Auf den ersten Blick hatte niemand erwartet, dass Nordirland den
World Cup of Darts in Frankfourt gewinnen würde, zumal einer der beiden Spieler einen Turnieraverage von 81 Punkten erzielte. In der PDC reicht ein solcher Average normalerweise nicht einmal, um die erste Runde bei einem Turnier zu überstehen, geschweige denn einen prestigeträchtigen TV-Titel gegen die absolute Weltspitze zu gewinnen.
Auch andere Statistiken überraschen: Mit nur drei 180ern und sechs 140ern am gesamten Wochenende hat
Daryl Gurney in dieser Hinsicht auf dem Papier unterdurchschnittlich abgeschnitten. Aber die Zahlen erzählen nicht die ganze Geschichte. Gerade bei dem neu gestalteten Format des World Cups, bei dem nur noch Paarspiele ausgetragen werden, kommt es auf Timing, Rolling und Teamwork an, und darin glänzte Nordirland
so zeigen die Zahlen des PDC-Statistikers Christopher Kempf.
Seit dem neuen Format im Jahr 2023 kann sich kein Team mehr hinter starken Einzelleistungen verstecken. Während 2022 das Team Australien trotz einer Niederlage im Einzel den World Cup gewann, zählt jetzt nur noch die kollektive Leistung. Keine kurzen Einzel mehr, keine schnell beendeten Spiele in sieben Legs. Das Finale 2025 wurde zu einem Zermürbungskrieg mit 19 Legs, den Nordirland für sich entscheiden konnte.
Rock der 'Opener', Gurney der 'Finisher'
Eine Schlüsselrolle nahm dabei
Josh Rock ein, einer der besten 180er-Werfer der gesamten Tour. Als Spieler, der jedes Leg eröffnete, trug er maßgeblich zum Scoring bei. In 51 Legs schaffte er es, nach seiner ersten Aufnahme Gurney jeweils 401 oder weniger Punkte übrig zu lassen. Nur in rund 20 Prozent seiner Eröffnungen blieb er ohne ein Triple. Mit seiner zweiten Aufnahme traf er in der Hälfte der Fälle mindestens zwei Triple, was letztlich zu 20 Chancen für Gurney auf den Doppeln führte.
Zum Vergleich: Wales hatte zwar einen etwas höheren Mannschaftsaverage, schaffte aber dennoch weniger Finishing-Versuche (19 in 54 Legs). Ohne den beeindruckenden 99er Average von Rock wäre Nordirland wahrscheinlich schon im Viertelfinale ausgeschieden.
Gurneys Stärke: unter Druck checken
Die Stärke von Daryl Gurney lag im Abschluss. Sein Average von 81 Punkten wird seinem tatsächlichen Einfluss kaum gerecht. So beendete er 17 seiner 22 Checks unter 60 Punkten Rest. Solche kleinen Checks drücken den Average, sind aber oft entscheidend.
Darüber hinaus erzielte Gurney in entscheidenden Momenten zwei Ton-plus-Finishes, darunter ein 130er-Finish im ersten Leg des Finales. Sein Timing war hervorragend: zwei seiner drei 180er kamen zu einem Zeitpunkt, als Nordirland mit 4:5 zurücklag, sowohl im Viertel als auch im Finale. Der dritte kam im entscheidenden Leg des Turniers: ein 11-Darter in seinem eigenen Leg, mit dem er sogar ein Maximum von Gerwyn Price neutralisierte.
Keine Superstars, aber perfekte Rollen
Während frühere Siegerteams oft aus Weltmeistern oder Rekordhaltern bestanden, war dies bei Nordirland keineswegs der Fall. Aber noch nie haben wir eine Mannschaft gesehen, die das Format so geschickt genutzt hat.
Rock war für das Scoring verantwortlich, Gurney behielt bei den Doppeln einen kühlen Kopf. Zusammen spielten sie genau die richtige Rolle zur richtigen Zeit. Beim World Cup of Darts 2025 ging es nicht um die höchste Punktzahl, sondern um das cleverste Paar. Und das brachte Nordirland den ultimativen Preis ein.