus wiedergefunden“

Anfang 2025 war für ihn kein leichter Start. Die Ergebnisse blieben unter seinen Ansprüchen. Doch der Friese fand den Schalter zurück – und liefert seither wieder konstant.
„Vielleicht war ich zu Beginn des Jahres ein bisschen platt“, gab er zu. „Man spielt das ganze Jahr über so viele Turniere, da verliert man manchmal den Fokus. Aber in den letzten Monaten habe ich ihn zurückgewonnen. Jetzt bin ich wieder hungrig.“
Die Zahlen bestätigen seine Worte: aktuell Top 16 der Welt, Tendenz steigend. „Ich bin etwa Zehnter oder Elfter, damit bin ich zufrieden“, so Noppert. „Aber ich will weiter nach oben. Schritt für Schritt besser werden – das ist mein Ziel.“

Wiedersehen mit Pietreczko

Im Viertelfinale in Dortmund wartet Ricardo Pietreczko. Der Deutsche erinnert sich nochg gut an das letztjährige Aufeinandertreffen.
„Ricardo hat mich daran erinnert“, sagte Noppert schmunzelnd. „Er meinte: ‚Weißt du noch, letztes Jahr im Viertelfinale?‘ Klar weiß ich das. Er ist ein starker Spieler, hat das Publikum im Rücken. Aber ich konzentriere mich auf mich selbst – das ist alles, was ich kontrollieren kann.“
Ricardo Pietreczko (3)
Der Deutsche konnte im Achtelfinale Jermaine Wattimena schlagen.

Respekt unter Profis

Das Duell mit Aspinall endete mit einem sportlichen Handschlag und ehrlichen Worten. „Nathan sagte, meine Finishes seien fantastisch gewesen“, erzählte Noppert sichtlich stolz. „Er ist ein echter Kämpfer, jemand, der nie aufgibt. Das respektiere ich sehr – wir ticken ähnlich. Er hatte nicht sein bestes Spiel, aber er bleibt ein großer Spieler.“
Und tatsächlich – seine Finishes waren Weltklasse: Checkouts über 70, 94 und 130 Punkte. Alles Präzision, alles aus Training.
„Ich teile mein Training etwa 50/50“, erklärte Noppert. „Halb Scoring, halb Finishing. Denn wenn du nicht sauber abschließen kannst, nützt dir das Scoring nichts. Ich glaube, diese Balance ist jetzt perfekt.“

Mehr Emotionen, mehr Präsenz

Auffällig ist, dass Noppert auf der Bühne in letzter Zeit emotionaler reagiert – kleine Fäuste, ein kurzes Aufatmen, ein Lächeln Richtung Publikum.
„Ja, stimmt“, grinste er. „Ich glaube, das liegt daran, dass ich besser spiele. Diese Emotionen kommen direkt aus dem Herzen. Wenn es läuft, spürst du das einfach und willst es zeigen. Das ist Teil des Spiels.“
Trotz Aufschwung und gesteigerter Präsenz bleibt er realistisch. „Natürlich will ich Turniere gewinnen“, sagte er. „Aber ich setze mir keine verrückten Ziele. Wenn ich die Saison unter den ersten Acht abschließen kann, wäre das großartig. Ich will mich einfach kontinuierlich verbessern.“
Diese Haltung hat er sich hart erarbeitet – sie ist das Fundament seines Spiels. Keine Überheblichkeit, kein Druck. Nur ein klarer Plan und viel Disziplin.

Fast wie ein Heimspiel

Dortmund fühlt sich für Noppert fast wie Heimat an. „Von meiner Wohnung sind es zweieinhalb Stunden hierher“, erzählte er. „Das ist perfekt – auch für meine Familie. Meine Brüder sind da, sogar die Freundin meines Bruders ist mitgekommen. Das bedeutet mir sehr viel.“
Familie, Fokus, Fortschritt – das scheint die Formel des Mannes aus Joure zu sein. Kein Lärm, keine Schlagzeilen – nur Ergebnisse.
Und wenn man ihn am Ende fragt, was ihn antreibt, antwortet er mit seiner typischen Ruhe: „Ich bleibe ich selbst – das ist das Wichtigste. Wenn ich das tue, kommen die Ergebnisse von allein.“














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