Nach seinem
3:0-Erfolg gegen Dimitri Van den Bergh stand
Darren Beveridge in der Auftaktrunde der
Darts WM 2026 noch sichtbar unter Strom. Der Schotte, der den passenden Spitznamen „Ice Cold“ trägt, feierte sein Debüt im Alexandra Palace – und tat das auf eindrucksvolle Weise. Mit einem abgeklärten, kontrollierten Auftritt holte er seinen ersten WM-Sieg, machte einen großen Schritt in Richtung Erhalt seiner PDC Tour Card und musste das Erlebte zunächst sacken lassen.
„Ehrlich gesagt ist es noch nicht richtig angekommen“, sagte Beveridge kurz nach dem Match
im Rahmen der Pressekonferenz, auf der auch Dartsnews anwesend war (YouTube). „Vielleicht trifft es mich später, wenn ich im Bett liege und mein Puls endlich wieder normal ist. Aber ich genieße es enorm.“
Kühler Kopf auf der heißesten Bühne
Seinem Spitznamen machte Beveridge alle Ehre. Äußerlich ruhig und scheinbar unbeeindruckt von der größten Bühne im Dartsport spielte er, als stünde er an einem gewöhnlichen Pro-Tour-Abend am Oche. Ganz ohne Nervosität ging es jedoch nicht.
Darren Beverdige trifft in der zweiten Runde der WM Darts 2026 auf Madars Razma
„Innen lief mir der Schweiß runter“, lachte der Schotte. „Aber ich weiß, was ich kann. Es ging vor allem darum, ruhig zu bleiben, schon im Players Room. Wenn ich mein Spiel spiele, weiß ich, dass ich Matches gewinnen kann. Das war mein einziger Fokus.“
Dieser Ansatz zahlte sich aus. Beveridge spielte solide, punktete konstant und blieb vor allem auf die Doppelfelder eiskalt. Eine Leistung, die keineswegs aus dem Nichts kam.
Ein klarer Aufwärtstrend
In den vergangenen Monaten zeigte die Formkurve des Schotten klar nach oben. Auf der Pro Tour deutete er mehrfach an, dass er den nächsten Schritt gemacht hat – sein WM-Auftritt bestätigte diese Entwicklung. „Ich denke schon, dass ich mein Spiel auf ein höheres Niveau gehoben habe“, erklärte Beveridge. „Mein erstes Jahr auf der Tour war vor allem Eingewöhnung, meinen Rhythmus finden. Im zweiten Jahr fiel vieles eher an seinen Platz.“
Mit diesem Wissen reiste er selbstbewusst zur WM. „Ich wusste, wenn ich dieses Niveau hier zeigen kann, werde ich Chancen haben.“
In der nächsten Runde wartet mit
Madars Razma ein erfahrener Gegner. Beveridge schätzt seine Möglichkeiten realistisch, aber selbstbewusst ein. „Hundert Prozent“, antwortete er entschlossen auf die Frage nach seinen Chancen. „Madars hat in seinem ersten Match nicht großartig gespielt. Wenn ich wiederholen kann, was ich heute gezeigt habe, dann habe ich absolut eine Chance.“
Gleichzeitig bleibt er bodenständig. „Ich weiß, dass Madars es besser kann. Ich gehe nicht von seinem letzten Spiel aus. Ich schaue nur auf mich: Wenn ich gut spiele, kann ich mithalten.“
Ein langer, harter Weg in den Ally Pally
Dieser Sieg bedeutete für Beveridge weit mehr als nur das Weiterkommen. Er war der vorläufige Höhepunkt eines jahrelangen, kräftezehrenden Weges. Super Series, Q-School, der Kampf um das Erobern und Verteidigen der PDC Tour Card – all das forderte seinen Tribut. „Es war mental auszehrend“, sagte er offen. „Ich habe unglaublich viel dafür aufgegeben. Meine Familie weiß, wie hart es manchmal war. Ich habe sogar meinen Job aufgegeben, um voll darauf zu setzen.“
Umso tiefer ging dieser Moment. „Dass ich jetzt hier stehe und auf dieser Bühne ein Match gewinne… das bedeutet mir die Welt.“
Auch sportlich steht viel auf dem Spiel. Beveridges PDC Tour Card ist gefährdet, eine starke WM kann über Verbleib oder Rückkehr zur Q-School entscheiden. Dennoch versucht er, diesen Druck auszublenden. „Es ist im Grunde ganz einfach“, erklärte er nüchtern. „Wenn ich Matches gewinne, behalte ich meine PDC Tour Card. Wenn nicht, dann nicht. Ich werde es nicht größer machen als das.“
Mental fühlt er sich deutlich gefestigter als noch vor zwei Jahren. „Damals war alles neu. Jetzt weiß ich, was die Pro Tour bedeutet. Eine PDC Tour Card zu holen, ist eigentlich der leichte Teil – sie zu behalten, ist das Schwierige.“
Ein Kindheitstraum wird wahr
Die Ankunft im Alexandra Palace bleibt für Beveridge unvergesslich. „Es ist so surreal“, beschrieb er den Moment. „Als Kind habe ich davon geträumt, eines Tages hier zu spielen. Und plötzlich fährst du Muswell Hill hoch und siehst den Palast vor dir.“
Ganz real fühlt es sich für ihn dennoch noch nicht an. „Ich kann es immer noch nicht ganz fassen. Vielleicht kommt das erst später.“
Als Schotte weiß Beveridge um die großen Namen seines Landes.
Gary Anderson und Peter Wright dienen als Orientierung. „Absolut“, sagte er. „Gary trägt im Moment die schottische Fahne. Wenn ich auch nur ein kleines bisschen das schaffen kann, was er erreicht hat, bin ich auf einem guten Weg. Ich werde nicht sagen, dass ich zwei WM-Titel gewinne, aber seinen Weg zu gehen? Das wäre großartig.“
Zudem sieht er das schottische Darts insgesamt im Aufwind. „Cameron Menzies kommt, junge Spieler machen es gut. Wichtig ist, dass ich zeige: Ich bin auch da.“
Von den Besten lernen
Auf der Pro Tour sitzt Beveridge regelmäßig mit etablierten Namen wie Gary Anderson, Ian White und Cameron Menzies am Tisch. Dieses Umfeld prägt ihn. „Ian White teilt viele Erfahrungen, erzählt, wie er seine Karriere aufgebaut hat. Das hilft enorm“, sagte Beveridge. „Und Gary… ja, der sitzt den ganzen Tag am Tisch, trainiert nicht, steht auf und gewinnt einfach Pro Tours“, scherzte er. „Da kannst du nicht wirklich Trainingsratschläge bekommen, aber kleine Tipps zum Umgang mit Situationen sind Gold wert.“
Während seines WM-Matches fiel auf, dass sein Gegner sichtbar mit sich haderte. Beveridge ließ sich davon nicht beeinflussen. „Ich habe meine eigene Aufgabe“, erklärte er. „Ich schaue nicht darauf, was der andere macht. Ich stehe an meinem Tisch, trinke Wasser, bleibe ruhig. Ich habe Legs zu gewinnen.“
Diese Denkweise nimmt er auch in die nächste Partie mit. „Ein Match nach dem anderen. Mehr kann ich nicht tun.“
Eines stellte Darren Beveridge zum Abschluss unmissverständlich klar: Er ist nicht nach London gereist, um nur Teil der Kulisse zu sein. „Ich will daraus eine Karriere machen“, sagte er entschlossen. „Ich will eines Tages Majors gewinnen. Ich bin nicht hier, um einfach nur Mitläufer zu sein.“