Für Marvin van Velzen war der Dartsport nie nur ein Hobby. Es war immer ein Traum, ein Ziel, das langsam aber sicher Gestalt annahm. Und jetzt hat er mit dem Erhalt seiner PDC Tour Card einen wichtigen Meilenstein erreicht. Aber für van Velzen fühlt sich das nicht wie eine Endstation an. Vielmehr ist es der Beginn von etwas Großem, das im Idealfall zu einem Platz unter den Top-32 der Weltrangliste führt.
Das Qualifikationsturnier für die PDC Tour Card, die Q-School, ist ein zermürbender Kampf, den nur die Stärksten überstehen. Für van Velzen begann das viertägige Turnier etwas holprig. Sein Spiel war in Ordnung, sein Durchschnitt lag um die neunzig, aber die Ergebnisse waren nicht immer nach seinem Geschmack.
Am Finaltag wusste er, dass es nur eine Option gab: gewinnen. Keine Berechnungen, keine Überprüfung der Zwischenranglisten, einfach jedes Spiel als Finale angehen. "Ich habe mir am Abend vorher nur die Rangliste angesehen und wusste, dass ich das Turnier praktisch gewinnen musste", sagt er in einem ausführlichen Interview mit Dartsnews.de. Und mit dieser Alles-oder-Nichts-Mentalität kam der Erfolg. Am Ende reichte ein Halbfinaleinzug, um sich die begehrte Tour Card zu sichern. An diesem Finaltag besiegte er unter anderem Danny Jansen, Stefan Bellmont, Darius Labanauskas und Anton Ostlund.
"Das ist der Traum, das Ziel, das man wenigstens einmal im Leben erreichen möchte", sagt er. Aber es blieb kaum Zeit, es zu genießen, denn schon bald stand die nächste Herausforderung an: der Ernstfall auf der Pro Tour.
Erster Eindruck von der Pro Tour
Sein erster Monat auf der Pro Tour war eine Lernerfahrung. "Es ist hart, aber ich merke, dass das Niveau definitiv vorhanden ist", sagt van Velzen. Dennoch hat er das Gefühl, dass er immer noch einen Schritt hinter den Spielern zurückliegt, die schon seit Jahren auf der Tour sind. "Man merkt, dass viele Spieler einfach an diesen Rhythmus und den mörderischen Zeitplan gewöhnt sind. Aber ich lerne schnell, und ich weiß, dass ich große Fortschritte machen kann."
Der größte Unterschied zu dem Niveau, das er gewohnt war, liegt in der Rücksichtslosigkeit der erfahrenen Profis. "Wenn man daneben wirft, wird das fast immer bestraft", erklärt er. "Ich habe oft erlebt, dass ich eine Chance verpasst habe und mein Gegner dann gnadenlos zugeschlagen hat. Damit muss man lernen umzugehen. Man darf sich nicht mit einer verpassten Chance herumärgern."
Sein erster Sieg auf der Pro Tour war daher ein wichtiger mentaler Schub. "Das ist etwas, womit viele Spieler zu kämpfen haben, diesen ersten Sieg zu erringen. Für mich war es eine riesige Erleichterung, dass ich diesen Stoß gleich mitnehmen konnte."
Viele Neulinge sehen ihr erstes Jahr auf der Pro Tour als ein Jahr des Lernens, eine Zeit der Eingewöhnung und des Sammelns von Erfahrungen. Aber Van Velzen denkt anders. "Ich gehe nicht in ein Turnier, um Erfahrungen zu sammeln. Ich will gewinnen. Ich weiß, was ich kann, und wenn ich mit der Einstellung 'Wir werden sehen' dastehe, kann ich genauso gut nicht spielen."
Seine Ziele für diese Saison sind klar. "Ich möchte mich für die Darts WM qualifizieren. Und wenn möglich, will ich es bis zu den Players Championship Finals schaffen. Aber um das zu erreichen, muss ich in den Turnieren weit kommen und wirklich Fortschritte machen."
Diese Kämpfermentalität nimmt er auch mit auf die großen Bühnen. "Ich liebe es, auf einer Bühne zu spielen, mit einem Publikum. Das gibt mir Energie. Bei der MODUS Super Series habe ich in einer stillen Halle gespielt, aber am Samstagabend war sie voll. Das habe ich genossen. Je größer das Publikum, desto besser bin ich gestimmt."
Heutzutage haben fast alle Darter einen Spitznamen. Van Velzen trägt den Spitznamen "The Terminator", ein Name, der ihn seit seiner Kindheit begleitet. "Als ich als 12-Jähriger mit dem Dartspielen anfing, spielte ich oft mit einer Gruppe von Freunden aus dem Fußball", sagt er. "Nach dem Training warfen wir einen Dart und dachten uns Spitznamen für die anderen aus, inspiriert von dem, was wir im Fernsehen sahen. Einer dieser Spitznamen war 'The Terminator', und er ist immer hängen geblieben. "Er erinnert mich daran, wie ich angefangen habe, er hat etwas Nostalgisches", erklärt van Velzen.
Jetzt, wo er zu den Profis gehört, beginnt sich ein neuer Traum zu formen. Wo will er in zwei Jahren stehen? "Am liebsten unter den besten 32. Dann spielt man automatisch alle großen Turniere und hat die Teilnahme an der Weltmeisterschaft sicher. Ich denke, ich bin gut genug, um meine Tour Card über einen längeren Zeitraum zu behalten und dann auf lange Sicht wirklich schöne Dinge zu tun. Aber erst einmal Schritt für Schritt.''
Im Moment konzentriert er sich auf die laufende Saison, in der er sich verbessern will. "Es geht um Beständigkeit. Ich kann gut werfen, aber ich muss sicherstellen, dass ich immer auf diesem Niveau bin. Ich versuche einfach, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen."
Debüt bei UK Open
Die Chance, zum ersten Mal ein Match bei einem PDC-Major zu gewinnen, wird später in dieser Woche folgen, wenn Van Velzen sein Debüt bei den UK Open in Minehead gibt.
Van Velzen wird in der ersten Runde auf Tom Bissell treffen, der wie der Niederländer seit diesem Jahr eine PDC Tour Card besitzt. ''Ich habe ihn noch nicht wirklich werfen sehen, also ist es auch für mich eine Unbekannte'', sagt er über seinen englischen Gegner. "Aber auf der anderen Seite fange ich auch gerade erst an und ich werde ihn bestimmt nicht unterschätzen. Letztendlich ist er aber ein Tour Card-Inhaber, so dass ich vielleicht besser abgeschnitten hätte. Ich muss es einfach Topf für Topf betrachten. So einfach muss man es sich auch machen, denke ich.''
Das Ziel von The Terminator ist es, die vierte Runde zu erreichen. Das ist der Zeitpunkt, an dem die Top-32 der Weltrangliste antreten. ''Ich würde sowieso gerne an diesem Freitagabend spielen können. Über ein Ziel für den Rest habe ich nicht wirklich nachgedacht, aber ich hasse es sowieso zu verlieren'', lachte er abschließend.